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Polizisten im Fall "Mike" freigesprochen

Das Lausanner Strafgericht entscheid, dass die Beamten im Fall Mike verhältnismässig reagiert haben.

Sechs Lausanner Polizisten sind am Donnerstag vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung eines mutmasslichen Drogendealers während einer Festnahme im Jahr 2018 freigesprochen worden. Laut dem Urteil des Lausanner Strafgerichts haben die Beamten verhältnismässig reagiert.

Die Richter folgten damit der Staatsanwaltschaft, welche die Anklage im Verlauf des vier Tage dauernde Prozesses in einer spektakulären Kehrtwende selbst fallen gelassen hatte. Sie verwiesen bei ihrem Urteil insbesondere auf die gerichtsmedizinischen Gutachten. Diese stellten fest, dass es unmöglich sei, mit Sicherheit zu sagen, dass Mike Ben Peter aufgrund des Polizeieinsatzes und insbesondere aufgrund des Festhaltens in Bauchlage gestorben sei.

Das Gericht kann nicht von den forensischen Gutachten abweichen", sagte Gerichtspräsident Pierre Bruttin. Der Herzkreislaufstillstand sei demnach unabhängig davon eingetreten, wie Mike Ben Peter positioniert wurde.

Nicht gegen Sorgfaltspflicht verstossen

Das Gericht kam auch zum Schluss, dass die Polizisten nicht gegen ihre Sorgfaltspflicht verstossen hatten. In diesem Punkt wich es von der Staatsanwaltschaft ab, die der Ansicht war, dass die Polizisten Mike Ben Peter zu lange in Bauchlage festgehalten hatten.

Der Anwalt der Familie des Opfers, Simon Ntah, hatte seinerseits eine Verurteilung gefordert. Seiner Meinung nach haben die Polizisten bei der Festnahme unverhältnismässig viel Gewalt angewendet.

Polizei ausgebuht

Die Verkündung des Urteils führte zu heftigen Reaktionen. "Schande" oder "Komplizenschaft der Justiz" riefen einige Personen im kantonalen Gerichtssaal. Auch ausserhalb des Gerichtsgebäudes, wo sich mindestens 80 Personen versammelt hatten, wurden Buhrufe und polizeifeindliche Slogans laut.

Die Witwe von Mike Ben Peter und sein Bruder, die bei der Urteilsverkündung anwesend waren, wurden beim Verlassen des Gerichtsgebäudes mit Applaus bedacht. "Das ist nicht fair. Ich werde Gerechtigkeit für meinen Mann erwirken. Ich bin eine Löwin und werde nicht aufgeben. Ich werde zurückkommen", sagte die Witwe.

Mike Ben Peter hatte sich 2018 in Lausanne den Polizisten bei einer Drogenkontrolle widersetzt. Um den 39-Jährigen in Schach zu halten, schlugen die Polizisten ihn und setzten Pfefferspray ein, bevor sie ihn überwältigten und auf den Bauch legten.

Der Mann starb am nächsten Tag an einem Herz-Kreislauf-Stillstand, nachdem er vor Ort notversorgt und anschliessend ins Universitätsspital Chuv in Lausanne gebracht worden war.

Vergleich mit George Floyd

Der Fall sorgte über die Westschweiz hinaus für Schlagzeilen. Seit dem Todesfall fanden in den Strassen der waadtländischen Hauptstadt mehrere Demonstrationen statt, bei denen Rassismus und Polizeigewalt angeprangert wurden.

Es wurden Vergleiche gezogen zwischen dem Nigerianer Ben Peter und dem Afroamerikaner George Floyd, der 2020 in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota, von einem weissen Polizisten getötet worden war.

SDA
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