Gerhard Andrey: "Ich möchte Albert Rösti eine Chance geben"

Vor allem die Grüne Partei hat mit Umweltminister Albert Rösti Mühe. Der Freiburger Gerhard Andrey ist ebenfalls enttäuscht, findet aber auch positive Worte.

Gerhard Andrey am Rednerpult im Nationalrat. © KEYSTONE

Mit Albert Rösti hat ein Vertreter der SVP das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation übernommen. Rösti machte sich im Nationalrat auch als Erdöl-Lobbyist einen Namen, er war von 2015 bis 2022 Präsident von Swissoil, dem Dachverband der Brennstoffhändler der Schweiz. Es braucht keine Politologen, um herauszufinden, die Grüne Partei ist mit Albert Rösti als Umweltminister nicht einverstanden. Auch der Freiburger Grüne Nationalrat Gerhard Andrey versteckt seinen Frust nicht. "Leider musste man erwarten, dass das so rauskommt, eine Überraschung war das nicht wirklich und deshalb bin ich auch enttäuscht", sagt Gerhard Andrey gegenüber RadioFr.

Ich bin optimistisch - weil ich ein optimistischer Mensch bin

Jedoch sei er auch Demokrat, betont Andrey. Er wisse, wie das Schweizer Politsystem funktioniere und er verstehe das auch. Er bleibe trotzdem optimistisch, aber dies in erster Linie, weil er ein optimistischer Mensch sei. Mit diesen Worten tönt Gerhard Andrey noch vergleichsweise diplomatisch im Gegensatz zum offiziellen Statement seiner Partei.

"Der Ölbaron übernimmt das UVEK" hiess es beispielsweise auf dem Twitterkanal der Grünen Partei der Schweiz. Gewohnt unter der Gürtellinie äusserte sich auch der Klimastreik Schweiz und bezeichnete den neuen Bundesrat in seiner Demonstrationsankündigung plump als "Ölbert" Rösti.

Diese Ängste versteht auch Gerhard Andrey durchaus. "Wenn wir im UVEK jetzt natürlich jemanden haben, der Jahrzehnte lang Erdöl und Asphalt vertreten hat, da ist der Respekt natürlich schon sehr gross". Nur kritische Worte findet Gerhard Andrey aber nicht. Er sagt: "Ich möchte ihm diese Chance geben, das gehört sich so".

Ein Jahr Zeit sich zu bewähren

Der Freiburger erwartet von Albert Rösti nun, dass er sich staatsmännisch verhält und eine einende Politik betreibt. Der Bundesrat sei ja schliesslich eine Kollegialbehörde und Rösti müsse jetzt die Ansichten des Bundesrats vertreten. Genau dazu gehört beispielsweise der indirekte Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative, über den voraussichtlich am 18. Juni 2023 abgestimmt wird. Das Initiativkomitee hat die Gletscherinitiative anfangs Oktober zugunsten eines indirekten Gegenvorschlags des Bundesrates zurückgezogen, dagegen hat die SVP das Referendum ergriffen, das letzte Wort liegt jetzt also beim Volk. Albert Rösti muss im Sinne des Bundesrats also die Argumente der Regierung vertreten, gegen seine SVP notabene.

Insgesamt dürfte das Jahr 2023 zum Probejahr für Albert Rösti werden, in dem er sich als Umweltminister beweisen muss. Denn Ende 2023 finden Gesamterneuerungswahlen statt, bei denen er im Amt des Bundesrates bestätigt werden muss. Für Gerhard Andrey steht jedenfalls fest, "Ich sehe einen gewissen Vorteil darin, dass Albert Rösti eine gesamtbundesrätliche Meinung vertreten muss.

RadioFr. - Ivan Zgraggen
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