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Unspunnen 2023: Eine Sternstunde im Freiburger Schwingsport

Die Freiburger haben das zweitgrösste Schwingfest nach dem ESAF massgeblich mitgeprägt. Ein Rückblick.

Steven Moser und Marcel Bieri schwingen im 2. Gang vor 16'000 Zuschauenden. © KEYSTONE

Mit Samuel Giger fand das Unspunnen-Schwinget 2023 einen würdigen Sieger. Der Thurgauer gewann alle seine sechs Gänge. Giger fehlt nun einzig noch ein Triumph am ESAF für den sogenannten Schwinger-Grandslam (Sieg ESAF, Unspunnen und Kilchberger). 

Eine Nummer kleiner als das ESAF, aber immer noch gross

Die besten 120 Schwinger fanden am letzten Augustwochenende in Interlaken auf der Höhenmatte zusammen. 16'000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten das Geschehen live vor Ort. Alles in allem präsentierte sich das Fest eine Nummer kleiner als das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest. Dennoch: Die imposanten temporären Tribünen sorgten für einen würdigen Rahmen des nur alle sechs Jahre stattfindenden Unspunnen-Schwingets. Kleiner präsentierte sich auch die Südwestschweizer Equipe. Mit 12 Schwingern waren die Romands die kleinste Delegation. Innerhalb der Südwestschweizer stellten die Freiburger mit acht Schwingern das grösste Kontingent.

Der Einmarsch der Südwestschweizer ins Stadion.

Freiburger brillierten am Morgen

Doch vor allem am Vormittag erschienen die kleinsten plötzlich ganz gross. Zur Mittagspause las man auf der Rangliste Rang 1a Steven Moser, Rang 1b Benjamin Gapany, jeweils mit dem Punktemaximum. Wie kam es zu dieser Sensation? 

"Etwas riskieren, was ich sonst zu wenig gemacht habe", erklärte Steven Moser die drei Siege am Morgen. Gegen Urs Doppmann, Marcel Bieri und dann auch Samir Leuppi suchte Moser entschlossener die Entscheidung. Zwar mit dem Risiko auch selber auf dem Rücken zu landen, doch die Schwingart zahlte sich aus. Doppmann und Leuppi lagen verhältnismässig schnell auf dem Rücken, bei Marcel Bieri standen nur noch sieben Sekunden verbleibende Gangzeit auf der Uhr. 

Das Risiko zahlte sich aus. Steven Moser gewinnt hier gegen Eidgenosse Marcel Bieri.
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Und Benjamin Gapany? Er sorgte definitiv für DAS Highlight aus Freiburger Sicht. Als der Greyerzer im dritten Gang einen der meistgenannten Favoriten, Pirmin Reichmuth, auf den Rücken legte. Der Kampf gegen den Innerschweizer verdiente sich Gapany mit Siegen gegen Joel Strebel und Fabio Hiltbrunnder im Anschwingen.

Gegner am Boden: Benjamin Gapany jubelt über seinen Sieg gegen Pirmin Reichmuth. 
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Der OK-Präsident vom Schwarzsee-Schwinget Erich Mauron, welcher als Zuschauer mit dem Freiburger Fancar nach Interlaken reiste meinte dazu scherzhaft:

Auch Bundesrat Albert Rösti ist von Freiburgern überrascht

Die Leistung von Steven Moser und Benjamin Gapany blieben auch Bundesrat Albert Rösti nicht verborgen. Der Berner SVP-Mann besuchte das Unspunnen-Fest und hielt am Nachmittag die Festrede. 

Gerade noch bevor es zu stürmen beginnt, kann Albert Rösti die Festrede abhalten. 

Mit dem Ende des Festakts öffnete Petrus die Schleusen. Nachdem das OK, die Fans und die Schwinger lange relativ Glück hatten, stürmte es im 6. Gang heftig. 

Parallel zum Wetter brachen auch die Freiburger am Nachmittag etwas ein. Moser und Gapany bekamen erwartungsgemäss Samuel Giger vorgesetzt, gegen den kein Kraut gewachsen war. Nach Niederlagen gegen Kilian von Weissenfluh (Benjamin Gapany) und Pirmin Reichmuth (Steven Moser) war der Traum vom Schlussgang für beide Freiburger ausgeträumt. Den sechsten Gang gewannen hingegen sowohl Moser als auch Gapany, was ihnen Schlussrang fünf und sechs einbrachte. Zum Saisonhöhepunkt packten der Sensler und der Greyerzer ihr wahrscheinlich stärkstes Fest des Jahres aus. Vor allem das Resultat zum Mittag überraschte wohl alle und ist eine echte Sternstunde in der Geschichte des Freiburger Schwingsports.

Auch Kramer, Baeriswyl und Collaud bauten am Nachmittag ab

Zur Halbzeit des Fests lagen auch Lario Kramer und Christoph Baeriswyl noch in Tuchfühlung mit den beiden Freiburger Spitzenreitern. Beide standen bei zwei Siegen und einem Gestellten. Besonders Christoph Baeriswyl machte auf sich aufmerksam, mit dem Sieg gegen Eidgenosse Joel Strebel und dem Gestellten gegen Mike Müllestein. 

Im Gegensatz zu Baeriswyl nahm Kramer den guten Start auch in den Nachmittag mit. Nach einem Gestellten mit Sven Schurtenberger, besiegte der Galmizer mit Mathieu Burger einen Eidgenossen. Im 6. Gang zog er aber gegen Matthias Aeschbacher den Kürzeren, mit den 55.50 Punkten und dem Schlussrang 11b war Lario Kramer nur mässig zufrieden. Es habe sich aber auf jeden Fall gelohnt, nach der Schulterverletzung noch einmal zurück ins Sägemehl zu kommen. Baeriswyl seinerseits gewann nach den beiden Startsiegen keinen Gang mehr, immerhin zwei Gestellte besserten die Bilanz noch etwas auf. Auch Romain Collaud kann das Unspunnen als "solala" verbuchen, er hatte mit vier Eidgenossen allerdings ein schweres Notenblatt. Davon legte er mit Marco Good immerhin einen auf den Rücken, Collaud klassierte sich einen Viertelpunkt hinter Lario Kramer. 

Lario Kramer und Nick Alpiger kamen sich im Anschwingen sehr nahe.
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Das Unspunnen-Schwinget 2023 wird der Freiburger-Delegation mit Sicherheit mit vielen Emotionen in Erinnerung bleiben. Einmal mehr hat sich wie in den letzten Jahren gezeigt, dass die kleine Südwestschweiz in der Schwingerlandschaft immer mehr zum Faktor wird. Bis zur nächsten Austragung dauert es nun wieder sechs Jahre, das zweitgrösste Schwingfest der Schweiz findet das nächste Mal 2029 in Interlaken statt. 

16'000 Fans singen die Schweizer Nationalhymne, die traditionell vor einem Schwingfest mit eidgenössischem Charakter abgespielt wird.

RadioFr. - Ivan Zgraggen
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