"Die Kirchenaustritte tun nicht dem Papst weh, sondern uns"

Die katholische Kirche hat seit Mitte September so viele Mitglieder verloren, wie sonst in einem Jahr. Damit sinken auch Einnahmen durch Kirchensteuern.

Die katholische Kirche verliert zunehmend an Mitgliedern und damit auch an Kirchensteuern. © Keystone

Für das Jahr 2023 erwartet das Bistum Freiburg, Lausanne und Genf in Deutschfreiburg doppelt so viele Kirchenaustritte, wie 2022. Damit fallen Einnahmen durch die Kirchensteuer weg.

Welche Folgen haben die Kirchenaustritte?

Für Personen, die aus der katholischen Kirche austreten, bedeutet dies in erster Linie, weniger Steuern zahlen zu müssen. Aber nicht nur die Kirchensteuer fällt damit weg, sondern auch gewisse Privilegien. Wer nämlich aus der Kirche austritt, verzichtet darauf, in einer Kirche zu heiraten, die eigenen Kinder kirchlich taufen zu lassen und verzichtet schliesslich auch auf eine kirchliche Beerdigung. 

Für die katholische Kirche bedeutet das, weniger Geld, wie Marianne Pohl-Henzen, bischöfliche Delegierte für Deutschfreiburg erklärt:

Wenn die Kirchensteuern wegfallen, wissen wir nicht, ob wir Dinge wie die Jubla auch weiterhin noch mitfinanzieren können.

Marianne Pohl-Henzen, bischöfliche Delegierte Deutschfreiburg

Mit den Kirchenaustritten fehlt der katholischen Kirche also die finanzielle Unterstützung auch für die Bereiche neben der Glaubensvermittlung, so Pohl-Henzen weiter. Von den Kirchensteuern wird im Kanton Freiburg unter anderem auch die Jubla - die Jungwacht Blauring - mitfinanziert. 

Keine direkten Mittel für die Jubla Freiburg

Im Kanton Freiburg erhält die Jubla von der katholischen Kirche aber keine direkten Mittel in Form von Geldern. Vielmehr stellt diese dem Jugendverein Räumlichkeiten zur Verfügung.

Bedeuten weniger Einnahmen durch wegfallende Kirchensteuern dann aber auch das Ende der Jubla Freiburg? Nein, meint Andrea Pfäffli, Geschäftsleiterin der Juba Schweiz: "Die Jubla Freiburg hat neben der Kirche auch andere Geldquellen, wie beispielsweise der Staat oder Mitgliederbeiträge. Von der Kirche erhalten wir nur indirekte Unterstützung."

Mit den Mindereinnahmen bei den Kirchensteuern wird auch die Unterstützung für die Jubla kleiner, so Pfäffli weiter. Klar ist für sie aber, dass die Jubla in Freiburg deswegen aber nicht gefährdet ist:

Die Jubla ist auch wenn es auf der finanziellen Ebene mal schwierig wird, immer noch lebensfähig.

Andrea Pfäffli, Geschäftsleiterin Jubla Schweiz

Dies, weil die Mehrheit der Arbeit auf freiwilliger Basis geleistet werde, so Pfäffli weiter.

Und auch wenn die Jubla ursprünglich ein Jugendverein der katholischen Kirche war, sind ein Teil der Mitglieder heute nicht mehr zwingend katholisch. Klar ist aber: Wenn immer weniger Menschen Teil der katholischen Kirche sind, dann hat die Kirche auch weniger Geld, das vielleicht dem Gemeinwohl zugutegekommen wäre.

RadioFr. - Vanja Di Nicola
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