"Als ich gewählt wurde, war ich in Rumänien im Pub"

Seit sie selbst wählen kann, ist Chantal Müller in der Politik aktiv. Nun ist die Freiburger Grossrätin zurückgetreten. Bilanz und Ausblick.

Chantal Müller war in den letzten sechs Jahren im Grossen Rat für die SP-See. © RadioFr.

Nach 16 Jahren in der Politik und nach fast sieben Jahren im Freiburger Grossen Rat hat Chantal Müller ihren Rücktritt per Ende 2023 eingereicht. Ein Rückblick auf die (Polit-)Laufbahn der 37-jährigen Ärztin aus dem Seeland.

Im Irish-Pub in Rumänien

"Mein Vater hat mich angerufen, als ich mit 19 Jahren in den Generalrat von Murten gewählt wurde", sagt Chantal Müller mit einem Schmunzeln. Sie war damals in einem humanitären Einsatz in Rumänien und in einem Irish-Pub. Sie kann sich gut erinnern:

Wir hatten zusammen mit Peruaner, Amerikaner und Engländer auf meine Wahl angestossen. Die hatten wohl keine Ahnung, was das heisst.

Doch noch ein bisschen ehrfürchtig sei sie gewesen bei ihren ersten Sessionen im Murtner Generalrat, dasselbe galt für den Freiburger Grossen Rat, in welchem die SP-Politikerin seit 2016 Einfluss nahm. 

Mit "Ärzte ohne Grenzen" im Sudan

Nebst der Politik wollte die Ärztin des Notfalls in Merlach aber auch einen Einsatz mit den "Ärzte ohne Grenzen" machen. Einige Sessionen des Grossen Rates war sie deshalb abwesend. Sie reiste nämlich für einen humanitären Ärzteeinsatz nach Sudan. Doch nach nur ein paar Tagen merkte sie, erbrechend, dass die schwanger war. Ihr humanitäres Projekt konnte sie dank Medikamenten und Ausdauer doch noch beenden. 

Im renovierten Ratshaussaal

Zurück bei ihrer Arbeit im Notfall in Merlach konnte Chantal Müller nun in die kantonale Freiburger Politik eingreifen. Vom alten Ratshaussaal ging es für sie während Corona ins Forum Freiburg und dann zurück in den renovierten Grossratssaal: "Die Debatten waren viel lebendiger als im Forum. Ein Parlament braucht einfach die richtigen Lokalitäten." Viele schöne Momente hat die 37-jährige Seeländerin in ihrer Zeit als Politikerin erlebt, interessante Bekanntschaften geschlossen und vieles über den Kanton Freiburg gelernt. Es sei eine grosse Ehre, in diesem Rat zu sitzen, fügt sie an. Frustrierende Momente gab es natürlich auch, und eine Sache würde Chantal Müller heute rückblickend mehr machen:

Wenn einem die Debatte aufregt, dann würde ich einfach [das Mikrophon] drücken und dagegenhalten.

Als Mutter einer dreijährigen Tochter zieht Chantal Müller nun also einen Schlussstrich unter ihre politische Karriere, sie wollte ihre privaten Prioritäten anders setzen. Es beginnt für sie ein Leben ohne politisches Engagement, etwas, was sie bisher in ihrem Erwachsenen-Leben nicht kennt. 

Ab der Februarsession übernimmt der Vize-Stadtamman von Murten, Alexander Schroeter, den SP-Sitz von Chantal Müller. Er ist der nächste verfügbare Kandidat auf der Liste.

RadioFr. - Renato Forni
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