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Gerhard Andrey übernimmt die Leitung von In Situ

Der Freiburger Nationalrat und Unternehmer will mit der Kulturagenda In Situ eine neue Etappe in Angriff nehmen und unter anderem den Informationsaustausch stärken.

Gerhard Andrey wird Präsident der Kulturagenda In Situ. © RadioFr.

Gerhard Andrey engagiert sich seit mehreren Jahren für die Belange der Freiburger Kulturbranche. Bis vor Kurzem war er Präsident der Association K/Verein C, der Dachorganisation der Freiburger Kulturveranstalter. In seiner Rolle als neuer Präsident der Freiburger Kulturagenda In Situ strebt Andrey gemeinsam mit dem Team nun die weitere Professionalisierung dieser Struktur an. Im Sinne eines Service Public sollen Informationen über kulturelle Veranstaltungen jeglicher Couleur besser und unkomplizierter kommuniziert werden.

Valentin Brügger (RadioFr.): Gerhard Andrey, Sie haben das Präsidium des Vereins C an Liliane Galley abgegeben und dafür die Leitung der Kulturplattform In Situ von Emilie Excoffier übernommen. Wieso dieser Wechsel?

Gerhard Andrey: Beim Verein C, bei der Dachorganisation der Freiburger Kulturinstitutionen, war ich vier Jahre. Wir haben intensiv an vielen Projekten zusammengearbeitet, das war ganz wichtig, vor allem während der Pandemie. Auch mit dem Aufgleisen der Wiederaufbauprojekte, wie eben zum Beispiel der Kulturagenda In Situ.

Jetzt steht für die Freiburger Kulturbranche vor allem das neue kantonale Kulturgesetz im Fokus. Es geht um den Fortbestand der Finanzierung, die aktuell noch zu einem grossen Teil durch die Agglomeration Freiburg geleistet wird. Wie es mit der Agglo weitergeht, ist noch ungewiss, und das betrifft auch die Finanzierung der Kultur. Kultursupport, ist ein wichtiges Thema für mich. Aber ich denke, dass es für dieses Thema und diese Phase eine andere Person braucht, die näher an der Freiburger Politik ist. Mit der Freiburger Grünen Grossrätin Liliane Galley hat der Verein C nun eine neue Präsidentin, die viel näher an diesen Themen dran ist. Ich denke, sie wird einen einfacheren Zugang haben und auch nützlicher sein als ich.

Ich bin stolz auf das, was wir bisher erreicht haben, und freue mich auf diesen Impuls für die freie Verbreitung von Daten.

Emilie Excoffier, Vizepräsidentin In Situ

Die Plattform In Situ existiert seit dem 30. Januar 2023. Wie hat sich die Plattform seither entwickelt? Ist "In Situ" der breiten Bevölkerung überhaupt bekannt und wird es in dem Mass genutzt, wie man es sich vorgestellt hat?

Sie ist noch nicht so bekannt, weil wir diese Plattform zuerst bauen mussten und fast 300 Kulturinstitutionen dazu bringen mussten, ihre Daten eintragen. Es ist wirklich ein breites Angebot. Jetzt werden wir daran arbeiten, dass das Angebot auch genutzt wird, egal ob auf ein Chorkonzert oder Anlass in einem Dorf hingewiesen wird oder auf ein Konzert in der Stadt Freiburg. Die nächste Mission ist es sicherlich, das Angebot der Agenda zu verbessern und bekannter zu machen. Das wird jetzt wichtig, weil wir beweisen müssen, dass die Plattform etwas taugt, etwas nützt. Schliesslich sind das öffentliche Gelder. Wir haben noch zu wenige Leute, die die Plattform konsultieren. Aber das stand bis anhin auch noch nicht im Fokus. Das ist jetzt die nächste Herausforderung, vor allem für kommenden Herbst, wenn die neue Saison losgeht.

Inwiefern vereinfacht die Plattform die Arbeit der Kulturveranstalter und die Verbreitung von Informationen?

Die Plattform ist auch ein Digitalisierungs-Update für die Kulturbranche. Die Institutionen bespielen heute oft mehrere Plattformen und Kanäle mit Informationen zu ihrem Programm. Das ist teils mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. In Situ geht das Problem an. Mit dem Fri-Son haben wir ein erstes Pilotprojekt durchgeführt, wobei die Daten an einem Ort eingespeist werden und durch In Situ automatisch möglichst breit gestreut werden. Wir versuchen, den Kulturinstitutionen das Leben leichter zu machen, indem wir die Digitalisierung vorantreiben.

