Wieso Senslerdeutsch gleich wie Ukrainisch ist
Seit August ist der Ukrainische Flüchtling Kyryl mit seiner Familie in Schmitten.

Kyryl ist 30 Jahre alt, kommt aus der Ukraine und wohnt mit seiner Frau und seinem 9-jährigen Sohn in Schmitten. Dort arbeitet er als Eventtechniker bei der Zagidrön GmbH. Ein Leben, welches er sich vor 13 Monaten noch überhaupt nicht vorstellen konnte.
Glück im Unglück
In der Nacht des 24. Februar 2022, als die russische Armee in die Ukraine einmarschierte, war Kyryl mit seiner Familie glücklicherweise in Ägypten in den Ferien:
Wir wussten sofort, wir können nicht zurück. Es war ein Schock.
Von Ägypten ist er schliesslich nach Polen geflogen. Von einer Sporthalle aus kontaktierte er Freunde in ganz Europa. Ein Bekannter seiner Frau hat ihm angeboten, er kenne eine Familie in der Schweiz. So zog Kyryl zu einer Gastfamilie in Olten. Doch der 30-Jährige wollte arbeiten, denn bereits in der Ukraine war er in der Eventtechnik tätig. So fand er in Schmitten bei Zagidrön einen Job und auch eine Wohnung. Er ist sehr zufrieden mit seiner Arbeit und seinen Kollegen.
Kulturelle Ähnlichkeiten
Deutsch spricht Kyryl bereits sehr gut, es gibt überhaupt kein Kommunikations-Problem. Beim Seislerdütsch hingegen hat er noch etwas Mühe. Dieses erinnert ihn sehr stark an die Ukraine:
Ukrainisch und Russisch ist etwa derselbe Unterschied wie Seislerdütsch und Deutsch. Die Russen verstehen uns nicht, wir sie aber schon.
Aber nicht nur bei der Sprache sieht Kyryl kulturelle Ähnlichkeiten. Er sei überrascht gewesen, wie ähnlich die Arbeitsmentalitäten der Schweiz und der Ukraine seien: "Ich bin noch nie in Europa gewesen zuvor. Ich dachte auch, dass die Ukraine nicht sehr europäisch ist. Aber das ist falsch. Vieles ist gleich hier." Die Schweizer seien sehr nett und hilfsbereit, Kyryl gefällt es in Schmitten sehr gut. Seine gute Laune und aufgestellte Art verliert er auch beim Thema Krieg nicht ganz.
"Mein Vater ist Russe"
Das Unverständnis gegenüber dem Krieg ist riesig. Dass Kyryls Vater Russe ist und in Russland lebt, verstärkt dieses Gefühl. Je länger man mit Kyryl spricht, desto eher versteht man: Die Ratlosigkeit darüber, was die Russen eigentlich in seinem Land genau wollen, löst Frust aus:
Wieso machen die Russen das? Sie sind unsere Nachbarn, wir verstehen nicht, was sie wollen.
Kyryl hat mehrere Bekannte, welche im Krieg gestorben sind oder jetzt noch an der Front sind. Die ukrainische Regierung informiere ihn regelmässig über die Lage. Er habe dadurch viel Vertrauen in die Regierung gewonnen. Und dann wird der 30-Jährige doch noch politisch: "Die Schweiz, die EU und die USA helfen der Ukraine sehr stark. Aber es braucht noch mehr Waffen. Mit moderner Technik können wir den Krieg verkürzen."
Hoffnung auf Rückkehr
Auch wenn es Kyryl und seiner Familie in Schmitten sehr gut gefällt, wollen sie nach dem Krieg zurück in die Ukraine:
Wir hatten ein gutes Leben zuvor in der Ukraine. Wir verlangen nicht viel, wir wollen einfach dahin zurück.
Der 30-Jährige bleibt Optimist und behält sein spontanes Lächeln. Er gehe davon aus, dass der Krieg im Spätsommer zu Ende sein wird. Es bleib zu hoffen, dass Kyryl entgegen allen Experten-Einschätzungen recht behält. Und seine nächsten Ferien in Friedenszeiten hat Kyryl auch schon geplant: Es geht an den wunderschönen Strand von Schmitten, wo er jetzt Freunde hat.