Es wird eng in den Freiburger Schulstuben

Die Schülerzahlen in Deutschfreiburg steigen - neuer Schulraum muss her. Die Brennpunkte sind bekannt. Ein Überblick.

Man könne sicher sagen, dass die Schülerzahlen in Deutschfreiburg ansteigen würden. (Symbolbild) © Keystone

Die Planung des Schulraums in der Volksschule ist Sisyphusarbeit. Nie weiss man genau, wohin sich die Demografie entwickeln wird, und stets muss man in die Kristallkugel schauen. Denn wer heute geboren wird, besucht erst in vier Jahren den Kindergarten – und dies auch nur, wenn die Eltern vorher nicht in eine andere Gemeinde ziehen ... Eines ist aber klar:

Wo es sehr viel Bautätigkeit gibt – etwa den Autobahn- und Bahnlinien entlang – ist ein enormer Zuwachs an Schülerinnen und Schülern zu erwarten

Dies erklärt Andreas Maag, Vorsteher des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht. Zwar gebe es keine eindeutige Logik, aber man könne sicher sagen, dass die Schülerzahlen in Deutschfreiburg in den nächsten Jahren ansteigen würden.

Die Schülerzahlen steigen sicher

Einzelne Gemeinden planen denn auch schon mehr Schulraum. So etwa Gurmels, Düdingen oder auch Kerzers. Maag erklärt:

Platz ist derzeit nicht im Übermass vorhanden, wird aber sehr gut genutzt.

Gut 9'000 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1H bis 11H besuchen im laufenden Schuljahr die Volksschule in Deutschfreiburg. Wie viel zusätzlichen Schulraum es in den kommenden Jahren braucht, ist dem Kanton laut Maag nicht bekannt. "Dies liegt in der Zuständigkeit der jeweiligen Gemeinden", sagt er. Für die Zukunft werde allerdings jetzt schon geplant.

Die Stadt Freiburg modernisiere etwa das Gebäude B der Vignettaz-Schule und wolle modulierbare Schulräume für 11,4 Millionen Franken schaffen. "Diese Schulräume stehen gemäss heutiger Planung für 2026 zur Verfügung, der Umbau beginnt 2024", sagt die Freiburger Gemeinderätin Mirjam Ballmer.

Grosser Anstieg in Kerzers erwartet

Hört man sich in den einzelnen Gemeinden um, präsentiert sich die Situation mannigfaltig. Auch wenn der Stichtag für die Schülerzahlerhebung erst der 15. Mai ist, lassen sich klare Tendenzen ausmachen. Beträchtlich ist der Zuwachs etwa in Kerzers. Hier dürfte die Zahl der Primarschüler vom Schuljahr 2020/2021 bis Sommer 2025 um geschätzte 90 auf über 460 wachsen – also um rund einen Viertel –, während die Zahl der Kindergärtler gleichzeitig leicht zurückgehen soll. Urs Hecht, Vizeammann von Kerzers, sagt:

Zurzeit haben wir sehr grosse Klassen.

Aufs kommende Schuljahr dürften insgesamt drei Schulzimmer fehlen. Umteilungen auf andere Schulhäuser wolle man vermeiden – auch aus logistischen Gründen. An der OS komme die entsprechende Welle etwas später. Hier sei zunächst ein Rückgang der Schülerschaft, dafür ab 2025/2026 eine starke Zunahme zu erwarten. "Aktuell wird die Schulraumplanung durch ein Entwicklungsbüro erhoben", so Hecht. Dies unter Miteinbezug der geplanten Wohnzonen. Untersucht werde dabei auch, ob man ein Provisorium umgehen könne.

Düdingen plant schon

In Düdingen nimmt laut Syndic Urs Hauswirth derzeit eine Arbeitsgruppe zusammen mit einem Planungsbüro die Situation unter die Lupe. Man wisse aber bereits, dass für das kommende Schuljahr eine zusätzliche Kindergartenklasse nötig werde. "Diese wird in den bestehenden Schulgebäuden Platz finden", so Hauswirth.

Dazu müssen gewisse Räume umgenutzt werden.

Düdingen wächst seit 2017 rasch. Allein in den letzten drei Jahren sind 650 neue Einwohner hinzugekommen, was einem Anstieg von fast acht Prozent entspricht. 2021 hat zudem die Geburtenzahl mit 115 einen Rekord erreicht. Auch die Bautätigkeit ist seit 2018 sehr hoch. Gemäss Prognose würde die Anzahl der Schüler in Kindergarten und auf Primarstufe in den nächsten 15 Jahren von 612 auf 721 ansteigen - also fünf Klassen mehr bis ins Schuljahr 2037/2038.

