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Ausnahmestadt Freiburg

Vier von fünf Sitzen im Gemeinderat sind in linker Hand. Der letzte Bürgerliche in der Regierung nimmt es gelassen.

Pierre-Olivier Nobs (CSP), Mirjam Ballmer (Grüne), Thierry Steiert (SP), Andrea Burgener Woeffray (SP), Laurent Dietrich (CVP), v.l.n.r. © RadioFr.

Die Stadt Freiburg war bereits vor den Wahlen rot-grün geprägt. Dennoch konnten die linken Parteien am Sonntag ihre Mehrheit weiter ausbauen – im Generalrat als auch im Gemeinderat. In der Stadtregierung sind sie mit vier von fünf Sitzen vertreten.

„Man kann von einem Linksrutsch sprechen“, sagt der Syndic Thierry Steiert (SP). Ein solches Ergebnis hätte er eher mit einer gemeinsamen Liste erwartet. „Umso überraschender war es.“

Dieses Mal sind die SP, die Grünen und die Mitte Links-CSP mit getrennten Listen zu den Gemeinderatswahlen angetreten – und alle haben erreicht, was sie wollten. Die SP konnte ihre beiden Sitze verteidigen.

Die Grüne Mirjam Ballmer holte sich mit dem drittbesten Resultat einen Sitz in der Regierung. Laut Ballmer entspreche das Resultat dem Zeitgeist. „Die Leute haben offensichtlich das Gefühl, dass die Grünen in der Regierung mitreden sollen und das mit den anderen linken Vertretern machen sollen.“

Pierre-Olivier Nobs von der Mitte Links-CSP konnte am Sonntag durchatmen. Er behält seinen Sitz mit dem fünftbesten Ergebnis. Seine Wahl stand auf der Kippe. Er habe alles auf eine Karte gesetzt. „Für mich war klar, dass ich wieder für die Stadt und die Bevölkerung arbeiten muss.“ Einen Plan B im Falle einer Nichtwahl existierte nicht.

Bürgerliche in der Opposition

Eine Niederlage verkraften müssen hingegen die Bürgerlichen. Die FDP konnte den Sitz der zurücktretenden Antoinette de Weck nicht verteidigen und ist damit nicht mehr in der Regierung vertreten. FDP-Kandidatin Océane Gex hätte fast doppelt so viele Stimmen gebraucht, um den Sprung in die Exekutive zu schaffen. Dafür möchte sich Gex weiterhin konstruktiv im Generalrat einbringen. „Wir werden fortsetzen, was wir während der ganzen Legislatur gemacht haben und Vorschläge und Postulate einbringen“, so Gex. Zudem hoffe sie, dass die linke Mehrheit ein offenes Ohr dafür hat.

Als einziger bürgerlicher Vertreter im Gemeinderat bleibt Laurent Dietrich übrig. Der Politiker der CVP - die Mitte wurde wiedergewählt. Er arbeitet in Zukunft als einziger Politiker der Mitte mit vier linken Gemeinderatsmitgliedern zusammen. Das störe ihn aber nicht besonders. „Im Gemeinderat sind wir nicht so politisiert“, sagt Dietrich. Auch wenn es bei gewissen Themen wie der Mobilität gewisse Differenzen gäbe. Trotzdem freue er sich.

Freiburg im Vergleich zu anderen Städten

Freiburg bleibt damit Teil der Schweizer Städte mit einer linken Regierung. Am häufigsten sind Westschweizer Städte wie Genf, Lausanne und La-Chaux-de-Fonds in dieser Gruppe vertreten. Aber auch die Bundesstadt Bern kennt seit Jahren eine linke Regierungsmehrheit.

Die mittelgrosse Stadt Freiburg liegt allerdings näher bei der Landbevölkerung, als dies bei Grossstädten wie Genf oder Bern der Fall ist. Die linke Oberhand in Freiburg ist daher speziell.

Gleichzeitig gelten Exekutivpolitikerinnen und –politiker häufig als gemässigt und erhalten deshalb über ihr politisches Lager hinaus Unterstützung. Der Linksrutsch dürfte sich somit stärker im Parlament zeigen als in der Regierung – dort geht es nach wie vor mehr um Konsens, wie der letzte Bürgerliche in der Regierung, Laurent Dietrich, betont.

RadioFr. - Lukas Siegfried / Valentin Brügger / Fabio Peter
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