Die Idee ist, dass wir zum Broker werden, zum Ort, wo alle diese Daten in guter Qualität verfügbar sind.

Also es werden die Informationen nicht nur auf In Situ zu finden sein, sondern auch auf den verschiedensten Kanälen, wie den Freiburger Medien oder anderen Partnern. Es ist in diesem Sinne eine Art Service Public rund um Eventdaten.

Die Software, welche der Plattform zugrunde liegt, ist als Open Source entwickelt. Sprich, der Quelltext der Software ist öffentlich und kann von anderen Akteuren verwendet werden. Wieso dieser Entscheid?

Dies entspricht dem Prinzip "Public Money, Public Code". Öffentliches Geld soll öffentliche Software produzieren. Es war auch eine schöne Überraschung, als wir ein paar Tage nach der Veröffentlichung von den Verantwortlichen der Kulturagenda von Bern kontaktiert wurden. Dadurch sind wir jetzt in einer sehr spannenden Situation, weil in anderen Kantonen die gleiche Software gebraucht wird. Zugleich wird die Software durch sie ebenfalls weiterentwickelt. Das Ziel soll es sein, das Maximum aus öffentlichen Mitteln herauszuholen, damit man das meiste aus dem einzelnen Steuerfranken macht.

Aktuell sind auf der Kartenansicht auf der Plattform In Situ vor allem Veranstaltungen in urbanen Ballungsräumen ersichtlich. Ist das Angebot überhaupt interessant für Kulturakteure und Personen in den ländlichen Regionen, die vielleicht andere Informationswege verwenden?

Das Ziel muss sein, dass das Angebot so attraktiv ist, dass man einfach dabei sein will. Nach dieser Taube auf dem Dach strecken wir uns. Das muss die Ambition sein. Aber das braucht Zeit, das geht nicht von heute auf morgen. Das wird uns in den nächsten Monaten, in den nächsten Jahren beschäftigen. Wir können nicht alles auf einmal angehen. Es sind bereits jetzt auch kleinere Veranstaltungen in irgendeinem Dorf auf der Plattform ersichtlich. Und wir möchten natürlich mehr davon, damit sich bei den Leuten ein gewisser Reflex einstellt, die In Situ zu konsultieren. Darum ist es natürlich auch ganz wichtig, dass wir uns mit den Bezirken, mit den Verantwortlichen in der Region austauschen. Über kurz oder lang ist ein gutes Angebot das Ziel. Das müssen wir schaffen. Mit überschaubaren Mitteln. Aber da werden wir das Beste daraus machen.

In der Kulturbranche macht sich seit einigen Jahren ein Publikumsschwund bemerkbar. Auch Veranstaltungen in den ländlichen Regionen ziehen weniger Publikum an, als früher. In Situ will einen besseren Überblick über das kulturelle Angebot anbieten und verstärkt auf die Vielfalt der Veranstaltungen hinweisen. Aber kann mehr Information überhaupt mehr Interesse generieren?

Da muss man klar realistisch sein. Eine Kulturagenda kann solche Prozesse nicht einfach aufhalten. Ich denke, man kann es drehen, wie man will. Ob jetzt mehr oder weniger Kultur besucht werden würde, ändert nicht die Tatsache, dass man die ganze Datenverwaltung einfach und zugänglich macht. Es ist egal, wie viel Kultur produziert und konsumiert wird. Das ist ein anderes Thema. Die Mission ist, das Angebot der vielfältigen Freiburger Kulturszene bestmöglich zu präsentieren. Aber am Ende muss jeder Chor, jeder Verein, jeder Club natürlich auch selbst auf sein Angebot aufmerksam machen. Gerade durch die Digitalisierung gibt es auch sehr viele Online-Angebote, die in direkter Konkurrenz mit der Kultur stehen, die vor Ort stattfindet.

Ich glaube, das Bedürfnis nach direktem Erleben wird bleiben. Künstliche Intelligenz hat keine Geschichte, keinen Charakter, keine Authentizität. Ich hoffe, wir erinnern uns daran, dass das Zwischenmenschliche am wichtigsten ist. Kultur und Kunst können das bieten. Diese Kulturagenda will das sichtbar machen, damit wir den Zugang nicht verlieren.

RadioFr. - Valentin Brügger
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