Im Alltag Aaron - im Ausgang Tina

Er wohnt in Wünnewil und wird manchmal zu "Tina Burnstreet" - Aaron Schwab ist Dragqueen und räumt mit Vorurteilen auf.

Bei Auftritten oder im Ausgang wird Aaron Schwab zu Tina Burnstreet. © RadioFr. / zvg

Mit 16 Jahren hat sich Aaron Schwab das erste Mal Maskara auf die Wimpern gepinselt. Heute verbringt er manchmal bis zu drei Stunden mit Schminken - aber nur für seinen Look als Dragqueen "Tina Burnstreet". "Als Mann schminke ich mich nicht so oft. Ich schlafe gerne aus, da liegt eine Stunde Schminken am Morgen nicht drin", sagt er und lacht.

Mann, Frau, Dragqueen - was bedeuten diese Begriffe für Aaron? "Ich habe kein Bedürfnis, eine Frau zu sein. Ich wurde als Mann geboren und fühle mich zu hundert Prozent wohl in meinen Körper", erklärt er. Aber er sei er schon länger von allem fasziniert gewesen, was eigentlich nicht zum Mann passe: Bunte Kleider, Nagellack, lange Haare… Daher kam dem heute 21-Jährigen allmählich die Idee, sich als Dragqueen auszuprobieren.

"Drag" ist eine Kunstform

"In meinen Dragqueen-Momenten kann ich ein weibliches, buntes, kreatives, crazy Leben führen", sagt Aaron Schwab. Zum klassischen Dragqueen-Look gehören opulente, bunte Kleider, ausladende Perücken und Make-up, das dem Gesicht eine neue Form verleiht - oft mit viel Glitzer. "Drag ist eine Kunstform", stellt Schwab klar. Dragqueens treten meistens als Entertainer auf Bühnen oder Partys auf, wobei sie tanzen und singen - gerne auch zum Playback. "Doch es gibt auch Männer, die weniger auffallen, sondern sich wirklich nur in eine Frau verwandeln wollen für ein paar Stunden", erläutert Aaron Schwab.

"Drag" hat auch nicht unbedingt mit Geschlechterzugehörigkeit oder sexueller Orientierung zu tun, stellt er klar. Eine Dragqueen könne abseits der Bühne ein verheirateter, heterosexueller Mann sein. Dieses Hobby schaffe aber eine Gemeinschaft, die für alle Menschen offen sei, wodurch sich viele schwule Männer und queere Menschen dort zu Hause fühlen würden.

Wer ist Tina Burnstreet?

"Tina lebt das aus, was Aaron nicht macht oder kann oder darf im normalen Leben", erzählt Aaron Schwab. Unter dem Dragqueen-Namen nimmt er eine andere Persönlichkeit an: "Tina ist älter als ich, um die 33. Sie ist ein Freigeist und nimmt alle so, wie sie sind, ohne Vorurteile. Sie trinkt gerne mal einen über den Durst und trägt alles vom klassischen Kleid bis zur knappen Spitze", beschreibt der 21-Jährige. Eine detaillierte Hintergrund-Geschichte hat Tina noch nicht - aber sie hat mal in Las Vegas als Showgirl gearbeitet, soviel weiss Schwab. "Andere schreiben sich ein richtiges Skript - bei mir ergibt sich das einfach so."

Tina gibt es nun offiziell seit rund einem Jahr - "Beim letzten Auftritt habe ich getanzt. Das war beim Weihnachtsessen einer Bude", erzählt Aaron Schwab. Er plant aber, Tina öfter hervorzuholen: "Ich möchte mehr in den Ausgang und mehr auftreten als Tina."

RadioFr. - Anne Moser / Iris Wippich
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