"Wenn sie den Swimmingpool füllten, hatten wir kein Wasser"

2019 kam beim Brand der Conciergerie des Poya-Schlosses eine Person ums Leben. Daniel lebte einst dort und schildert die Wohnverhältnisse.

Die Ursache des Brandes ist nach wie vor unklar. © RadioFr.

RadioFr. hat mit Betroffenen des Poyabrandes gesprochen. Alle Folgen der Serie erscheinen fortlaufend auf RadioFr. und sonntags als ganzer Podcast auf Frapp und Spotify.

Daniel ist gerade mit Freunden im Restaurant, als er am 7. April 2019 einen Anruf erhält. In seiner alten WG sei in der Nacht zuvor ein Feuer ausgebrochen. "Die Person am Telefon sagte, dass es jemand wahrscheinlich nicht geschafft hat", sagt Daniel. Seine Gedanken drehen sich im Kreis. Er fragt sich, was geschehen ist. Noch während der Mittagszeit liest er in den Onlinemedien, dass eine Person ums Leben gekommen ist.

Sofort hilft Daniel seinen ehemaligen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Er sucht Unterkünfte, nimmt eine Person bei sich auf und unterstützt die Witwe des Verstorbenen. Dass ein Brand ausgebrochen ist, überrascht ihn nicht. Das Haus neben dem Poya-Schloss war schon länger baufällig.

Dunkles Haus, bunte WGs

Daniel kommt aus Deutschland. Nach dem abgeschlossenen Studium zieht es ihn im Sommer 2015 nach Freiburg. An der Murtengasse 44 findet er ein WG-Zimmer, in dem zuvor auch der Freiburger Musiker Manuel Oberholzer alias Feldermelder wohnte. Beim Haus handelt es sich um die Conciergerie des Poya-Schlosses, das von 1698 bis 1701 gebaut wurde.

Zwei WGs teilen sich das Haus. Die Mitbewohner von Daniels WG haben verschiedene Hintergründe. "Einer war Tätowierer, ein anderer hatte gerade sein Studium begonnen und eine war Erzieherin", sagt Daniel. Sie verstehen sich gut. Häufig essen sie zusammen oder verbringen gemeinsam Zeit im Garten.

Ganz anders das Verhältnis zu den Vermietern. Schloss, Haus und Grundstück befinden sich im Besitz einer französischen Aristokratenfamilie. Obwohl das Schloss und die Conciergerie aus dem Jahr 1912 unter Denkmalschutz stehen, ist die Conciergerie in einem desolaten Zustand.

Die Elektroheizungen sind alt. Im Winter betragen die Temperaturen zehn bis zwölf Grad. "Grösstenteils mussten wir mit Holz heizen", sagt Daniel. Doch auch die Öfen haben schon bessere Zeiten hinter sich. Meldet Daniel Probleme, tut sich gar nichts. Der Grund: Die Besitzerfamilie ist zerstritten, Reparaturarbeiten scheitern am Widerstand einzelner Familienmitglieder.

Schwimmen statt duschen

Daniel blickt mit gemischten Gefühlen auf seine Zeit an der Murtengasse 44 zurück. "Das Anwesen, der Park, die Terrasse und das Schloss sind wunderschön." Zutritt hatten er und seine Mitbewohner aber keinen. Die Aristokratenfamilie gibt den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses immer wieder zu verstehen, dass sie für die günstige Miete in einem denkmalgeschützten Haus dankbar sein könnten und Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen müssten.

Im Sommer verbringen Mitglieder der Familie ihre Ferien auf dem Schloss. "Wenn sie den Swimmingpool füllten, hatten wir kein Wasser mehr." Eine Vorwarnung gab es laut Daniel nicht. Nachdem zwei andere Familienmitglieder die Verwaltung des Hauses mit den beiden WGs übernehmen, spitzt sich der Streit zu. Die verfeindeten Familienmitglieder versuchen, die WG-Mitglieder zu instrumentalisieren, wenden sich mit widersprüchlichen Forderungen an sie und drohen ihnen mit rechtlichen Schritten, wenn die Bewohner ihnen nicht Folge leisten. Daniel entscheidet sich, auszuziehen.

Ausgebrochen ist das Feuer laut der Polizei im Wohnzimmer. Wie, ist bis heute unklar. Anders als Daniel wohnt Monika noch im Haus, als der Brand geschieht. In der nächsten Folge schildert sie ihre Erlebnisse.

RadioFr. - Yves Kilchör / Fabio Peter / rb
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