Vorerst stabil auf OS-Stufe

Vor allem in der Primarschule brauche die Gemeinde sehr rasch mehr Schulraum, sagt OS-Direktor Laurent Baeriswyl – mit zeitlicher Verzögerung dann auch in der OS. Mehr Schulraum sei insbesondere auch aufgrund des Lehrplans 21 nötig. Denn es gebe viel mehr Projekt- und Atelierarbeit als früher.

In einzelnen Fächern werden die Lehrkräfte immer mehr zum Coach und begleiten die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise.

Murten hat Anpassungen hinter sich

Anders sieht es in Murten aus. "Die Schwankungen unserer Schülerzahlen bewegen sich im üblichen Rahmen", sagt Vize-Stadtammann Alexander Schroeter.

Um die anstehenden Schwankungen abzufedern, braucht keine der vier Schulen zusätzliche Schulzimmer.

Die letzten grossen Infrastruktur-Anpassungen seien zudem bereits über die Bühne - in der OS zu Beginn der 2000-er Jahre, in der Primarschule von 2017 bis 2020. "Als relativ grosser Schulkreis mit vier bis fünf Parallelklassen auf Primarstufe und fünf bis sechs an der OS haben wir relativ gute ‘Puffermöglichkeiten’ und können die Spannbreite von Mindest- und Maximalzahlen pro Klasse optimal nutzen", so Schroeter. Grössere Wohnbauprojekte gebe es hingegen in Courgevaux, das ebenfalls zum Primarschulkreis und OS-Verband Murten gehört. In dem Zusammenhang plant die Gemeinde ein Schulzentrum. Wie gross der dortige Schulraumbedarf aber tatsächlich sein wird, werde zu gegebener Zeit mit einem spezialisierten Ingenieurbüro berechnet.

Zusammenrücken in Wünnewil-Flamatt

"Die Schülerzahlen in Wünnewil-Flamatt erfordern die Eröffnung einer zusätzlichen, neunten Primarklasse", sagt Gemeinderat Burim Ramaj. "Das zusätzliche Zimmer kann jedoch im Schulhaus zur Verfügung gestellt werden."

Alle müssen etwas näher zusammenrücken.

Auch der Schulkreis Gurmels kennt das Problem und hat bereits reagiert – einerseits mit dem Mobilbau in Gurmels sowie dem Erweiterungsprojekt in Cordast, das bald in Angriff genommen wird. Die nächsten Schritte sind dann ein Ausbauprojekt für die OS Gurmels und der Ausbau der Primarschule in Gurmels.

Auch Tafers plant bereits 

In anderen Gemeinden präsentiert sich die Situation (noch) weniger dramatisch. Keinen Bedarf an weiteren Schulräumen melden etwa die Schulkreise Rechthalten-St. Ursen, St. Antoni-Heitenried, Ueberstorf und die Deutschsprachige Orientierungsschule Freiburg an. "Allerdings ist das Primarschulhaus Tafers aktuell bis aufs letzte Zimmer besetzt, und es fehlen Gruppenräume", gibt die Tafersner Gemeinderätin Riccarda Melchior zu bedenken.

Die Gemeinde ist bereits in der Planung einer Schulhauserweiterung.

Und auch Thomas Bertschy, Primarschuldirektor des Schulkreises Giffers-Tentlingen-St. Silvester rechnet zwar nur mit 18 Schüler/-innen mehr im Kindergarten und der Primarschule, sagt aber ebenfalls:

Schulräume werden im gesamten Schulkreis knapp; zudem sind Schulhaussanierungen geplant.

Bei fehlenden Schulräumen müssten Container gemietet oder gekauft werden.

Schulkreis Plaffeien in den Startlöchern

Im Schulkreis Plaffeien-Brünisried-Plasselb ist laut dem Plaffeier Syndic Daniel Bürdel auf das nächste Schuljahr nicht mehr Schulraum nötig. Lediglich in Brünisried steige die Schülerzahl leicht an, was auch Walter Marti, Ammann von Brünisried, bestätigt. Aufgrund leicht steigender Schülerzahlen führe man die Basisklasse (1H-4H) nicht weiter und kehre zum alten Modell mit zwei Klassen (1/2H und 3/4H) zurück. Aufgrund dieser Anpassung müsse die Gemeinde baulich mittelfristig etwas unternehmen.

Die FOSF ist übervoll

"In der Deutschsprachigen Regionalschule Freiburg wiederum ist für das kommende Schuljahr mit der Eröffnung einer Klasse zu rechnen, aber alle Schulzimmer sind besetzt", sagt die Schuldirektorin Susanne Meuwly. Wie dieses Problem gelöst werden soll, sei noch in Diskussion.

Eventuell können Räumlichkeiten in einem benachbarten Schulhaus gemietet werden.

"Längerfristig muss jedoch eine geeignete Lösung gefunden werden, denn die Schülerzahlen steigen seit den letzten Jahren stetig."

RadioFr. - Jean-Claude Goldschmid / Mario Corpataux
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