Kristel Marbach auf hoher See

Die Düdingerin befindet sich mit ihrem Lebenspartner auf eine mediterranen Odyssee. Das Paar teilt seine schönsten Eindrücke mit Frapp.

Seit über 6 Monaten ist Kristel Marbach bereits mit ihrem Lebenspartner auf dem Segelboot Amae unterwegs. Kürzlich ist das Paar auf den Kanaren angekommen. © zvg

Kristel Marbach, Ex-Volleyballspielerin bei den Power Cats Düdingen, und ihr Lebensgefährte Philipp Reinmann lieben das Meer. Seit etwa sechs Monaten leben die beiden auf Ihrem Segelboot im Mittelmeer. Was hat ihnen bis jetzt am meisten gefallen? Das Paar erzählt.

Könnt ihr uns eure Reise bis jetzt zusammenfassen?

Im April und Mai haben wir unser Segelboot Amae im Hafen von Leros auf die bevorstehende Reise vorbereitet. Sie war bereits in einem sehr guten Zustand, jedoch war es uns wichtig, vor allem die elektronische Ausrüstung auf den neusten Stand zu bringen. Schliesslich ist das Schiff – eine 10.5 Meter lange Hallberg Rassy 352 – bereits 36 Jahre alt.

Im Juni sind wir von Ostgriechenland losgesegelt: Wir haben die Zykladen durchquert, den Peloponnes südlich umrundet, sind hinauf ins ionische Meer gesegelt, dann nach Sizilien und Sardinien, weiter zu den vier balearischen Inseln Menorca, Mallorca, Ibiza, Formentera und Ende Oktober haben wir die Strasse von Gibraltar durchquert. Jetzt sind wir gerade auf den Kanaren.

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Entspricht die Realität an Bord den Erwartungen, die ihr hatten?

Im grossen und ganzen gestaltet sich die Reise so, wie wir es uns vorgestellt haben. Bisher hatten wir Glück mit dem Wetter und waren in keinen grösseren Schwierigkeiten. Nun, wir kommen etwas langsamer voran als geplant und müssen ab und an mehr Geduld aufbringen als erwartet – aber ansonsten läuft alles nach Plan.

Was waren die grössten Schwierigkeiten, auf die Ihr gestossen seid?

Die ersten mehrtägigen Fahrten waren anstrengender als erwartet. Oft wurde das Schiff von den spitzen, zum Teil konfusen, Mittelmeerwellen ziemlich rumgeworfen, was sowohl das Kochen wie auch das Schlafen an Bord schwierig machte. Auch die Logistik ist eine Herausforderung. Da wir keine fixe Adresse haben und unser Vorankommen vom Wetter abhängig ist, hatten wir oftmals Mühe, bestelltes Material zu erhalten. Häufiger als uns recht war haben unerwartete Verzögerungen in den Lieferfristen unser Vorankommen diktiert.

Was sind die positiven Aspekte, die ihr bisher erleben durftet?

Die Natur, Städte und Leute! Vor dem Frühstück ins Wasser springen, alleine in einer einsamen Bucht übernachten, den Sternenhimmel und den aufgehenden Mond während den Nachtfahrten bestaunen und die vielen Orte und Städte, die wir besuchen konnten. Zudem haben wir viele tolle Menschen aus aller Welt kennengelernt, die dasselbe Ziel haben wie wir. Man teilt Sorgen und Freuden des Lebens an Bord. Das verbindet.

Was war am schwierigsten zu bewältigen?

Man muss immer auf der Lauer sein, das Wetter beobachten, die Karte studieren. Schliesslich leben wir mit der Natur. Sie ist unsere grösste Verbündete, aber auch die grösste Bedrohung. Abgesehen von den grossen Frachtern, die ungern ausweichen.

Könnt ihr uns erklären, wie ihr euch auf lange Überfahrten vorbereitet?

Bevor wir loslegen, studieren wir Wetter, Strömungen, Wellen und Navigationskarten. Danach entscheiden wir, wann es losgeht und bereiten das Schiff auf den Schlag vor: Alles aufräumen und vertäuen, damit nichts herumfliegt, Essen vorkochen falls viele Wellen angesagt sind und unsere Sicherheitsausrüstung bereitstellen. Danach folgt eine Routinekontrolle des Schiffs (Motor, Bilge) und der obligate Eintrag ins Logbuch.

Unterwegs beschäftigen wir uns mit Segeltrimm, Podcasts, Büchern, Spielen, Kochen und Fischen… falls es das Wetter zulässt. Auf dem offenen Meer sind wir immer eingehakt, was vor allem während der Nacht wichtig ist, da man die Wellen nicht einschätzen kann. In der Nacht wechseln wir uns ungefähr alle drei Stunden ab: Das heisst, jemand schläft unten im Salon und der andere sitzt oben und hält Ausschau nach Frachtern, Fischern, anderen Seglern und kontrolliert den Wind und die Segelstellung.

Gibt es einen Lieblingsort oder eine Lieblingsentdeckung, die ihr mit den Lesern von Frapp teilen möchtet?

Die griechische Insel Syros und ihr Hauptort Ermoupoli. Andalusien mit seinen Städten Cádiz und Sevilla. Und der Peloponnes. Dieser scheint in Anbetracht der über 3000 griechischen Inseln bei vielen in Vergessenheit geraten zu sein. Dabei hat er unendlich viel zu bieten – an der Küste und im Landesinnern.

Was ist euer nächstes Ziel?

Ein grosses Ziel haben wir soeben erreicht: die Kanaren! Die Überfahrt dauerte ungefähr fünf Tage und war damit nicht nur der längste Schlag mit über 600 Seemeilen, den wir je gemacht haben, sondern auch die erste lange Distanz im Atlantik. Es war toll, gen Süden zu stechen, da auch in Andalusien der Herbst eingebrochen war und wir schon lange nicht mehr vor Anker und im Wasser waren. In den Kanaren bereiten wir uns auf die Atlantiküberquerung vor. Wir werden ungefähr Mitte Dezember lossegeln und rechnen für die ca. 2800 Seemeilen rund 23 Tage auf Hoher See. Anlaufen werden wir Martinique.

(Anm. d. Red.: Verfolgt ihr Abenteuer auf ihrem Blog und ihrem Instagram-Account.)

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