Kantonsgericht schiebt RichterInnen hin- und her
Die Arbeitslast am Kantonsgericht ist seit Jahren zunehmend. Erleichterung ist nicht in Sicht. Es braucht mehr Richterinnen und Richter.
2776 Urteile hat das Kantonsgericht Freiburg im vergangenen Jahr gefällt. Rund 60 weniger, als im Jahr 2022. Doch die Arbeitslast wurde nicht weniger. Im Gegensatz. Die Fälle werden immer komplexer, die Dossier immer umfangreicher, sagt Kantonsrichterin Sandra Wohlhauser.
"Zahlen sind wichtig, aber sie sagen nicht alles. Die Komplexität dahinter bleibt verborgen. Und der Faktor Zeit ist nicht einsehbar", sagt Wohlhauser. Nicht nur die Fälle, sondern auch die Urteile werden immer umfänglicher. "Es wird alles technischer, länger, ausführlicher – das ist für die Arbeitslast ein grosser Faktor", so Wohlhauser weiter.
Viel zu tun beim Straf- und Familienrecht
Richterinnen und Richter helfen sich bereichsübergreifend gegenseitig aus. Doch die Aushilfe in anderen Ressorts reicht nicht mehr aus. Das Kantonsgericht Freiburg will mit der Budgetveranlagung 2025 eine Vollzeitstelle mehr ins Leben rufen. Ad hoc soll, für die Dauer von maximal sechs Monaten, ein Ersatzrichter oder eine Ersatzrichterin aushelfen. Zur neuen Vollzeitstelle brauche es auch neue Vollzeitstellen in der Gerichtsschreiberei und dem Sekretariat, wie das Kantonsgericht in seinem Tätigkeitsbericht 2023 schreibt.
Die meiste Arbeitslast fällt übrigens beim Zivilappelationshof I an, der sich hauptsächlich um familienrechtliche Belangen kümmert. Und auch der Strafappelationshof ist regelmässig auf Aushilfe angewiesen. Bei den strafrechtlichen Belangen kommt hinzu, dass die Bearbeitungsdauer auf sechs Monate begrenzt ist. Beim zugehörigen Berufungsgericht liegt die Bearbeitungsdauer bei zwölf Monaten.
Um sein Arbeiten der Bevölkerung näherzubringen, öffnet das Kantonsgericht Freiburg am 28. September 2024 seine Türen für die Bevölkerung. Interessierte können reinschnuppern und erfahren, was in und um den Gerichtssaal geschieht.
