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Das Zusammenleben der Freiburger und Berner in Schwarzenburg

Das Schloss Schwarzenburg entstand, weil die Freiburger und Berner in Grasburg nicht mehr zufrieden waren. Doch wieso teilten sie sich überhaupt ein Schloss?

Im Schloss Schwarzenburg hausten einst die Freiburger und die Berner. © RadioFr.

Das Schloss Schwarzenburg war weder eine Verteidigungsburg, noch wurden dort blutige Kämpfe ausgetragen. In diesem Schloss haben die Freiburger und die Berner gelebt. "Das Schloss Schwarzenburg ist ein Spezialfall". So beschreibt Jürg Schweizer, der ehemalige Kantonale Denkmalpfleger und Kunsthistoriker, die Geschichte dieses Schloss, welches sich heute auf Berner "Territorium" befindet.

Als Grasburg nicht mehr gut genug war

Das Schloss Schwarzenburg wurde, im Gegensatz zu den anderen Schlössern im Kanton Bern, eher spät gebaut. Um genau zu sein im Jahr 1573. Weil das Schloss Schwarzenburg ein Nachfolger der Grasburg ist, sei dieser Bau ein Sonderfall, erklärt Jürg Schweizer.

Die Grasburg war eine grosse Burg aus dem 13. Jahrhundert, welches sich im heutigen Naturpark Gantrisch befand. Heute bleibt nur noch die Ruine der Burg übrig.

Von der Grasburg bleibt nicht mehr viel übrig. (Bild: Naturpark Gantrisch)

Die Grasburg wurde von den Savoyern und den Staufers um 1220 oder 1230 gebaut. Die Savoyer haben sorgfältig Buch geführt, um herauszufinden, wie viel es kostet, eine solch grosse Burganlage zu unterhalten. Es hatte sich herausgestellt, dass der Unterhalt der Grasburg für die Savoyer viel zu teuer und nicht rentabel war, so Jürg Schweizer:

Wenn man sieht, was das gekostet hat, versteht man, dass die Savoyer sich sagten 'Was wollen wir mit diesem Schloss dort draussen?'.

Deswegen haben die Savoyer das Schloss verkauft. So haben die beiden Nachbarstände Freiburg und Bern 1423 gemeinsam die Grasburg gekauft. Fast 150 Jahre lang haben sie in dieser Burg gelebt. Doch das Leben in der Grasburg war alles andere als angenehm, erklärt Jürg Schweizer: "Man konnte die Burg kaum heizen, hatte einen mühseligen Zugang und der Unterhalt kostete zu viel Geld". Deswegen beschlossen die Freiburger und die Berner ein neues Schloss zu bauen, welches kleiner und besser ist. So entstand das Schloss Schwarzenburg, auf dem Land eines Bauers, der seinen Bauernhof kurzerhand zügeln musste.

Das Schloss Schwarzenburg wurde von den Freiburgern und den Bernern gebaut. (Bild: RadioFr.)

Freiburger und Berner unter einem Dach

So wurde das Schloss Schwarzenburg von den gemeinen Herrschaften Freiburg und Bern verwaltet. "Eigentlich wollte jeder das Schloss für sich haben, doch da konnte man sich nicht einigen", so Schweizer. Das Schloss war zudem nicht ein reiner Wohnsitz, sondern ein Amtssitz. Darin befand sich der Sitz der Gerichtsherrschaft und einer Grundherrschaft. "Man hatte hier Einkünfte, Recht gesprochen und den Zehnten (Steuern) eingezogen".

Auch den Amtssitz teilten sich die Freiburger und Berner. Amtsinhaber waren jeweils auf fünf Jahre gewählte Bürger von Freiburg oder Bern - immer abwechslungsweise. Diese wurden vom Grossen Rat gewählt und lebten dann mit ihrer Familie im Schloss. In der Wohnstube waren von 1570 bis 1935 die Landvögte zu Hause. Danach hausierte der Berner Regierungsstadthalter in der Schlossstube.

