Noch mehr Kritik gegen den Hühnerschlachthof in St-Aubin

Nach einer Petition gegen das Projekt äussert sich nun auch Greenpeace Schweiz kritisch.

Mehr als 40 Millionen Hühner sollen in St-Aubin jährlich verarbeitet werden. © Keystone

Der geplante Geflügelschlachthof in St-Aubin, im Broyebezirk, stösst auf viel Widerstand. Es soll einer der grössten Geflügelschlachtbetriebe der Schweiz werden. Mehr als 40 Millionen Hühner sollen dort jährlich verarbeitet werden. Nachdem im November 2022 die Bürgerbewegung "Eco-Transition La Broye" eine Petition mit 3600 Unterschriften eingereicht haben, äussert sich Greenpeace Schweiz in einer Medienmitteilung kritisch.

Umweltschädliches Projekt

Der Standort AgriCo in St-Aubin wird von der kantonalen Anstalt für die aktive Bodenpolitik (KAAB) verwaltet. Er präsentiert sich mit dem Namen "Swiss Campus for Agri & Food Innovation" als ein führender Campus für die Innovation in der Lebensmittelbranche. Für Greenpeace ist das Projekt der Migros-Tochter Micarna, das sich am Standort ansiedeln will, alles andere als eine nachhaltige Innovation. Gegen den Schlachthof per se ist Greenpeace jedoch nicht.

Trotzdem hat die Organisation einige Forderungen. Eine davon ist, dass sich der "Swiss Campus for Agri & Food Innovation" auch wirklich innovativen und nachhaltigen Projekten des Agrar- und Lebensmittelsektors widmet – zum Beispiel der Permakultur oder der Agroforstwirtschaft.

Futtermittel sollte nicht importiert werden

Weiter sieht Greenpeace Probleme im Bereich der Hühnerproduktion, die dadurch steigen wird. Demnach sei die Schweiz kein geeigneter Standort für die Haltung so vieler Hühner. Ein Problem sieht die Organisation auch darin, dass die Fleischproduktion dadurch gesteigert wird. Dies obwohl die Wissenschaft bewiesen hätte, dass der übermässige Verzehr von Tierprodukten zur Klimaerwärmung beiträgt.

Doch das grösste Problem sieht Greenpeace im Futtermittel. Bereits heute wird ein Teil des Hühnerfutters aus dem Ausland importiert. Dieser Import führe demnach zum Nachteil anderer Länder, die weniger reich sind als die Schweiz und mit steigenden Preisen nicht mithalten können, wodurch die Ernährungsungerechtigkeit zunimmt.

Micarna stellt klar

Die Medienstelle der Migros sieht auf Anfrage von RadioFr. keinen Grund, die Kritik von Greenpeace zu kommentieren. Dennoch will die Migros mit einigen grundlegenden Informationen einige Fakten richtig stellen.

Die Geflügelfabrik in Courtepin habe nach rund 60 Jahren Betrieb das Ende seines Lebenszyklus erreicht hat und kann nicht saniert werden. Daher plant die Micarna-Gruppe einen Neubau auf dem Areal AgriCo in Saint-Aubin. Dieser neue Betrieb solle CO₂-neutral sein. 

Die Micarna-Gruppe möchte zudem die Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Region erhalten und mittelfristig möglicherweise noch weitere Kapazitäten schaffen. Mit dem Erhalt der Produktion in der Schweiz und den angebotenen Ausbildungen solle so einen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels geleistet werden.

Zudem betont die Migros, dass die Nachfrage nach Fleisch aus der Schweiz hoch sei. Micarna ist eines von fünf Unternehmen, die fast die gesamte Inlandproduktion sicherstellen. Somit trage der neue Betrieb zur Sicherung der inländischen Produktion bei.

RadioFr. - Tracy Maeder
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