Haben wir genug Frauenärzte im Kanton Freiburg?
Langes Warten auf einen Termin und Wartelisten bei der Suche nach einem neuen Frauenarzt. Viele Freiburger Gynäkologinnen sind überlastet.

Im Kanton Freiburg gibt es circa 40 Gynäkologinnen und Gynäkologen. Die meisten findet man in der Stadt Freiburg. Doch reicht das aus, um den Bedarf der weiblichen Bevölkerung zu decken?
Kaum Frauenärzte in Deutschfreiburg
Im deutschsprachigen Kantonsteil gibt es laut dem Ärzteverzeichnis der Ärztinnen und Ärzte Freiburg gerade einmal eine Handvoll Frauenarztpraxen. Vor allem in und um die Stadt Freiburg häufen sich die Gynäkologinnen und Gynäkologen. Hauptgrund dafür ist die geografische Nähe zum Kantonsspital.
Besonders den deutschsprachigen Patientinnen bereitet dies Schwierigkeiten, einen deutschsprachigen Frauenarzt zu finden. Aber eben die Zweisprachigkeit im Kanton verstärke den Fachkräftemangel, erklärt Anis Feki, Chef der Gynäkologie und Geburtshilfe im HFR:
Es ist schon schwierig, genügend Fachpersonen zu finden. Die Sprache ist eine zusätzliche Komplexität.
Hinzu komme, dass die meisten deutschsprachigen Frauenärztinnen nicht aus dem Kanton Freiburg stammen. Einige würden zwar hier die Ausbildung machen und einige Jahre in Freiburg arbeiten, gingen danach aber oftmals zurück in ihren Heimatkanton, so Feki.
Ausgebucht und überlastet
Die Zahl der Gynäkologinnen und Gynäkologen auf die weibliche Bevölkerung gerechnet ist relativ gering. Laut Anis Feki sind es im Kanton Freiburg rund 8000 Patientinnen pro Gynäkologe. Und das könne zu Überlastung in den Praxen führen.
Auch längere Wartezeiten bei der Terminvergabe oder bei der Suche nach einem neuen Frauenarzt sind heute an der Tagesordnung. Auf Anfrage von RadioFr. bestätigten mehrere Frauenarztpraxen, dass sie aktuell ausgebucht sind. Bei anderen beträgt die durchschnittliche Wartezeit für einen Termin rund zwei Wochen.
Zudem nehmen aktuell nur die wenigsten Praxen neue Patientinnen auf. Bei einer der befragten Praxen reicht die Wartezeit für neue Patientinnen bis Februar 2024.
Notlösung: Ein Besuch im Kantonsspital HFR
Für eine gynäkologische Untersuchung direkt ins Spital zu fahren, klingt im ersten Moment ziemlich umständlich. Trotzdem verspricht das HFR Abhilfe, sollte der Termin beim eigenen Frauenarzt nicht zeitnah möglich oder nicht zufriedenstellend sein, sagt Anis Feki:
Frauen, die keinen anderen deutschsprachigen Gynäkologen finden, können sich im HFR melden.
Ein Besuch beim Gynäkologen im Spital kostet im Übrigen gleich viel wie der Besuch bei der Frauenärztin in der Praxis, so Feki weiter.
Mit "Reformer" zu mehr Gynäkologen
Auch wenn das HFR eine Notlösung bieten kann, hat auch das Freiburger Kantonsspital nicht unendlich viele Gynäkologinnen und Gynäkologen. Gerade Kaderärzte seien schwierig zu finden. Die Ausbildung dauert lange und das System ist noch nicht auf die Work-Life-Balance angepasst. Unter anderem führe dies dazu, dass junge Ärztinnen in Ausbildung eine bestimmte Fachrichtung bevorzugen und eine andere, wie beispielsweise die Gynäkologie, nur schwierig besetzt werden kann.
Mit einem neuen Programm, das den Namen "Reformer" trägt, sollen auszubildende Ärzte besser auf die verschiedenen Spezialgebiete verteilt werden, erklärt Anis Feki: "Das Programm limitiert die Anzahl Plätze bei einer Fachrichtung, die bereits eine grössere Anzahl Ärzte aufweist. Wir würden also dort weniger Ausbildungsplätze anbieten. Die jungen Ärzte müssten dann eine Fachrichtung wählen, die noch freie Plätze hat."
Ziel sei somit, die Ärzte gleichmässig auf die verschiedenen Fachausbildungen zu verteilen, damit der Bedarf der Bevölkerung besser abgedeckt werden kann, so Feki weiter.
Doch dieses Vorgehen birgt auch seine Risiken: Ist die Wunsch-Fachrichtung bereits voll, könnten sich auszubildende Ärzte auch gegen eine Ausbildung in Freiburg entscheiden. Ob das Programm "Reformer" die gewünschte Wirkung zeigen wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.