Möglicher Vertuschungsversuch des Freiburger Bischofs?
Hat die Diözese Lausanne, Genf und Freiburg Fälle von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen vertuscht?
Nicolas Betticher, ehemaliger Generalvikar der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg und derzeit Pfarrer in Bern, schickte im Mai einen Brief an den Apostolischen Nuntius, den päpstlichen Vertreter in der Schweiz. Gestern wurde dieser Brief erstmals durch den Sonntagsblick in den Medien veröffentlicht. In dem Schreiben kritisiert Betticher schwerwiegende Versäumnisse von Schweizer Bischöfen und Priestern im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Er führt eine Liste aller ihm bekannten Fälle an, die seiner Meinung nach nicht angemessen behandelt wurden.
Betticher beschuldigt unter anderem Charles Morerod, Bischof der Diözese Lausanne, Genf, Freiburg und Alain de Raemy, Weihbischof, jeweils einen Fall von Vertuschung. Zudem behauptet er, dass drei Priester in der genannten Diözese Jugendliche sexuell belästigt haben.
Die Reaktion der Diözese
Eine Sprecherin der Diözese erklärte auf Anfrage von RadioFr., dass man die Anschuldigungen sehr ernst nehme, aber derzeit keinen weiteren Kommentar abgeben wolle, um die laufenden Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen.
Effektiv hat die Schweizer Bischofskonferenz seit dem Versand des Briefes eine kirchliche Voruntersuchung zur Angelegenheit eingeleitet, die noch im Gange ist. Beauftragt wurde damit Joseph Bonnemain, Bischof von Chur.
RadioFr. kontaktierte auch die Freiburger Staatsanwaltschaft, um Informationen bezüglich möglicher Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs durch Priester im Kanton Freiburg zu erhalten. Weder ihnen noch der Kantonspolizei seien laufenden Ermittlungen zu diesem Thema bekannt, lautete die Antwort der Staatsanwaltschaft. Die von Betticher angedeuteten Missbrauchsfälle dürften sich somit entweder in den Kantonen Waadt oder Genf abgespielt haben.