Diese Wohnstube gehörte dem Landvogt von Schwarzenburg. Heute geben sich hier Paare das Ja-Wort. (Bild: RadioFr.)

Als Napoleon Bonaparte um 1800 kam, wollte er den gemeinen Herrschaften ein Ende setzen. Diese hätten nur zu Streitigkeiten zwischen Freiburg und Bern geführt, erklärt Jürg Schweizer Napoleons Entscheid.

Das Schloss wollte man danach den Freiburgern überlassen. Doch die Schwarzenburgerinnen und Schwarzenburger haben sich dagegen gewehrt, denn sie wollten nicht zum katholischen Kanton Freiburg gehören. Seit 1703 gehört das Schloss dem Kanton Bern.

Verkauf an die Stiftung

Als der Kanton Bern das Schloss Schwarzenburg 2009 als erstes Schloss verkauft hat, übernahm die Stiftung die Baute. Der Zustand des Schlosses war gut, die letzte Sanierung war in den 1980er Jahren. Für den Stiftungsrat war klar, dass aus dem Schloss Schwarzenburg kein museales Schloss werden kann. "Das Geld dafür hat total gefehlt", erklärt Rosmarie Keller vom Stiftungsrat.

Heute setzt die Stiftung Schloss Schwarzenburg auf drei Standbeine: Büroräumlichkeiten, die vermietet werden; private Veranstaltungen, wie etwa Hochzeiten und öffentliche Veranstaltungen, die vom Schlossverein organisiert werden. So führt der Schlossverein etwa Lesungen und Kulturveranstaltungen durch.

All diese Veranstaltungen finden in verschiedenen Räumen statt, wie beispielsweise in der Wohnstube, im Wappensaal, im Keller oder auch in der Laube - alles Räume, die Rosmarie Keller besonders gefallen.

Der Wappensaal eignet sich für grössere Veranstaltungen. (Bild: RadioFr.)
Der Keller blieb praktisch unverändert. Hier werden auch Apéros durchgeführt. (Bild: RadioFr.)
Die Laube spendet an warmen Sommertagen angenehmen Schatten, für beispielsweise die Hochzeitsgäste. (Bild: RadioFr.)

Kuriositäten 

Das Schloss Schwarzenburg gilt als Wohnschloss. Doch betrachtet man das ganze Gebäude genau, so fällt auf, dass es wie ein Verteidigungsschloss gebaut wurde. Beispielsweise hat das Schloss beim ursprünglichen Haupteingang zwei Wehrtürme. Auf der langen Seite des Schlosses gibt es zudem Öffnungen, die als Zinnen verwendet werden können. Die Zinnen dienen normalerweise als Verteidigung bei einem Angriff. Dahinter können sich bewaffnete Truppen verstecken und durch einen Spalt die Feinde abschiessen.

Wehrtürme und Zinnen auf der linken Seite sind charakteristische Merkmale einer Verteidigungsburg. (Bild: RadioFr.)

Eine spannende Kuriosität eigentlich, denn das Gebäude hatte laut Jürg Schweizer so fortifikatorisch keinen Nutzen und war nur ein Abbild der Wehrhaftigkeit. "Man tut nur so. Wir waren um 1570 in der Schweiz im tiefsten Frieden", schmunzelt er.

Die Berner und Freiburger haben sich im Mittelalter womöglich schon die Köpfe eingeschlagen. Aber im 16. Jahrhundert haben sie höchstens miteinander 'gestürmt'.

In der Biedermeierzeit gab es eine kuriose und auch traurige Entdeckung im Schloss. Beim Einbau eines Archivs kam bei den Ausgrabungen eine Leiche eines Kleinkindes zum Vorschein. Dieses war offenbar mit Messer getötet worden. Damals war man im Dorf der Meinung, dass etwas unter den Tisch gekehrt wurde. Niemand wusste, was genau passiert war.

RadioFr. - Tracy Maeder
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