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Das schwingende Multitalent

Sven Hofer ist Schwinger, Dartsspieler und ehemaliger Fussballer. In unserer Sommerserie erzählt er von seinem interessanten sportlichen Werdegang.

Sven Hofer bei sich zu Hause in Kerzers. © RadioFr.

Im letzten August überraschte Sven Hofer mit seinem Kranz am Eidgenössischen Schwing und Älplerfest in Pratteln alle. Der Kerzersner erwischte zwei Spitzentage und legte unter anderem Eidgenosse Patrick Räbmatter auf den Rücken. Es brauchte Schwingerkönig Christian Stucki, ESAF Schlussgangteilnehmer Armon Orlik oder Supertalent Werner Schlegel, um Sven Hofer an diesen Tagen zu stoppen. Der 27-Jährige trotzte jedoch sämtlichen Widrigkeiten und durfte sich am Sonntagabend völlig verdient den Eidgenössischen Kranz aufsetzen lassen. Doch, kam der Erfolg wirklich so überraschend?

Die Kranzsammlung von Sven Hofer.

Sven Hofer öffnet die Tür zu seiner Wohnung. Der 27-Jährige wohnt in Kerzers, zusammen mit seiner Freundin und Kater Magnus. "Wir haben ihn im letzten August geschenkt bekommen, gerade nach dem ESAF in Pratteln. Deshalb tauften wir ihn Magnus, genauso wie auch der Siegermuni des ESAF heisst." Magnus schläft auf der Couch im Wohnzimmer. Gleich hinter dem Fernseher hängt der Kranz von Pratteln, zusammen mit den 14 weiteren Kränzen, die Sven Hofer bisher gewonnen hat. Gleich daneben thront die grosse Treichel vom ESAF und eine etwas Kleinere, vom Urner Kantonalen im letzten Jahr. "2022 war mein bisher bestes Jahr", erklärt Hofer. Insgesamt sieben Kränze gewann Hofer in der letzten Saison. Im Jahr 2023 kam bisher ein Kranz hinz, jener vom Freiburger Kantonalen. Die relativ geringe Kranzausbeute im aktuellen Jahr erklärt sich Sven Hofer vor allem auch durch seinen Gesundheitszustand.

Startschuss im Schwimmbad

Sven Hofers Schwingkarriere begann sozusagen in der Badi von Kerzers. "Ich war acht Jahre alt. Der ehemalige Trainer vom Schwingklub Kerzers Urs Zosso fragte mich, ob ich nicht auch Lust hätte ins Schwingtraining zu kommen. Offenbar fiel ihm meine Statur auf, die damals wohl etwas grösser und schwerer war, als bei den anderen in meinem Alter."

Nachdem Urs Zosso auch Sven Hofers Mutter überredet hatte, entschied sich Sven Hofer, mit dem Schwingen anzufangen. Während vier Jahren ging Hofer dem Schwingen nach. Er feierte nicht wenige Festsiege und holte sich Zweige, das Äquivalent bei den Jungschwingern zum Kranz. "Mir selbst war nicht bewusst, dass da ein Talent in mir schlummerte. Andere sahen es vielleicht, aber ich habe mir dazu keine Gedanken gemacht."

Trotz des Talentes blieb Sven Hofer dem Schwingsport nur vier Jahre treu. Dann nahm seine Karriere eine überraschende Wendung. "Alle meine Kollegen in der Schule haben Fussball gespielt. Ich war der einzige, der geschwungen hat. Dann ging ich halt den Kollegen, die Fussball spielten, hinterher und es fing mir an immer mehr Spass zu machen." Hofer merkte aber, dass er auch im Fussball Ambitionen hegen kann. Obwohl er mit 12 Jahren erst relativ spät mit dem Sport anfing, blieben seine Fähigkeiten als Torhüter den kantonalen Talentscouts nicht verborgen.

Training mit Michel Aebischer und Yvon Mvogo

Beim Team AFF trainierte Sven Hofer zusammen mit Michel Aebischer und Yvon Mvogo. Zum Konkurrenzkampf zwischen Torhüter Hofer und Mvogo kam es jedoch nicht, da Yvon Mvogo etwas älter ist als Sven Hofer und deshalb mit der höheren Kategorie an die Spiele ging. "Ich finde es heute noch interessant, ihre Karrieren zu verfolgen." In der Kantonalen Auswahl trainierte und spielte der ehemalige Schwinger bei der U14 und der U15. 

Ein wegweisendes Erlebnis war für Sven Hofer das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2016 in Estavayer-le-Lac, wo sich Hofer als Helfer meldete. "Beim Ranglistenverkauf hatte ich die Möglichkeit, in die Arena zu gehen. Ich war sofort fasziniert von der Grösse und machte mir Gedanken, dies selbst auch einmal zu erleben." Hofer sagte dann zu seinem Götti: "In drei Jahren laufe ich selbst in die Arena ein." Er sollte recht behalten. Anfang 2017 begann Hofers zweite Schwingkarriere. Gleich beim ersten Kranzfest, dem Freiburger Kantonalen, holte er sich den Kranz. 

Es fühlte sich an, wie Fahrrad fahren. Trotz langer Pause hatte ich das Schwingen nicht verlernt.

Mittlerweile ist bekannt, wohin Sven Hofers Talent führte. Nachdem der Kerzersner 2019 in Zug nach vier Gängen die Heimreise antreten musste, holte er 2022 das Eichenlaub.

Darts als Ausgleich

Doch Fussball und Schwingen sind nicht die einzigen Standbeine von Sven Hofer. Im Wohnzimmer steht nebst den zahlreichen Auszeichnungen vom Schwingen eine Dartscheibe aufgestellt. "Darts kommt vor allem im Winter zum Zug, wenn der Schwingsport pausiert. Dies ist ein guter Ausgleich." Vor allem vom schottischen Dartsspieler Peter "Snakebite" Wright ist Sven Hofer fasziniert. "Er jubelt nicht so extrem wie andere vor dem Board. Auch sein Wurfstiel finde ich sehr interessant".

Alles macht er 'mega gärn'

Sven Hofer, Eidgenosse, ehemaliges Talent im Fussball und bei Dartsturnieren regelmässig vorne dabei. Als sportliches Multitalent würde er sich aber trotzdem nicht bezeichnen. "Ich denke, es ist vor allem die Liebe zu vielen Sportarten, die es ausmacht. Beim Aufwärmen für das Schwingtraining spielen wir beispielsweise oft Unihockey. Auch da versuche ich natürlich vorne mit dabei zu sein. Ich mache einfach 'mega gärn' Sport, deshalb klappt es vielleicht auch so gut." 

Deshalb ist es vielleicht auch gar keine so grosse Überraschung, hat sich Sven Hofer in Pratteln zum Eidgenossen gekürt. Sein nächstes grosses Ziel ist der Sieg bei einem Kranzfest. Bisher hat das, was sich Sven Hofer vorgenommen hat, meist geklappt. 

RadioFr. - Ivan Zgraggen / faeb
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