Der Medikamentenmangel ist weiterhin besorgniserregend

Ruth Häni, Apothekerin in Schmitten erklärt, wie die Situation momentan ist, was man dagegen macht und wie sie auf die kommende Grippesaison schaut.

Apotheken müssen immer andere Lösungen finden. © Keystone

Ruth Häni, Apothekerin in Schmitten und Vorstandsmitglied des Freiburger Apothekerverbandes, äussert ihre Sorge über die prekäre Situation: "Es fehlen inzwischen sehr viele Medikamente und es betrifft jede Art von Medikamenten." Die Lieferengpässe kommen, laut Häni ganz plötzlich, deshalb können sie nur sehr schlecht vorausgesehen werden. "Wir merken den Mangel oder den Lieferengpass erst, wenn wir ein Medikament beim Lieferanten bestellen."

Die Gründe hinter den Lieferknappheiten

Die Gründe für die Engpässe sind vielfältig und reichen von der Globalisierung, die die Schweiz auf die Produktion von Wirkstoffen in Ländern wie China und Indien angewiesen hat, bis hin zu Eigenheiten des Schweizer Marktes. "Der Schweizer Markt ist so klein, dass er unattraktiv sein kann für einen Hersteller", so Häni. Erschwerend kann dazu kommen, dass ein Medikament nur von einem einzigen Hersteller auf dem Markt ist, so wie beispielsweise beim Beruhigungsmittel Temesta. Dieses fehlt seit mehreren Monaten und kann wegen fehlender Wirkstoffen, weder selbst hergestellt, noch importiert werden, obwohl es in Frankreich noch erhältlich ist. "Temesta unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz, darum können wir es nicht importieren", sagt Ruth Häni der Apotheke Schmitten.

Temesta ist ein gutes Beispiel für ein Medikament, das günstig ist und bei dem es sich wahrscheinlich nicht lohnt, es in die Schweiz zu liefern. Aber die Konsequenzen für die Bevölkerung sind gross: Es sind viele Personen betroffen und man findet nicht so einfach eine Alternative.

Die Suche nach Lösungen

Im Frühling waren es gewisse Antibiotika und auch das Kinderschmerzmittel Algifor, die fehlten. Darum haben gewisse Apotheken selber angefangen, Medikamente herzustellen. Dies sei laut Häni aber nur möglich, wenn eine Apotheke eine gewisse Grösse und Infrastruktur besitzt. Diese Mangellage konnte durch diese Massnahme und durch die Abgabe von Einzeldosierungen entschärft werden.  

Keine Sorgen für den Winter

Trotz der Medikamenten-Knappheit schaut Ruth Hänni ohne Sorge auf die Grippesaison und den kommenden Winter. "Ich sehe es nicht so problematisch, weil wir die Medikamente für die viralen Infekte brauchen. Da haben wir eine sehr grosse Palette. Das ist nicht so problematisch", erklärt sie. Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass langfristige Lösungen gefragt sind, um die erschreckende Anzahl von fehlenden Medikamenten in der Schweiz anzugehen.

RadioFr. - Philipp Bürgy
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