Warum einige Pflanzen besser ausgerottet gehören

Der Japanische Staudenknöterich ist eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Deshalb muss der unliebsame Strauch aus dem Naturschutzgebiet bei Zumholz verschwinden.

Rund 3500 Quadratmeter vom japanischen Staudenknöterich gibt es im Auenwald bei Zumholz.  © RadioFr.

Vierzehn Hände packen die langen grünen Pflanzen am Stiel, rupfen sie samt Wurzeln unsanft aus dem Boden und befördern sie zum anderen Grüngut, das sich bereits in den vielzähligen überdimensionalen Plastikbeuteln auftürmt. Hinter der neu entstandenen Lichtung entlang der Sense in Zumholz ragen die übriggebliebenen Stängel der Sträucher bis zu dreieinhalb Meter dem Himmel empor.

Während andere Naturschutzgebiete Besucherinnen und Besucher vom Pflanzenpflücken fernhalten wollen, macht das freiburgische Amt für Wald und Natur in diesem geschützten Auengebiet Wanderlustige auf eine "Aufwertung des Biotops" aufmerksam. Denn hier ist die Natur einer schleichenden Bedrohung ausgesetzt: dem Japanischen Staudenknöterich. Dieses Gewächs zählt zu den sogenannten Neophyten, also invasive Pflanzenarten, die einheimische Arten verdrängen.

Invasionsboom wegen Klimawandel

Ganze 100 Quadratmeter Fläche sollen nun in diesem Sommer in Zumholz von den Eindringlingen befreit werden. Denn das Problem werde immer dringlicher, erklärt Biologe Joseph Volery vom freiburgischen Amt für Wald und Natur:

Im Moment sind fast alle invasiven Neophyten am Boomen.

Schuld daran sei etwa die Klimaerwärmung, die für die Ausbreitung des unliebsamen Grünzeugs ideale Bedingungen schafft, denn oftmals stammen diese Pflanzen ursprünglich aus wärmeren Regionen. Dazu kommt, dass sich die Natur vielerorts in einem immer schlechteren Zustand befindet und Ökosysteme so besonders anfällig für Eindringlinge werden.

Zwar haben die Biber an einer Stelle der Auenlandschaft bereits ganze Arbeit geleistet und die invasiven Pflanzen mit ihrem selbst gebauten Staudamm aus Ästen kurzerhand ertränkt. Mehrere Bestände wachsen aber ausserhalb des Stausees. "Wir müssen die Natur hier zusätzlich unterstützen", befindet Volery. In diesem Fall gehen sieben Asylsuchende, die beim ORS angemeldet sind, in Zumholz der Natur zur Hand.

Nichts soll zurückbleiben

Es ist Vorsicht geboten, wenn die Hilfskräfte den Staudenknöterich ausreissen. Bleibt auch nur ein kleines Stück vom Stängel oder der Wurzel übrig, kann die Pflanze wieder austreiben und innerhalb von zwei Jahren neue Bestände bilden. Volery gibt trotzdem Mut zur Hoffnung, denn es sei sehr wohl möglich, die Ausbreitung des Gewächses zu verhindern. "Mit diesem Monster haben wir noch Glück." Denn im Gegensatz zu anderen invasiven Spezies kann sich der Staudenknöterich in der Schweiz nur vegetativ, also nicht über seine Samen, vermehren. Vegetative Vermehrung findet etwa dann statt, wenn Stängel der Pflanze über Hochwasser in neue Gebiete gelangen. Wichtig sei es daher, das Gebiet regelmässig zu kontrollieren und falls nötig wieder zu säubern, bevor sich grössere neue Bestände bilden können.

Künftig könnte der Klimawandel dies jedoch ändern, erklärt Volery. Während die Samen des Staudenknöterichs momentan in der Schweiz nicht rechtzeitig heranreifen, könnten steigende Temperaturen dies bald möglich machen. Bei einer verwandten Art des Japanischen Staudenknöterichs sei dies bereits jetzt der Fall.

Nicht nur negativ

Die invasiven Neophyten wie der Staudenknöterich haben aber durchaus ihre guten Seiten. Zum Beispiel sei die Pflanze essbar. Vor dem Verkaufsverbot im Jahr 2011 war sie auch als Heckenpflanze beliebt. "Die positiven Aspekte invasiver Pflanzen wiegen jedoch niemals die Schäden an der Biodiversität, Wirtschaft und Gesundheit auf", erklärt Volery.

Bekämpfung im Garten

Wer nun im eigenen Garten noch immer Japanischen Staudenknöterich angepflanzt hat, unterliegt zwar keiner Bekämpfungspflicht. Es sei jedoch empfehlenswert, die Pflanze mitsamt Wurzeln auszureissen, damit sich der Eindringling nicht weiter verbreiten kann, so Volery. Er warnt davor, die Überreste im regulären Hauskompost zu deponieren. "Mit diesen Bedingungen wird die Pflanze problemlos überleben und kann sich weiter ausbreiten." Stattdessen soll das Grüngut auf eine professionelle Kompostieranlage gebracht werden, wo es über 70 Grad erhitzt wird, um die Triebkraft endgültig zu zerstören.

Gut zu wissen

Neophyten sind exotische Pflanzen, die ab dem 15. Jahrhundert in die Schweiz gebracht wurden und hier wild wachsen können. Dazu gehören praktische Gewächse wie etwa Kartoffeln oder Tomaten, die ursprünglich aus Amerika stammen. Mit dem zunehmenden Handel zwischen Kontinenten wurden jedoch auch invasive Pflanzenarten wie der Japanische Staudenknöterich, das drüsige Springkraut oder das einjährige Berufkraut miteingeschleppt. Diese invasiven Neophyten können Schäden in wirtschaftlicher oder gesundheitlicher Form auslösen und stellen eine Gefahr für die einheimische Biodiversität dar.

Dieser Artikel entstand im Rahmen eines Textaustausches mit den Freiburger Nachrichten.

RadioFr. - Redaktion / Selina Grossrieder (FN) / vdn
...