Nicht alle Freiburger Schulen auf Amok-Szenario vorbereitet

Hochschulen, Berufsschulen und obligatorische Schulen im Kanton haben ein Amok-Protokoll. Die PH und die Universität nicht.

Im Falle eines Amok-Szenarios an einer Schule müssen Polizei, Rettungskräfte und Schulpersonal wissen, wie zu reagieren. (Symbolbild) © KEYSTONE

Als Anfang Dezember eine Person in eine Schule im neuenburgischen Cortaillod eingedrungen ist, wurde dort das "Amok-Protokoll" zur Verhinderung von Angriffen auf Schulen aktiviert. Das funktionierte offenbar sehr gut. Doch wie sieht es im Kanton Freiburg aus? Sind die Schulen und insbesondere die Lehrkräfte auf ein Amok-Szenario vorbereitet?

Theoretisch schon, lässt sich die Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss der Freiburger Grossräte François Ingold (Grüne) und Laurent Baeriswyl (Die Mitte) zusammenfassen.

Hoch- und Berufsschulen sind vorbereitet ...

An den Freiburger Hochschulen wurde 2012 ein "Dispositiv zur Bewältigung eines Amokfalls" eingeführt. Zudem wurde ein Krisenhandbuch verteilt, das von jeder Schule angepasst wird, etwa in Bezug auf die Lage der Gebäude. Das Dokument ist vertraulich und für die Schuldirektionen bestimmt. Diese seien dafür zuständig, die Lehrkräfte über das Verhalten bei einem "Amok-Alarm" zu informieren, heisst es in der Antwort des Staatsrats. In der Regel passiere das vor dem Start eines neuen Schuljahres. Es werde zudem ein Merkblatt ausgeteilt. An den Berufsfachschulen sieht die Situation sehr ähnlich aus.

... Uni und PH nicht

Kein Amok-Dispositiv haben die Universität Freiburg und die Pädagogische Hochschule Freiburg. Es werde jedoch darüber nachgedacht, ein solches Dokument zu erstellen, schreibt der Staatsrat weiter. Die Fachhochschule Westschweiz HES-SO Freiburg will im Frühjahr alle Angestellten über das richtige Verhalten im Falle eines Angriffs instruieren. Sie hat ein Dispositiv zur Bewältigung eines Amok-Ereignisses bei der Polizei eingereicht und ihren Krisenstab entsprechend geschult.

Primarschulen aktualisieren ihr Konzept

Die deutschsprachigen obligatorischen Schulen im Kanton Freiburg orientieren sich am "Krisenkompass-Schule", einem digitalen Wegweiser aus dem Jahr 2009. Ein Kapitel darin ist dem Thema "Amok" gewidmet. Auch hier verfüge zusätzlich jede Schuldirektion über ein Krisenkonzept, das auf die örtlichen Gegebenheiten der Schule angepasst sei, erläutert der Staatsrat.

Zwar werde das Lehrpersonal nicht regelmässig über das Amok-Protokoll informiert. Doch im Januar dieses Jahres habe eine Grossübung stattgefunden, an der das Spital HFR, die Rettungsdienste und die Polizei beteiligt waren. Es sei eine Situation mit Schusswaffen, Geiselnahme und Gefahr eines Massenmords simuliert worden. Dabei seien die ersten Arbeitsschwerpunkte für die Aktualisierung des Amok-Konzepts in den Schulen des Kantons vorgestellt worden.

Bisher keine praktischen Übungen

Im Kanton Freiburg habe es noch nie einen Amok-Lauf an einer Schule gegeben, schreibt der Staatsrat. Es habe daher bisher keine besondere Sensibilisierung gegeben und auch keine praktischen Übungen für Lehrpersonen.

Ob sich die beiden Grossräte mit dieser Antwort auf ihren Vorstoss zufriedengeben oder eine bessere Vorbereitung auf Amok-Szenarien fordern werden, wird sich in einer der nächsten Grossratssitzungen zeigen.

RadioFr. - Iris Wippich
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