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Michel Dousse: Ein Abgang durch die Hintertür?

Michel Dousse muss die aktuelle Schwingsaison pausieren. Er verrät ob er nochmals in den Sägemehlring zurückkehren will und was es dafür brauchen würde.

Michel Dousse ist diese Saison öfter in seinem Kraftraum zu finden als auf dem Schwingplatz. © RadioFr.

An einem herrlichen Montagabend wartet Michel Dousse vor seinem OnPoint Fitness, direkt an der Hauptstrasse zwischen der Stadt Freiburg und Tafers. Er wartet auf den Waadtländer Eidgenossen Steve Duplan und die beiden Freiburger Kranzschwinger Thomas Stoll und Leo Siegenthaler, die zu Michel Dousse ins Krafttraining kommen. „Steve Duplan befindet sich in den letzten Vorbereitungen auf das Unspunnenfest.

Bei Thomas Stoll ist die Selektion nicht sicher, deshalb wird für ihn ein gutes Resultat beim Walliser Kantonalen besonders wichtig sein. Leo Siegenthaler hingegen befindet sich nach einer Verletzung im Aufbautraining“, erklärt Michel Dousse das Arbeitsprogramm. Eigentlich würde auch Sven Hofer der Trainingsgruppe angehören, doch der Kerzersner Eidgenosse hat erst kürzlich wegen einer Fingerverletzung sein Saisonende bekanntgegeben. Hauptsächlich coacht Michel Dousse Schwinger, da er als Kranzschwinger selbst viele seiner Kollegen gut kennt. „Es hat sich etwas herumgesprochen und so kamen die Coachings zu Stande.“ Der Kantonal- oder gar Teilverband spielt dabei keine Rolle, Waadtländer trainieren mit Freiburgern, Südwestschweizer mit Berner Seite an Seite.

Pünktlich, oder sogar noch zu Früh erscheinen die drei genannten Schwinger dann in Tafers. Der Ablauf ist bekannt, die drei beginnen nach einem kurzen Aufwärmen zu rhythmischer Musik mit ihrem persönlichen Trainingsprogramm, Michel Dousse nimmt die Rolle des Beobachters und Helfers ein.

Schwierige Entscheidung nach dem Eidgenössischen

Der technisch starke Sensler hat bisher selbst 16 Kränze erschwungen. Davon einen auf dem Weissenstein und vier beim Südwestschweizer Teilverbandsfest. Den grössten Erfolg feierte er mit dem Sieg am Walliser Kantonalen 2017. Zu solch einem weiteren Ereignis wird es in diesem Jahr nicht kommen. Michel Dousse hat sich vor der Saison dazu entschieden, die Schwingsaison auszulassen. Seit Jahren plagen ihn Kniebeschwerden.

Nach dem letzten Eidgenössischen musste ich eine Entscheidung fällen. Ich entschied mich einen vorläufigen Schlussstrich ziehen

Michel Dousse analysiert die Sache nüchtern. „Bevor ich wieder ins Sägemehl stehe muss das Knie gut werden“, sagt er konsequent. Dousse gibt zu, dass der Entscheid in einem Jahr mit dem Unspunnenfest natürlich nicht einfach zu fällen gewesen sei. 

Ein Abgang durch die Hintertür?

Der vorläufige Schlussstrich ist also das Resultat von zahlreichen Verletzungen. Mit seiner Coaching Firma ist Dousse ausserdem gerade dran, Fuss zu fassen. So stellt sich die Frage, ist die Wettkampfpause nicht ein Abgang durch die Hintertür?

Nein, es ist sicher kein Abgang durch die Hintertür! Wenn es irgendwie geht, will ich noch einen Anlauf starten falls nicht, so bin ich sicher genug Fit für einen Abschlusswettkampf

Einen zeitlichen Horizont hat sich der Sensler nicht gesteckt. „Wenn ich weiterhin Fortschritte mache mit dem Knie, ist es möglich nächste Saison wieder zu schwingen. Es kann aber auch sein, dass 3-4 wiedermal nichts geht.“ Deshalb will Dousse nicht allzu weit vorausschauen und lässt sich sowohl davon, als auch von seinen bald 31-Jahren nicht aus der Ruhe bringen. Er sagt jedoch, „Wenn es bis zum nächsten ESAF nichts wird, dann wars das wohl.“

Michel Dousse unterstützt Steve Duplan bei der Hantel

Wer selbständig ist, kann eher machen wie er will

Nach gut einer Stunde schwitzen, packen Steve Duplan, Thomas Stoll und Leo Siegenthaler ihre Sachen zusammen. Michel Dousse unterstützte sie bei den Übungen, brachte dann und wann korrekturen an und trug ihre Werte ins PC-Programm ein. Dousse hat den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Wieso nicht ein Job, bspw. in Magglingen, Dousse wäre mit seinem Masterabschluss prädestiniert dafür. „Ich bin freier und kann sozusagen machen was ich will. Ich kann das aufbauen, was ich denke, dass meine Athleten benötigen. Und auf der anderen Seite ist es nicht ganz so einfach in dieser Branche einen Job zu finden.“ 

Kaum haben sich die drei Schwinger verabschiedet, fahren schon die nächsten Autos vor. Eine Gruppe von Nichtkranzern erscheint zum Training. Schon bald schlägt es 20 Uhr. „Ja es ist kein 9to5 Job“, lacht Dousse. „Aber es gibt auch Tage, da kommt einem das zugute. Im Winter waren wir am Morgen einmal Skifahren, und gingen danach noch in den Kraftraum.“ Michel Dousse hat auch nebst dem Sägemehl seine Berufung gefunden.

RadioFr. - Ivan Zgraggen
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