In Freiburg mangelt es an Urologen

Drei Monate Wartezeit für Patienten und keine garantierte Nachfolge. Die Freiburger Urologen kommen an ihre Grenzen.

Im Kanton Freiburg gibt es gerade einmal fünf Urologen. © Unsplash

Der Fachkräftemangel in der Medizin ist allgegenwärtig. Besonders in spezifischen Fachrichtungen ist der Druck gross. Im Kanton Freiburg betrifft dies vor allem die Urologie.

Weniger Urologen als Gynäkologen

Im Kanton Freiburg gibt es aktuell 40 Gynäkologen und gerade einmal fünf Urologen. Zwar müssen Frauen früher und regelmässiger zum Frauenarzt als Männer zum Urologen, trotzdem sei die Lage in der Urologie angespannt, sagt der Freiburger Urologe Kriakos Xafis: "Die Situation ist schwierig. Pro Urologe zählen wir rund 3'500 Konsultationen und gut 300 Eingriffe im Jahr." Hinzu kämen noch kantonale Dienste.

Wir machen mehr Dienste, als wir dürften.

Dieses Problem bestehe zwar besonders im Kanton Freiburg, aber auch andere Westschweizer Kantone haben mit einem Mangel an Urologen zu kämpfen. Laut Xafis gebe es grundsätzlich zu wenige Urologen, um den Bedarf zu decken. Auch werde es immer schwieriger, junge Ärztinnen und Ärzte der Urologie nach Freiburg zu holen. 

Freiburg ist unattraktiv für Urologen

Dass nur wenige Urologinnen und Urologen nach der Ausbildung in den Kanton Freiburg kommen wollen, das habe mehrere Gründe. 

Geografisch gesehen sind wir ein bisschen verloren zwischen der Deutsch- und der Westschweiz. 

Weiter sei Freiburg vor allem für junge Fachpersonen zu ländlich und biete nicht so viel Auswahl, wie etwa grössere Städte, so Xafis.

Eine zusätzliche Hürde sei die Zweisprachigkeit. Was im Kanton Freiburg als Vorteil gesehen wird, schrecke viele Urologen ab. "Ärztinnen und Ärzte, welche nicht beide Sprachen beherrschen, haben Angst, nach Freiburg zu kommen", erklärt Xafis.

Kein Urologenmangel auf nationaler Ebene

Vergleicht man den Kanton Freiburg mit anderen Kantonen, so gibt es hier vergleichsweise sehr wenige Urologen. Der Blick auf die gesamte Schweiz zeigt aber, dass sich der Mangel vor allem auf die Westschweiz beschränkt. 

In Zürich oder in Basel beispielsweise gebe es laut Xafis mehr als genug Urologen. Und deshalb gebe es in einigen Kantonen einen Zulassungsstopp. Aus mittelfristiger Sicht sollte so auch der Kanton Freiburg wieder mehr Urologen erhalten. Trotzdem betrachtet Kiakos Xafis dieses Vorgehen eher kritisch:

Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Lösung ist, denn es ist eine Zwangslösung.

Zwar könnte Freiburg von der Umverteilung der Urologinnen und Urologen profitieren, die Ärzte hätten aber keine andere Wahl und müssten zwangsweise hier herkommen, so Xafis weiter.

Problem liegt in der Allgemeinmedizin

Die Ursache dafür, dass Freiburger Urologen an ihre Grenzen stossen, liege aber nicht nur an den zahlenmässig wenigen Urologinnen und Urologen. Sondern die gesamte medizinische Betreuung sei mangelhaft, kritisiert Xafis.

Die Patienten melden sich direkt beim Spezialisten, weil wir zu wenig Hausärzte haben.

Laut Xafis habe man vor Jahren angefangen, bei den Hausärzten zu sparen, weil es zu viele Allgemeinmediziner gab. Was man dort kurzfristig gespart habe, mache sich nun in anderen Bereichen der Medizin bemerkbar.

RadioFr. - Vanja Di Nicola
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