News für unsere Region.

Fünf Millionen Franken für eine Medaille

Der Sensler Daniel Burger ist Leiter im Bereich Spitzensport von Swiss Shooting - und schaut in die Zukunft des Schweizer Schiesssports.

Chiara Leone ist für den Schweizer Schiesssport goldwert - und lässt sich gut vermarkten © Keystone

Daniel Burger ist seit neun Jahren beim Schweizer Schiesssport-Verband tätig, dies unter anderem im Bereich Spitzensport und Nachwuchsförderung von Swiss Shooting. Der 57-jährige Sensler aus Tafers war selbst jahrelang Sportschütze bei Tafers (300  m und 10  m) und für Alterswil im Kleinkaliber. Zu seinen persönlichen grössten Erfolgen gehören der Gewinn des Weltmeistertitels an der Militär-WM 2001, der Vize-Europameister-Titel 1997 und zahlreiche Siege im Europacup.

In seiner Zeit beim SSV hat Daniel Burger eine Schlüsselrolle in der Transformation und Professionalisierung des Schweizer Schiesssports gespielt. Er war federführend für die Implementierung des Nationalen Leistungszentrums (NLZ) in Magglingen im Jahr 2016.

Baumeister der Goldmedaille von Paris

Der Sensler Daniel Burger ist Headcoach von Chiara Leone. Die Aargauerin gewann an den Olympischen Spielen in Paris Gold in der Dreistellung Gewehr 50 Meter und triumphierte mit einem neuen Olympia-Rekord. Wie Nina Christen vor drei Jahren an den Olympischen Spielen in Tokyo gewann nun auch Chiara Leone Gold in der Königsdisziplin.

Headcoach zeigte sich tief bewegt: "Es ist überwältigend, unglaublich, dass ich das erleben darf. Mein letzter Wettkampf als Teamchef, und dann noch einmal auf den Punkt eine Olympiasiegerin. Das ist einfach unglaublich". Daniel Burger hätte nie gedacht, dass es zum Abschluss seiner neunjährigen Mission beim Verband noch zwei Olympiamedaillen gibt. Neben Chiara Leone gewann die 21-jährige Jurassierin Audrey Gogniat Bronze über 10 m Luftgewehr.

Daniel Burger war aber stets davon überzeugt, dass die professionelle Arbeit und die Qualität der Ausbildung die Schützinnen ganz nach vorne bringen könne. Trotz der grossen Erfolge in den letzten Jahren musste Swiss Shooting hartnäckig um jedes benötigte Mittel kämpfen:

Bei jedem Franken, den ich ausgeben wollte, gab es mit Swiss Olympic eine riesige Diskussion

Oft musste er zehnmal nachhaken, um an Ausbildung- und Fördergelder zu kommen. Mit einem Jahresbudget von rund zweieinhalb Millionen Franken musste Daniel Burger oft schwierige Entscheidungen treffen. "Das ist einfach die Realität des Spitzensports. Es ist nicht sehr sozial, dass man Schützinnen und Schützen sagen muss, dass sie kein Potenzial haben, an die Weltspitze zu kommen." Und der Sensler ergänzt: 

Geld bedeutet optimieren, den Kader klein halten und die richtigen Personen fördern

Im Vergleich zu Swiss Athletics mit einem Budget von 15 Millionen Franken hat der Schweizer Schiesssport-Verband ein bescheidenes Budget, kann aber grosse Erfolge vorweisen. "Swiss Athletics hat seit Werner Günthör 1988 mit der Bronzemedaille kein Edelmetall mehr gewonnen. Wir hingegen können mehrere Medaillen vorweisen."

Low-cost-Medaillen

Chiara Leone und Audrey Gogniat verbringen bis zu 70 Stunden pro Woche im Schiessstand. "Das sind unsere ganz grossen Arbeitstiere", so Daniel Burger.

Dank klugen Entscheidungen und die optimale Nutzung der begrenzten finanziellen Ressourcen holt Swiss Shooting optimale Resultate: "Eine Medaille hat Swiss Shooting ungefähr fünf Millionen Franken gekostet in den letzten drei Jahren". 

Um das Erfolgsniveau von Swiss Shooting auf internationaler Ebene halten zu können, muss laut Burger in den nächsten vier Jahren jährlich mindestens 50'000 zusätzlich investiert werden. Ohne diese Investitionen sei es nicht mehr möglich, den Erfolg aufrechtzuerhalten, so der abtretende Headcoach. 

Der Konkurrenzkampf mit China

Swiss Shooting konkurriert in einer Sportart, die von Ländern wie China und Korea dominiert wird. "China hat in Peking drei Schiessschulen mit je rund 10'000 Schützinnen und Schützen". Diese Länder verfügen über riesige Budgets und Ressourcen, die für Swiss Shooting unvorstellbar sind. Um mit diesen Giganten Schritt zu halten, hat Swiss Shooting einen einzigartigen Ansatz entwickelt.

Der Verband konzentriert sich nicht nur auf das Training im Schiessstand, sondern widmet sich auch anderen Aspekten wie Ausdauer oder Krafttraining. "Die Chinesen sind Wiederholungstäter, sie machen x-100mal dieselbe Übung und schiessen pro Jahr pro Person rund  100'000 Schuss. Wir probieren es mit Alternativen."

Und Daniel Burger hat in Paris Recht bekommen. An Olympischen Spielen zählt nicht mehr nur die Wiederholung, es zählen andere Faktoren wie Neurotraining und Sportpsychologie. Chiara Leone und Audrey Gogniat haben es bewiesen. 

RadioFr. - Martin Zbinden
...