Hitzige Diskussion um Einbürgerungs-Diskriminierung

Warum der Grosse Rat das Einbürgerungsalter für Sporttalente nicht senken will und damit der Regierung einen Rüffel erteilt.

Der Grosse Rat zeigt dem Staatsrat die Rote Karte: Sie wollen das Einbürgerungsalter für Talente nicht senken. © Keystone

Normalerweise muss man für eine individuelle Einbürgerung im Kanton Freiburg mindestens 14 Jahre alt sein. Darunter ist es nur möglich, sich einbürgern zu lassen, wenn die ganze Familie ein Gesuch stellt. In diesem Fall sind die Dossiers der Eltern massgebend. Sporttalente können dadurch in wenigen Fällen nicht in die Nationalteams rücken. Dies wollte eine Motion im Grossen Rat ändern: Das Alter sollte nur für solche Talente auf zwölf Jahre gesenkt werden. Der Staatsrat unterstützte dieses Vorhaben. Der Direktor der kantonalen Institutionen Didier Castella sagt:

Die Motion will diese Diskriminierung beseitigen. Jede Karriere die dadurch kaputt gemacht wird, ist eine zu viel.

Castella betonte ausserdem mit Nachdruck, dass dadurch die Einbürgerung nicht vereinfacht worden wäre, sondern einfach zwei Jahre früher einen Antrag hätte gestellt werden können.

Rüffel vom Parlament an die Regierung

Der Grosse Rat war praktisch einstimmig gegen diese Motion und teilweise sogar entrüstet darüber. Ein Grossrat hat während der Diskussion klare Worte gefunden: "Diese Motion ist diskriminierend und wohl verfassungswidrig. Dass der Staatsrat überhaupt darauf eingeht, diese geschweige denn gutheisst, kann ich nicht nachvollziehen." 

Von links bis rechts teilte das Freiburger Kantonsparlament diese Meinung. Mehrere Punkte wurden dabei aufgeführt. So denkt die Vizepräsidentin der kantonalen Einbürgerungskommission und Grossrätin der Mitte Links-CSP, Bernadette Mäder Brühlhart:

Wie definieren wir, welcher Jugendliche ein Talent ist und welcher nicht? Da schaffen wir wieder Diskriminierung und Ungerechtigkeit.

Mitte-Grossrätin Carole Baschung ist selber im Vorstand des kantonalen Volleyball-Förderprogramms FriSpike. Sie fügte den sportlichen Aspekt an. Zum Beispiel würden weniger als ein Prozent der Fussball-Junioren schweizweit den Sprung zum Profi schaffen. Und wenn, dann geschehe dies sicher nicht mit 13 Jahren. 

FDP-Grossrätin Christine Jakob unterstrich ausserdem, es sei nicht die Aufgabe des Staates, jugendliche Talente einzubürgern, nur weil deren Eltern das Gesuch nicht stellen wollen. 

Wie kann die Diskriminierung gelöst werden?

Die Ratslinke hat sich deshalb die Frage gestellt, wie man diese bestehende Diskriminierung der einigen wenigen Sporttalente lösen kann, ohne noch mehr Diskriminierung zu schaffen. Bernadette Mäder Brühlhart will deshalb selber eine Motion lancieren: 

Wir sollten für alle Jugendlichen, ob Talent oder nicht, das Alter für eine Einbürgerung auf zwölf Jahre senken, sofern die Eltern einverstanden sind.

Staatsrat Didier Castella sagt konfrontiert zu diesem Lösungsansatz trocken: Dies könne man gerne versuchen, er bezweifle allerdings, dass es dafür im Grossen Rat momentan eine Mehrheit gäbe. 

RadioFr. - Renato Forni
...