Der Fassleichenmord - das fast perfekte Verbrechen

Im Februar 1999 entdeckte ein Fischer am Lungerersee im Kanton Obwalden zwei Fässer. Darin befanden sich zwei Leichen, darunter ein Mann aus Cordast.

Im idyllischen Lungerersee tauchten Februar 1999 zwei Fässer auf. Darin steckten zwei Leichen, darunter ein Mann aus Cordast. © Keystone

Es wäre das perfekte Verbrechen gewesen, wenn der Täter gewusst hätte, dass der Lungerersee im Kanton Obwalden ein Stausee ist. Da der Wasserstand regelmässig zur Regulierung gesenkt wird, tauchten die zwei versenkten Fässer an diesem 27. Februar 1999 wieder auf. Entdeckt wurden sie von einem Fischer, der einen neugierigen Blick darauf warf. Zu seinem Entsetzen lugten ein Paar Turnschuhe aus dem einen Fass hervor. Der Rest des Körpers war zubetoniert. 

Die nationale Vermisstenbank ermöglichte eine rasche Identifizierung der beiden Leichen: Philippe W. aus Cordast und Otto W. aus Neuenburg. Beide Männer, die zusammen in Freiburg einen leicht dubiosen Autohandel betrieben, waren seit Januar in Freiburg als vermisst gemeldet.

Alex Bircher, ein ehemaliger Forensiker der Kantonspolizei Freiburg, erinnert sich lebhaft an den Sonntagabend, als sein Chef ihn anrief. Er solle nach Zürich in die Gerichtsmedizin fahren, denn "ihre" beiden vermissten Männer seien in zwei Fässern im Lungerersee gefunden worden. Ab diesem Zeitpunkt war Alex Bircher Teil der gebildeten Sonderkommission.

Die Autopsie der beiden Opfer liess rasch erkennen, dass sie regelrecht exekutiert worden waren. Ein Opfer wurde mit zwölf Schüssen getroffen, das andere mit neun.

Wir vermuteten zuerst, dass die Mafia hinter den beiden Morden steckte.

Aber bald fokussierten sich die Ermittlungen auf das Freiburger Geschäftsumfeld der beiden Opfer, genauer auf Z. wohnhaft im Beauregardquartier in der Stadt Freiburg. Z. hatte bereits im Rahmen der Vermisstenmeldung bei der Kantonspolizei Freiburg ausgesagt, dass er Philipp W. und Otto W. zuletzt im Januar in Freiburg getroffen habe.

Die Spurensicherung

Als die Kantonspolizei Freiburg Z. erneut befragen wollte, stellte sich heraus, dass er sich nach Spanien abgesetzt hatte. Seine Wohnung und sein Kellerlokal im Beauregardquartier wurden akribisch untersucht. Tatsächlich entdeckten die Forensiker an einer Betonwand des Lokals Spuren von Blei. Der frisch gestrichene Boden wurde mit Spitzeisen und Presslufthammer aufgebrochen, wobei winzige Blutspritzer gefunden wurden. Für Alex Bircher ist dies auch heute noch eine Sensation!

Die Verhöre

Befragt wurden ebenfalls zwei Bekannte von Z. Einer von ihnen gab beim Verhör schnell zu: Ja, er wurde von Z. um Hilfe gebeten. Z. habe mit seinen beiden Geschäftspartnern ein Problem gehabt. Er schuldete ihnen 35 000 Franken und wollte sie in seinem Kellerlokal liquidieren. Obwohl ihm dabei nicht wohl war, half er Z. bei den Vorbereitungen. Als Z. die beiden im Keller erschoss, sollte er die Stereoanlage laut aufdrehen, damit niemand die Schüsse hörte. Dies tat er jedoch nicht und lief davon.

Ein anderer Bekannter von Z. half ihm nach der Tat, die beiden Leichen in zwei Fässern einzubetonieren und in den Lungerersee zu werfen. Auch dieser wusste nicht, dass der Wasserpegel des Sees regelmässig gesenkt wird. Sonst wären die beiden Fässer wohl für immer verschwunden und die Morde nie aufgeklärt worden.

RadioFr. - Corina Zurkinden
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