Gerhard Andrey: "Es war sehr intensiv"
Der Freiburger Grüne wurde heute nicht in den Bundesrat gewählt. Und trotzdem zeigt er sich im Interview mit RadioFr. zufrieden.

Am Schluss waren es 59 Stimmen, die Gerhard Andrey bei der Kampfwahl um den Bundesratssitz von Ignazio Cassis erhalten hat. Zu wenige, um den amtierenden Aussenminister in Bedrängnis zu bringen. Kurz nach der Wahl haben wir ihn getroffen und mit ihm über sein Ergebnis gesprochen.
RadioFr.: Wie enttäuscht oder zufrieden sind Sie nach dieser Nicht-Wahl?
Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit den fast sieben Wochen einer Kampagne, in der wir es geschafft haben, als Grüne zu zeigen, dass wir einen Zugang zur Landesregierung brauchen und einen Anspruch darauf haben, der legitim ist. Ich habe mir heute ein bisschen mehr Mut vom Parlament gewünscht. Es ist schliesslich die Verantwortung von jedem Ratsmitglied, Konkordanz zu leben. Das heisst, die wichtigen Kräfte dieses Landes in die Landesregierung zu nehmen. Das ist heute einmal mehr nicht passiert. Das ist natürlich enttäuschend, aber gleichzeitig auch nicht überraschend, weil man leider annehmen musste, wie es herauskommt. War heute auch der falsche Zeitpunkt? War das Setting nicht optimal, um Ihre Wahl zu erreichen?
In der Demokratie gibt es Umstände und Zustände, die man nicht wählen kann. Der "richtige", der "gute" Zeitpunkt, darüber zu diskutieren ist etwas, was ein wenig müssig ist. Am Schluss gibt es hier um einen demokratischen Prozess. Wir sind eine Partei, die eine gewichtige Stimme hat. 25 Prozent der Stimmenbevölkerung ist nicht repräsentiert in der Landesregierung. Unser Angebot war es, einen wesentlichen Teil davon zu repräsentieren. Am Ende ist das heute nicht passiert, was ich natürlich bedauere. Aber es war ein gutes, ein ehrliches Angebot. Den richtigen Zeitpunkt gibt es in diesem Sinne nie oder auch immer.
Dann wäre es aus Ihrer Sicht nicht sinnvoller gewesen, auf einen Rücktritt von Bundesrat Cassis zu warten?
Es war eine Gesamterneuerungswahl. Alle, auch die amtierenden Bundesrätinnen und Bundesräte, waren Kandidierende. Sie mussten wiedergewählt werden. Und wenn Wahlen Konsequenzen haben sollen, dann muss es möglich sein, dass man tatsächlich an Erneuerung durch eine tatsächliche Wahl erreichen kann. Das ist heute nicht wirklich passiert.

Wie geht es jetzt weiter mit Gerhard Andrey?
Jetzt kann ich ein wenig herunterfahren nach diesem Mediensprint. Es war sehr intensiv. Man darf nicht vergessen, dass vorher noch die eidgenössischen Wahlen stattgefunden haben. Es war eine ziemlich intensive Zeit. Und ich freue mich jetzt - das ist natürlich das Positive, nicht gewählt zu sein - mich in der nächsten Zeit etwas zu erholen. Das wird jetzt wahrscheinlich als Erstes im Vordergrund stehen. Nebst der Wintersession, die natürlich noch eine Woche stattfindet.





