"Das Unsichtbare sichtbar machen"
Die Notschlafstelle in Freiburg feiert Ende Woche ihr 30. Jubiläum mit einem Zeltdorf auf dem George-Python-Platz.

Vom 13. bis 16. Oktober stellt der Verein La Tuile 30 Zelte auf dem George-Python-Platz in der Stadt Freiburg auf. Das Motto lautet "Das Unsichtbare sichtbar machen". Die Idee dahinter sei es, symbolisch aufzuzeigen, wie Freiburg aussähe, wenn die Notschlafstelle nicht existieren würde. Ausserdem werden noch Festzelte aufgestellt, für die geplanten Veranstaltungen. Darunter gehören unter anderem kulturelle Auftritte, ein Forum, eine Fotoausstellung und auch die Vorstellung eines kleinen Buches von Sarah Gay-Bamaz. Das Buch heisst "Guide de survie" und ist ein kleiner Leitfaden, wie man auf der Strasse als obdachlose Person überleben könnte.
Auf dem Python-Platz übernachten
Das Zeltdorf ist einerseits ein Symbol und andererseits kann man in diesen auch übernachten. Rachel Andrey, Verantwortliche der Notwohnungen des La Tuile erklärt, dass jede und jeder in den Zelten übernachten darf: "Die Idee ist es, dass man selber sehen kann, wie es ist in der Notschlafstelle zu übernachten. Man meldet sich bei den Arbeiterinnen und Arbeiter an, zahlt fünf Franken und erhält am nächsten Tag noch ein Frühstück. Die Schlaf-Sachen müssen alle selbst mitnehmen."
Dass auch Bewohnerinnen und Bewohner des La Tuile in den Zelten übernachten werden, sei unwahrscheinlich. "Das haben sie lange genug gemacht, sie werden bestimmt in der Notschlafstelle an der Marlystrasse übernachten", sagt Andrey. Die Zelte sind nämlich ungeheizt.
Ein Fest für alle
Am Jubiläums-Fest werden die Bewohnerinnen und Bewohner jedoch dabei sein, sagt Rachel Andrey: "Sie freuen sich bereits sehr darauf". Viele werden auch mithelfen.
Will man am Fest essen und trinken, ist das auch für alle möglich. Es gebe nämlich dasselbe System wie im Le Tunnel. Das heisst, es gibt die Mitgliedskarten "Le Tunnelier", welche es auch im Le Tunnel gibt. Damit zahlt man nur den halben Preis. "Wir wollten, dass wirklich alle kommen können, weswegen wir uns für dieses System wie im Tunnel entschieden haben", erklärt Andrey.
Auch nach 30 Jahren geht es voran
Seit der Eröffnung im Jahr 1992 hat sich das La Tuile immer wieder verändert und weiterentwickelt. In den 90er Jahren sind viele Drogenabhängige aus Bern nach Freiburg gefahren, um dort in der Notschlafstelle zu übernachten. Heute gibt es auch viele Work-Poors. Das sind Leute, welche trotz Einkommen, sich die Mieten nicht leisten können. "Davon gibt es mehr als man denkt", betont Andrey. Es gibt jedoch immer noch Drogenabhängige oder auch Personen mit psychischen Problemen.
La Tuile hat nebst einer Notschlafstelle auch Wohnungen, welche als sogenannte Notwohnungen oder als begleitete Wohnungen funktionieren. Insgesamt hat der Verein also 80 Plätze - davon sind 30 in der Notschlafstelle. Dies soll auch so bleiben, da man eigentlich mehr Leute in Wohnungen haben möchte als zeitlich begrenzt in der Notschlafstelle. "Nur die Notschlafstelle ist nicht genug. Die Leute müssen aus dieser Not rauskommen, weswegen wir auch das begleitete Wohnen in Freiburg, Bulle und Villars-sur-Glâne anbieten", erklärt Andrey.
Aus diesem Grund gibt es im La Tuile Renovationsarbeiten, aber es sollen keine Betten in der Notschlafstellen dazu kommen, sondern Plätze in den Notstudios. Zudem möchte La Tuile den Bewohnerinnen und Bewohnern kulturelle Programme näher bringen und für alle zugänglich machen. "Damit beginnen wir diesen Donnerstag, beim 30-jährigen Jubiläum", freut sich Rachel Andrey.