Prozess gegen Fotograf beendet

War es ein ausgefeilter Plan oder beugt sich das Gericht der MeToo-Welle? Die Plädoyers dauerten mehrere Stunden.

Aus Platzmangel am Kantonsgericht fand der letzte Prozesstag in Granges-Paccot statt. © Keystone

Der Prozess gegen den Freiburger, der des sexuellen Missbrauchs von elf Frauen während seiner Fotoshootings beschuldigt wird, endete am Dienstag. Über zwei Tage hinweg folgte ein Plädoyer dem anderen, während der Angeklagte passiv blieb.

Die Verteidigung erklärte, man müsse "verrückt" sein, um die Unschuld ihres Mandanten nicht zu erkennen – ein Seitenhieb, der der Staatsanwaltschaft wenig gefiel. In ihrem fünfstündigen Plädoyer betonten die beiden Anwälte des Angeklagten, dass die Frauen auf den Fotos lächelten und nicht gestresst wirkten.

Zudem betonten sie, dass die Tausenden von Aufnahmen mit anzüglichen Posen zeigen, dass keine der Frauen vor Angst gelähmt wirkte, wie es eine Klägerin darstellte. Der Fotograf habe keine Vergewaltigungsabsicht gehabt, da er die Frauen sonst nicht heimlich gefilmt und die Aufnahmen behalten hätte, obwohl ihm bewusst war, dass dies illegal ist. Eine Anwältin warf dem Bundesgericht vor, sich der MeToo-Welle zu beugen und den Fotografen unabhängig von Fakten oder Beweisen als schuldig anzusehen.

Ein ausgefeilter Plan

Für die Staatsanwaltschaft und die Klägerinnen sind die Argumente der Verteidigung nicht stichhaltig. Der Fall reite nicht auf der MeToo-Welle, wie behauptet werde, zumal er vor der Entstehung der Bewegung liege. Es handle sich um einen konkreten und ernsthaften Fall. Der Angeklagte verfolgte einen sorgfältig ausgearbeiteten Plan, den er jedes Mal umsetzte, um Macht über seine Models auszuüben, was bei ihnen unter anderem zu posttraumatischen Belastungsstörungen führte.

Die kantonalen Richter müssen sich erneut zu diesem Fall äussern. Ihr Urteil wird in einigen Wochen erwartet.

RadioFr. - Hugo Savary / fw / cz
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