Tempo 30 scheidet Geister weiter

Seit knapp einem Monat gilt in der Stadt Freiburg Tempo 30. RadioFr. zieht eine erste Zwischenbilanz.

Anfang Oktober enthüllten Mitarbeitende der Stadt Freiburg die Strassenschilder. © KEYSTONE

Seit dem 2. Oktober gilt im Grossteil der Stadt Freiburg generell Tempo 30. Verkehrspolitik beschäftigt und polarisiert die Bevölkerung. RadioFr. Und Frapp haben deshalb knapp einen Monat nach Einführung von Tempo 30 bei den verschiedenen Positionen nachgefragt.

Pro Velo, Gregoire Kubski

Erfreut ob der Tempo30 Massnahme zeigt sich Gregoire Kubski, Präsident von Pro Velo Freiburg. «Tempo30 erhöht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden. Ich verstehe, dass die Massnahme nicht allen gefällt, aber man muss sehen, bei einem Unfall mit Tempo 30 liegt die Überlebenschance bei rund 90%. Bei Tempo 50 hingegen nur noch bei 20%.» Auch die Velofahrenden seien zufrieden, es hätte einige Rückmeldungen gegeben. Die Massnahme komme aber nicht nur den Velofahrenden, sondern allen in Freiburg lebenden Personen zu gute, ist Kubski überzeugt.

Die Tempo 30 Massnahme ist eine klare Verbesserung der Lebensqualität

Dass damit die Autofahrenden aus der Stadt gedrängt werden glaubt Kubski nicht. „Vor allem in den 70er Jahren wurde viel zu Gunsten des motorisierten Verkehrs getan. Dahingehend stellt Tempo 30 und die Reduktion der Parkplätze lediglich ein Ausgleich dar.“

TCS Sektion Freiburg, Eric Collomb

Der TCS stehe der Massnahme sehr kritisch gegenüber, sagt Sektionspräsident Eric Collomb. «Wir erhalten jeden Tag Briefe und Mails von Autofahrenden, die fragen was man gegen Tempo 30 machen könne.» Collomb sieht die Massnahme quasi als Vertreibung der Autofahrenden aus der Stadt.

Die Stadt Freiburg ist ein Hauptort und kein Quartier! Es gibt Leute, die mit dem Auto nach Freiburg müssen. Diese Politik können wir nicht akzeptieren.

Collomb sieht die Möglichkeit eines Kompromisses. Morgens und Abends zu den Stosszeiten könne man ohnehin nicht schneller als 30km/h fahren. Dazwischen, wenn 50 km/h gefahren werden könne, soll dies möglich sein.

Arbeitgeberverband, David Krienbühl

Nach wie vor dezidiert gegen Tempo30 äussert sich auch David Krienbühl vom Arbeitgeberverband. «Tempo 30 in praktisch der ganzen Stadt, macht die Kantonshauptstadt schlicht unattraktiv. Es kamen Leute auf uns zu die berichteten, dass jetzt weniger Personen in ihrem Geschäft oder Restaurant konsumieren würden.» Man müsse sich bei der Massnahme die, die Lebensqualität steigern solle bewusst sein:

Lebensqualität bedeutet nicht nur weniger Lärm. Es braucht auch das Gewerbe, mit Läden, Restaurants, Strassencafés und so weiter.

Für Krienbühl ist darum klar, «eine solche extreme Politik wie sie die Stadt Freiburg betreibt geht nicht.» Deshalb überlege sich der Arbeitgeberverband mit der Stadt nochmals das Gespräch zu suchen. Ein Kompromiss würde seiner Ansicht nach mehr Sinn machen. So könnte zum Beispiel während der Nacht Tempo 30 gelten, unter Tagen weiter Tempo 50. «Die Stadt Lausanne fand genau so einen Kompromiss, wieso dies in Freiburg nicht auch möglich ist weiss ich nicht.»

Stadt Freiburg, Pierre Olivier Nobs

Gemeinderat Pierre Olivier Nobs leitet die Mobilitätsdirektion der Stadt Freiburg. Unter seinem Vorsitz wurde Tempo 30 anfangs Oktober eingeführt. Nobs mag noch nicht zu viel mutmassen, was die Massnahme bis jetzt gebracht hat.

Für eine vertiefte Zwischenbilanz ist es jetzt noch zu früh. Wir haben aber einige Beobachtungen gemacht und Rückmeldungen erhalten.

Was hat Nobs also beobachtet und gehört? Bis jetzt würde Tempo 30 vom motorisierten Verkehr grösstenteils gut akzeptiert und eingehalten. Auch habe er beobachtet, dass es nun angenehmer sei, sich in der Stadt zu bewegen. Die Lebensqualität sei seiner Meinung nach gestiegen. Nobs betont allerdings, dass dies lediglich Wahrnehmungen seien, die nicht auf Evaluationen basieren. Vom Konzept sei er nach wie vor überzeugt. Gegen das ganze Projekt, das im Amtsblatt ausgeschrieben worden sei, sei nur eine Beschwerde eingegangen. In Zukunft sind darum keine Anpassungen vorgesehen.

Tempo 30 - gibt es die ideale Lösung?

Die Meinungen zur Tempo 30 Massnahme scheinen sich also auch nach dessen Einführung nicht geändert zu haben. Eine Lösung, die alle Parteien und alle Verkehrsteilnehmenden zufrieden stellt scheint daher kaum möglich in nächster Zeit. 

RadioFr. - Ivan Zgraggen
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