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Wild Wild West im Stedtli Murten

An einem warmen Septemberabend im Jahr 1999 fielen im Stedtli Murten 20 Schüsse. Eine Person wurde getötet, drei weitere verletzt.

September 1999 fielen im Stedtli Murten 20 Schüsse. Eine Person wurde getötet, drei weitere verletzt. Es war eine Beziehungstat zwischen zwei Familien-Clans. © RadioFr.

Das klassische Motiv

Seit Wochen, ja sogar seit Monaten, schwelte ein Konflikt zwischen zwei in Murten ansässigen Familienclans. Grund dafür war eine Frau. Diese war zunächst mit einem Mann aus einem Clan liiert, trennte sich dann aber, um einen Mann aus der anderen Familie zu ehelichen. Dies führte dazu, dass zwei Angehörige des ersten Clans an diesem warmen Septemberabend bewaffnet ins Stedtli gingen und den Ehemann erschossen. Drei weitere Mitglieder derselben Familie wurden verletzt. Insgesamt fielen rund zwanzig Schüsse.

Der Super-GAU

Es ist ein Wunder, dass keiner der zahlreichen Touristen verletzt wurde, sagt Alex Bircher, ehemaliger Forensiker bei der Kantonspolizei Freiburg. Die Tatortsicherung beschreibt er als Super-GAU. Das Stedtli konnte mit so wenig Polizei-Personal nicht ausreichend abgesichert werden, sodass Touristen auf dem Kopfsteinpflaster Patronenhülsen fanden und sie ihm gutmütig brachten.

Hier wäre auch noch eine Patronenhülse.

Es herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Gendarmen forderten die vielen Augenzeugen auf, sich auf dem Polizeiposten im Schloss einzufinden und dort auf ihre Befragung zu warten. Auch dies war eine grosse Herausforderung, da jeder Zeuge einzeln befragt werden sollte, um unbewusste Absprachen ihrer Aussagen zu vermeiden.

Aufgrund der bekannten Rivalitäten zwischen den beiden Familienclans war die Polizei mit den Wohnorten vertraut und konnte dort noch am selben Abend einen der Täter ausfindig machen, erzählt Guido Kessler, ehemaliger Fahnder der Kantonspolizei Freiburg.

Am Domizil wurde Familienrat abgehalten, um die Aussagen abzustimmen.

Der andere Täter floh in einem Auto mit deutschem Kennzeichen vom Tatort und wurde auf der Strecke nach Neuenburg gestoppt.

Gegen zwei Uhr früh kehrte allmählich Ruhe im Stedtli ein. Erste Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass mindestens zwei Schusswaffen benutzt wurden. Um vier Uhr wurde eine Rekonstruktion der Tat durchgeführt. Die beiden Täter wurden aus der Untersuchungshaft geholt, um den Tatvorgang zu rekonstruieren. Gemeinsam mit den drei verletzten Opfern wiesen sie die hinzugezogenen Feuerwehrleute an, den Vorfall nachzustellen.

Nach mehreren Tagen der Befragungen gestanden die beiden Täter schliesslich.

Die Fassleichen vom Lungerersee

Im Februar 1999 machte ein Fischer am Lungerersee im Kanton Obwalden einen grausamen Fund. In einem angeschwemmten Fass fand er eine zubetonierte Leiche. Sie wurde als Philipp W. aus Freiburg identifiziert. Die Hintergründe zur Tat erläutert Alex Bircher im nächsten Kriminaltango am Montag,  10. Juni 2024.

RadioFr. - Corina Zurkinden
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