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Wirtschaft als grosses Thema bei Gemeindefusion von Freiburg

Der Saanebezirk gilt als wichtigster kantonaler Wirtschaftsstandort. Grossfreiburg möchte aber für andere Bezirke dereinst keine Konkurrenz sein.

Bereits heute stammen 42 Prozent des Freiburger Bruttoinlandproduktes aus dem Saanebezirk. (Archivbild) © RadioFr.

Bei der am Montag vorgestellten Fusionsversammlung des geplanten Grossfreiburgs wurden wirtschaftliche Fragen erörtert. Neun Gemeinden des Saanebezirks hegen den Plan, gemeinsam zu einem Grossfreiburg zu fusionieren. Schon heute steht der Saanebezirk in Sachen Wirtschaft innerhalb des Kantons Freiburg an erster Stelle – gemäss Statistik stammen 42 Prozent des Freiburger Bruttoinlandproduktes aus dem Saanebezirk. Deshalb soll die Wirtschaft in der dereinst fusionierten Gemeinde weiter gefördert werden.

Vieles, was heute kompliziert sei, solle durch die Fusion einfacher werden. René Jenny, Präsident der Freiburger Handelskammer, zählt die Kommunikation und Organisation als Beispiele auf: „Wenn ein Unternehmer Land sucht und hier in der Zone bleiben möchte – was 44 Prozent dieser Unternehmen in einer Umfrage der Handelskammer bestätigten – dann muss er heute bei neun Gemeinden anklopfen und anfragen, ob Land zur Verfügung stehe und was die Konditionen sind.“ Mit einem fusionierten Grossfreiburg müsste nur noch eine einzige Gemeinde kontaktiert werden, was den Prozess für Firmen wesentlich vereinfachen würde. «Wir sind überzeugt, dass neun Gemeinden zusammen eine bessere Offerte für ein Stück Land erstellen können, als eine einzige Gemeinde.» Dies gelte nicht nur für die Stadt Freiburg, sondern für jede der neun Gemeinden, so Jenny.

Anlaufstelle für die Wirtschaft

Zudem solle mit einer Wirtschaftsvertretung eine Anlaufstelle für Wirtschaftstätige kreiert werden. Firmen, die solche Angebote bereits kennen, fänden dies wichtig, betont Carl-Alex Ridoré, Oberamtsmann des Saanebezirks und Präsident der Fusionsversammlung: „Die Firmen arbeiten in einer Welt mit komplexen Fragen. Ein einziger Partner, der all die Fragen beantworten kann, wäre für diese Firmen wichtig.“

Und auch die Mobilität im Kanton sei für Firmen nicht optimal. Deshalb wolle man den öffentlichen Verkehr verbessern, was auch den Autofahrenden zugutekommen solle: Wenn mehr Personen vom Auto auf einen besseren ÖV umsteigen, entstünden dadurch für die restlichen Fahrerinnen und Fahrer auch bessere Bedingungen auf den Strassen.

Nicht nur Grossfreiburg könnte davon profitieren

Die Fusionsversammlung will also bessere und vor allem einfachere Rahmenbedingungen für Firmen im Kanton schaffen – für bereits sesshafte Firmen sowie für solche, die in Erwägung ziehen, in den Kanton zu ziehen. Mit anderen Bezirken möchte man aber keineswegs in einen Wettbewerb treten. Auch wenn Freiburg dereinst zu den grössten Schweizer Städten gehöre, davon profitieren könne laut Jenny auch der Rest des Kantons: „Ziel wäre es, einen starken, regionalen Pol zu gründen. Grossfreiburg als solches würde zur drittgrössten Westschweizer Gemeinde und zu einem zunehmend wichtigen Standort zwischen Bern und Lausanne anwachsen.“ Diese Gemeindefusion sei bedeutend für den Zugang von ausserkantonalen sowie ausländischen Firmen und schaffe Bedingungen, in dem sich Wissen in einem starken Pol gut etablieren könne.

Arbeitsstellen in den Kanton holen

Zurzeit arbeitet jede und jeder vierte im Kanton wohnhafte Berufstätige nicht innerhalb des Freiburger Staatsgebiets. Die Fusionsversammlung hofft aber, dass langfristig wieder mehr Menschen in näherer Umgebung ihres Zuhauses Arbeit finden.

Aber auch wenn die Konditionen für neue Firmen vereinfacht würden: Wunder seien keine zu erwarten, denn Bauland werde immer rarer. Gerade in diesem Zusammenhang gab es auch kritische Stimmen, welche besagten, dass die Industrie auf dem Gebiet der fusionierten Gemeinde zunehmen würde. René Jenny will diese Argumentation nicht akzeptieren: «Ich denke, wenn man die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons generell als auch spezifisch im Fusionsgebiet betrachtet, muss man diese natürlich unterstützen.» Der Saanebezirk sei der wichtigste Bezirk dieses Kantons, folglich habe er wahrscheinlich auch die besten Chancen, um sich zu entwickeln.

Höhere Steuern erwartet

Ein weiterer kritischer Punkt stelle die Höhe der zu erwartenden Steuern dar. Gewisse Anwohnerinnen und Anwohner dürften nach einer solchen Fusion für den Fiskus tiefer in die Tasche greifen, als sie es heute tun. Jenny denkt aber, dass man dieses Argument für den Moment auf die Seite schieben sollte, auch wenn es nicht einfach sei: „Weil die Opportunität und die Chancen dieser grossen Neunergemeinde werden in der Zukunft viel grösser sein, als wenn jede Gemeinde in ihrer eigenen Ecke politisiert.“

RadioFr. - Nadine Schmid / rb
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