Kindheit im Spital

Alex Oberholzer verbrachte die ersten zwölf Jahre seines Lebens ohne Eltern im Kinderspital. Nun hat er darüber ein Buch geschrieben.

Alex Oberholzer und RadioFr. Moderatorin Anna Binz

Tatsächlich begann der Horror für Alex erst nach seiner Rückkehr ins Elternhaus. Ohne Vorwarnung wurde er aus der geschützten und auf Kinder wie ihn eingestellten Welt des Spitals herausgerissen und in die «normale» Welt geschickt.

Von einem Tag auf den anderen lernte ich die Welt kennen. Das war ein totaler Schock für mich.

Alex kam mit körperlichen Beeinträchtigungen auf die Welt und erkrankte in seinem ersten Lebensjahr zusätzlich an der Kinderlähmung. Die Polio-Impfung kam für ihn leider zwei Jahre zu spät.

Den Eltern riet man damals, ihre Kinder nicht zu besuchen. Das züchte Heimweh und bringe Bazillen ins Spital. So lernte Alex seine Eltern erst mit zwölf Jahren kennen, nannte seine Mutter zu Beginn «Schwester Mami» und fragte sie, warum sie denn kein Häubchen trage.

Damals in den 60er Jahren war die Welt noch überhaupt nicht auf Menschen mit Beeinträchtigung eingestellt. Aber auch heute hinke die Schweiz in Sachen Barrierefreiheit hinder dem Ausland her.

Sobald ich über die Landesgrenzen gehe, ist alles viel besser. Die Schweiz meint, sie sei fortschrittlich aber sie ist es überhaupt nicht.

Retrospektiv und im Vergleich mit dem was danach kam, empfindet Alex seine Kindheit im Spital als paradiesisch. Sein Buch ist daher in erster Linie ein Dank an alle Menschen in Pflegeberufen.

Eines fehlte ihm jedoch im Spital:

Was fehlt ist ganz klar die Zärtlichkeit. Ich wurde als Kind nie in den Arm genommen und dachte auch lange Zeit, dass ich das nie erleben würde. Es gibt ja kein Recht auf Liebe. Zum Glück war die Realität aber viel kreativer als ich. Es hat sich eine Frau in mich verliebt und alles kam anders...

Das ganze Gespräch mit Alex Oberholzer gibt es hier:

RadioFr. - Anna Binz
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