Nicht überall im Kanton wird gleich gesungen
Dieses Wochenende ist wieder Zeit des Maisingens. Welche Unterschiede es im Kanton gibt und wie das Maisingen historisch entstanden ist.
Dieses Wochenende findet das Maisingen seit drei Jahren wieder im normalen Rahmen ohne Coronamassnahmen statt. Dabei ziehen Kinder und Jugendliche von Tür zu Tür und singen ihre Lieder. Dieses Brauchtum wird im Kanton Freiburg aber unterschiedlich gepflegt, sagt Andreas Maag, Amtsvorsteher des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht.
Im Mittel- und Oberland werde der Brauch sehr gepflegt, in der Stadt Freiburg teilweise auch. "Aber im Seeland - ich könnte mich nicht erinnern, dass ich am Maisingen teilgenommen habe, als ich in Murten in die Schule ging. Das lernte ich erst später kennen." Es handle sich dabei um eine Tradition, die innerhalb der Familien weitergegeben werde.
Dass das Maisingen im Sensebezirk eine grössere Rolle spielt als im Seeland, zeigt sich auch daran, dass es in den Schulen im Sensebezirk stärker thematisiert wird. Lehrpersonen von Orten, an denen das Maisingen Tradition ist, würden dies im Unterricht auch gezielt mit ihren Klassen üben. "Die trainieren immer rund fünf, sechs Lieder, damit sie diese über mehrere Strophen singen können. Einige bringen auch ihre eigenen Instrumente mit", so Maag.
Wie entstand das Maisingen eigentlich?
Bereits seit dem 19. Jahrhundert ziehen Freiburger Kinder von Haus zu Haus und kündigen mit ihren Liedern die Ankunft des Frühlings an. Bei der Suche nach dem Ursprung des Maisingens trifft man auf den Begriff "Heischebrauch“. Dies ist ein Brauch, bei dem es um das Fordern oder Erbitten von Gaben geht. Als Gegenleistung hat man etwas gesungen, gespielt oder aufgeführt.
Der Heischebrauch wurde in vielen europäischen Regionen durchgeführt - so wie auch das Maisingen. Dass Kinder wie in Freiburg am 1. Mai von Haus zu Haus ziehen und singen, war auch in Regionen Deutschlands, Frankreichs, Österreichs oder in deutschen Gebieten Tschechiens bekannt. In vielen Orten verschwand dieses Brauchtum aber mit der Zeit.
In der Schweiz singen die Kinder unter anderem noch in Genf oder im Tessin vor den Haustüren - das allerdings auch immer weniger. Es gibt aber auch eine Gegenbewegung, die vermeiden möchte, dass diese Tradition zunehmend verschwindet und in gewissen Regionen das Brauchtum gar wiederbelebt.