20 Jahre 9/11 – ein Rückblick mit Joseph Deiss

RadioFr. blickt gemeinsam mit dem Freiburger Altbundesrat Joseph Deiss auf die folgenschweren Anschläge vom 11. September zurück. Teil 1/2

Die Bilder des angegriffenen World Trade Centers gingen und gehen immer noch um die Welt. / Bild 2: Bundesrat Joseph Deiss besucht "Ground Zero" am 13. November 2001. © KEYSTONE
Die Bilder des angegriffenen World Trade Centers gingen und gehen immer noch um die Welt. / Bild 2: Bundesrat Joseph Deiss besucht "Ground Zero" am 13. November 2001. © KEYSTONE
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Viele werden sich an den Tag und dessen Bilder erinnern: Am 11. September 2001 flogen zwei Flugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers und ein weiteres ins Pentagon. Ein viertes Flugzeug stürzte ausserhalb von bewohntem Gebiet ab. Zu dieser Zeit war der Freiburger Joseph Deiss Bundesrat. Er erzählt, wie er als Mitglied der Landesregierung das Attentat und die Folgen davon erlebt hat.

Sitzung in Bern

Zum Zeitpunkt des Attentats sass Altbundesrat Joseph Deiss in einer Sitzung in Bern. Da erhielt er einen Anruf vom damaligen Botschafter und heutigen Bundeskanzler Walter Thurnherr, der verantwortlich für die Auslandschweizerinnen und -schweizer war: „Ich müsse sofort den Fernseher einschalten, denn es sei etwas Unheimliches im Gang“, sagt Deiss. Den zweiten Einschlag ins World Trade Center habe Deiss dann live am TV mitverfolgt: „Das war natürlich etwas total Verrücktes.“

Es wurde klar, dass auch Amerika verletzlich ist - die Attentäter trafen schliesslich symbolträchtige Orte inmitten der USA. „Es war eine Situation wie nach Pearl Harbor“, so Deiss.

Schweizer Fahnen auf halbmast

Joseph Deiss war damals Vorsteher des Aussendepartements und musste nach dem Attentat schnell reagieren. Gemeinsam mit Botschafter Thurnherr regelte er, was für die Schweizerinnen und Schweizer, die in New York sein könnten, zu tun ist. Bereits nach 15 Minuten stand eine von Walter Thurnherr eingerichtete Hotline, bei der Schweizer Staatsangehörige, die um ihre Liebsten bangten, sowie Personen, die in New York sein könnten, Hilfe und Rat erhielten.

Bereits am Folgetag liess der Sicherheitsausschuss des Bundesrates aufgrund von Informationen aus Amerika Schweizer Personen aus Afghanistan heimführen. Schon damals bestand der Verdacht, dass die Attentate aus diesem Land gesteuert wurden.

Die Schweiz zeigte am Folgetag zudem Solidarität gegenüber Amerika. „Der Bundesrat hat beschlossen, die Fahnen auf halbmast zu setzen - eine seltene Entscheidung", sagt Deiss und ergänzt, dass im Berner Münster eine Zeremonie zum Gedenken der Opfer organisiert wurde.

Reaktionen aus der Schweiz

Als am 11. September 2001 die Flugzeuge in die Gebäude flogen, waren auch viele Schweizerinnen und Schweizer in Amerika. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA musste deshalb einiges in die Wege leiten. Es ging dabei laut Altbundesrat Joseph Deiss nicht nur um Personen, die im World Trade Center waren. Nach den Attentaten wurden beispielsweise auch alle Flüge gestrichen. „Wie können wir die Schweizer, die in Amerika aufgelaufen sind, unterstützen, damit sie beispielsweise wieder in die Schweiz zurückkommen können?“

Die Liste der vermissten Personen sei damals lang gewesen. Leute aus der Schweiz machten sich Sorgen, weil sie nichts mehr von ihren Angehörigen aus New York hörten. „Das war natürlich eine gewaltige Arbeit, das waren mehrere hundert Personen.“ Das Schweizer Konsulat in New York musste deswegen verstärkt werden. Laut Altbundesrat Deiss seien bei dem Attentat zwei Schweizer gestorben. Alle anderen Personen hätten sich danach wieder gemeldet.

RadioFr. - Nadine Schmid / Rafael Bornatico/cys
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