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Voller Emotionen und Stolz

Tadesse Abraham beendet sein letztes grosses Rennen, den olympischen Marathon in Paris, im 38. Rang. Dennoch ist er mit sich im Reinen.

Der Schweizer Marathon-Rekordhalter Tadesse Abraham verabschiedet sich von der grossen Lauf-Bühne © KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Auf den letzten 200 Metern der 42,195 Kilometer verspürte Abraham viele Emotionen, gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Er hatte den Traum, im Minimum einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen, nun war er in Paris zum dritten Mal dabei. "Ich bin stolz auf mich", sagte Abraham, der am Montag den 42. Geburtstag feiert. Nach der Premiere in Rio sei alles eine Zugabe gewesen.

Das Resultat in seinem letzten grossen Rennen war für den gebürtigen Eritreer sekundär, allerdings liess er immerhin die äthiopische Lauflegende Kenenisa Bekele (39.) hinter sich. Abraham hatte sich zwei Wochen zuvor im Trainingslager in Kenia eine Verletzung am Oberschenkel zugezogen, weshalb der EM-Zweite von 2018 schon am vorletzten Donnerstag nach Paris reiste, um sich optimal behandeln lassen zu können. "Bis gestern war ich nicht sicher, ob ich laufen kann", so Abraham. Dennoch haderte er nicht, obwohl der 10. August 2024 schon seit Jahren in seinem Kopf war. "Im Profisport kann alles passieren. Das muss man akzeptieren. Was ich jedoch nicht wollte, ist zu starten und dann aufzugeben."

"Was will ich mehr?"

Dass er nach der Verletzung bis zum Marathon-Start abgesehen von einem kleinen Aufwärmen am Freitag nicht mehr lief, spürte er. "Nach zwanzig Kilometern, als es bergab ging, reagierte der Muskel", erzählte Abraham. Die vielen Schweizer Fahnen auf der Strecke empfand er als "magisch. Was will ich mehr?"

Abraham beendet seine Karriere als Profi Ende Jahr mit dem Silvesterlauf. Dennoch war Paris nicht sein letzter Marathon, wenn alles normal läuft. Er plant, am 1. Dezember in Valencia zu laufen. Nachdem er 2022 in Zürich seinen sechs Jahre alten Schweizer Rekord unterboten hatte, war er noch zweimal schneller. Im März erreichte er in Barcelona 2:05:01 Stunden. In Valencia möchte er nun herausfinden, wo seine Limite liegt. Er ist überzeugt, 2:04 Stunden in den Beinen zu haben. Deshalb wird er "all in" gehen.

Würde gerne in der Leichtathletik bleiben

Abraham, der sich 2004 an der Cross-WM in Brüssel in die Schweiz abgesetzte und seit 2014 den hiesigen Pass besitzt, unternahm alles für seine erfolgreiche Karriere mit dem 7. Platz an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro als Höhepunkt. Er verzichtete auf eine Ausbildung - in der Hoffnung, dass dank dem Sport eine Tür aufgeht. Er würde sein Wissen gerne an Junge weitergeben. "Das wäre eine Ehre. Ich bin jedoch offen für alles." Vor allem freut er Abraham auf mehr Zeit mit der Familie - er ist Vater eines Sohnes. Zuerst einmal muss diese für sein letztes grosse Ziel aber nochmals hinten anstehen.

SDA
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