Falli Hölli hätte gar nie gebaut werden dürfen

Am 19. Juli 1994 wurde die Feriensiedlung in Plasselb für verloren erklärt. Das Drama hätte aber eigentlich nie stattfinden dürfen.

Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
Die verheerenden Bilder auf dem Jahre 1994 der Feriensiedlung Falli Hölli. © Keystone
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Das Unglück der Feriensiedlung Falli Hölli in Plasselb nahm im Frühling 1994 seinen Lauf. Zweimal mussten Trinkwasserleitungen ersetzt werden, im April wurden erste Risse in den Häusern festgestellt. Spätestens im Mai war klar: Der Hügel wird wohl nicht halten. 

Im Gelände am östlichen Abhang des Plasselbschlunds hatten sich breite Gräben geöffnet und erste Häuser standen plötzlich schief. Zuerst dachte man, der starke Niederschlag der vergangenen Monate habe zu den Rutschungen geführt. Bald zeigte sich, dass der ganze Untergrund in Bewegung geraten war. Ein gewaltiger Erdrutsch war damals gerade im Begriff, 37 Gebäude in die Tiefe zu befördern.

Es wurde viel früher vor dieser Gefahr gewarnt

Im Juni wurde die Situation so dramatisch, dass die Siedlung der Natur überlassen wurde. Der Hang rutschte bereits zum Teil mehrere Meter am Tag, Falli Hölli wurde zur Sperrzone für die Bevölkerung. Und dann, am 19. Juli 1994, wurde die Feriensiedlung definitiv aufgegeben. Alle Rettungsversuche und Massnahmen, um den Hang vom Rutschen abzuhalten, waren gescheitert. 

Das geologische Gutachten warnte davor, dass es ein Rutschhang ist.

Hugo Raetzo

Doch, es hätte eigentlich gar nie so weit kommen dürfen. Denn ein geologisches Gutachten sagte, dass es nicht schlau ist, im Hang von Falli Hölli zu bauen. Hugo Raetzo, heute beim Bundesamt für Umwelt in der Sektion Prävention für Naturgefahren, war damals auch schon involviert. Zu Falli Hölli sagt er: "Die Gebäudeversicherung lehnte das Baugesuch ab. Irgendwann wurde der Druck aber in Freiburg zu gross und der Staatsrat erteilte grünes Licht." Auch das zweite und das dritte Baugesuch wurden so durchgedrückt, entgegen dem Willen der Gebäudeversicherung, sagt Raetzo weiter.

Die Gebäudeversicherung wurde gezwungen, das Hotel zu versichern. Später auch die Ferienhäuser und auch das Ferienheim mussten sie versichern. Und am Ende musste die Gebäudeversicherung alles bezahlen, obwohl sie es nie versichern wollten.

Hugo Raetzo

Die Lehren aus Falli Hölli

Im Nachgang wurden die Lehren aus Falli Hölli gezogen. Es war ein Ereignis, dass nicht nur die Region beschäftigte. In der ganzen Schweiz, gar international, sorgte der Fall für Aufregung. "Es war der erste grosse Fall in der neueren Zeit, bei welchem ein ganzes Dorf zerstört wurde", sagt Hugo Raetzo. Zur direkten Folge hatte dies, dass ein Hotel bei Hohberg in Schwarzsee nicht gebaut werden durfte. 

Gesamtschweizerisch wurden Lehren aus Falli Hölli gezogen.

Weiter wurden Rutschungen im ganzen Kanton kartografiert und somit wurden neue Gefahrenkarten erstellt. "Dies geschah dann Jahre später, es wird aber bis heute weiter verwendet", sagt Hugo Raetzo. "Die Richtlinien des Bundes wurden angepasst, die Erkenntnisse aus Falli Hölli wurden darin aufgenommen."

Screenshot Gefahrenkarten Kanton Freiburg

Daraus entstanden Gefahrenkarten, welche der Prävention von Naturgefahren dienen. So wie hier im Bild oben, die Gefahren von möglichen Rutschhängen im Kanton Freiburg. Am gefährlichsten sind die dunkelroten Zonen, also unter anderem in Jaun bis Schwarzsee. 

Mittendrin als Gemeinderat von St. Silvester

Einer, der damals bei Falli Hölli auch mitgeholfen hatte, war Gilbert Boschung. Er war kurz vor der Tragödie in den Gemeinderat von St. Silvester gewählt worden. Seine erste grosse Aufgabe: der Krisenstab wegen des Erdrutsches in Falli Hölli. Seine Erinnerungen kommen beim Gedanken an diese Zeit sofort hoch:

Nie hätten wir erwartet, dass so etwas passieren kann. Treppen, welche einen Meter von den Häusern weggerissen wurden, Stromleitungen am Boden, Hausplätze wurden zusammengestossen. 

Gilbert Boschung war unter anderem auch mit der Evakuierung der Menschen beschäftigt, die in Falli Hölli lebten. "Einige von ihnen brauchten ein paar Gespräche mehr, um die Siedlung zu verlassen. Aber eigentlich merkten alle schnell, was Sache war", sagte der damalige Gemeinderat von St. Silvester.

RadioFr. - Fabian Waeber
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