Grasburg: Die Geschichte hinter der Ruine

Seit Jahrhunderten ist die Grasburg im Naturpark Gantrisch eine Ruine. Auch hinter kaputten Mauern verbergen sich Geschichten.

Die Ruine Grasburg befindet sich mitten im Naturpark Gantrisch. © Thomas Kaspar / Frapp

Die Ruine Grasburg befindet sich mitten im Naturpark Gantrisch und ist nur zu Fuss erreichbar. Zuletzt gehörte es den Kantonen Bern und Freiburg, bevor sie ihren Landvogtsitz ins Schloss Schwarzenburg wechselten. Seither ist die Grasburg eine Ruine. Während den Jahren 2022 und 2023 hat die Stadt Bern, heutige Besitzerin, das, was von der Burg übrig bleibt, umfangreich saniert. 

Von der Landvogtei zur Ruine

Die Grasburg wurde wahrscheinlich zwischen 1220 und 1240 von den Staufer Königen gebaut. Das kann hingegen nur vermutet werden, erklärt Armand Baeriswyl. Er ist beim archäologischen Dienst vom Kanton Bern Leiter des Ressorts Mittelalterarchäologie und Bauforschung.

Das können wir nur indirekt erschliessen, aber aufgrund von verschiedenen baulichen Details sieht es danach aus.

Die Staufer Könige waren also die ersten in der Grasburg. Danach folgten für eine kurze Zeit die Kyburger und Savoyer, bevor die Burg den Freiburgern und Berner verkauft wurde. Diese nutzten die Grasburg abwechslungsweise als Sitz für die Landvogtei. Der Landvogt lebte jeweils für vier Jahre in der Grasburg zusammen mit seiner Familie. Er hielt Gerichtsverhandlungen ab, führte diverse politische Gespräche und war zu einem grossen Teil auch unterwegs.

Eine Rekonstruktionszeichnung der Grasburg, wie sie um 1250 ausgesehen haben könnte.
(Bild: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Thomas Biller)

"So war es über Jahrhunderte. Irgendwann haben die Freiburger und Berner gemerkt, dass sich der Siedlungsschwerpunkt auf Schwarzenburg verlegt hat", erklärt Arman Baeriswyl. Treffs und auch Märkte fanden alle dort statt. Deswegen haben die Freiburger und Berner entschieden, die Landvogtei nach Schwarzenburg zu verlegen.

Der Nachfolger der Grasburg ist das Schloss Scharzenburg. (Bild: RadioFr.)

Als die Freiburger und Berner die Grasburg verliessen, fiel auch die Grasburg an, zu zerfallen. "Das ist nicht einfach so passiert. Man hat die Grasburg als Steinbruch und als Holzwerkstatt benutzt", so Baeriswyl. Alles, was man aus der Grasburg noch brauchen konnte, wurde also abtransportiert und für den Bau des Schlosses Schwarzenburg benötigt.

So sieht die Grasburg heute aus. (Bild: RadioFr.)

Die Burg befindet sich heute mitten in einem Wald. Schwer erreichbar und kaum sichtbar. Stellt sich die Frage, wieso sie ausgerechnet an diesem Standort gebaut wurde. Armand Baeriswyl erklärt: "Damals war es nicht abseits der Leute, früher ging dort eine Route durch. Und wenn dieser ganze Wald nicht wäre, würde man dieses Schloss von weitem sehen."

Das war im Mittelalter besonders wichtig: die Sichtbarkeit. Schlösser und Burgen wurden oftmals auf Hügeln gebaut, aus Sicherheitsgründen und um zu zeigen, dass man Macht und Geld hat.

Auch Ruinen werden saniert

Zwischen 1984 und 1986 wurde die Grasburg das letzte Mal richtig saniert. "Das ist 40 Jahre her. Aber nach 40 Jahren kann man gut ablesen, was das bedeutet. Was das Wasser über 40 Jahre an einer Fassade bewirken kann, ist wirklich erstaunlich", sagt Berner Stadtbaumeister Thomas Pfluger. 

Stellt sich die Frage, wieso ausgerechnet eine Ruine saniert werden muss. Die Antwort ist ziemlich einfach: wegen der Besucherinnen und Besuchern. Die Ruine besuchen viele wanderlustige Leute, aber auch Schülerinnen und Schüler auf Schulreisen. "Wir haben geschaut, wo es überall gefährlich sein könnte, wenn man diese Ruine besucht", erklärt Thomas Pfluger. Dann hat man die Substanz - also den Sandstein - gesichert.

Die Sandsteingebäude sind natürlich schon sehr robust, aber sie haben meistens ein Dach darüber.

Die Sanierungsarbeiten haben fast zwei Jahre lang gedauert und verliefen in zwei Etappen. In der ersten Etappe, im Sommer 2022, wurde die Hauptburg saniert. Während der zweiten Bauetappe von Juli bis Oktober 2023 wurde die Vorburg inklusive Turm renoviert.

Mit den Sanierungsarbeiten hat man Ende 2023 aufgehört, als der Stadt Bern das Geld ausging. "Wir wussten, wir haben für diese zwei Etappen nur ein begrenztes Budget", so Pfluger. Das Projekt hat insgesamt 1,5 Millionen Franken gekostet. Dieser Betrag wurde nebst von der Stadt Bern auch vom Kanton Bern und von der Gemeinde Schwarzenburg übernommen.

Der Betrag für die Sanierung der Grasburg scheint auf den ersten Blick hoch, hängt aber auch mit der Grösse dieser Burg zusammen. Sie ist über 4000 Quadratmeter gross und gehört zu einer der grössten Burgen im Kanton Bern.

Was man heute sieht, ist eher etwas erbärmlich. Wenn man etwas weiter weg steht, nimmt man es stärker wahr. Da treten auch die Stützmauern in Erscheinung.

Von Weitem sieht man, wie gross die Burg tatsächlich ist. (Bild: Thomas Kaspar)

Diesmal will die Stadt Bern nicht mehr so lange warten, bis das nächste Mal saniert wird.

RadioFr. - Tracy Maeder
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