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Brätzele mit Familienwappen oder aus der Maschine?

Jakob Lemmenmeier fertigt Eisen fürs "brätzele" mit der Familie an. Charly Baeriswyl montiert sie lieber auf seiner Brätzele-Maschine.

Typisch Senslerisch: Brätzele. © RadioFr.

Herbstzeit ist Chilbi-Zeit. Da dürfen natürlich auch die Brätzele nicht fehlen. Für dieses Sensler Süssgebäck steht die Familie gerne mal einen ganzen Tag in der Küche. Eine schöne Tradition zur Chilbi, findet Charly Baeriswyl aus St. Ursen. Aber mit nur zwei Brätzele-Eisen dauert es ihm zu lang. "Ich muss unbedingt eine Maschine entwickeln", dachte er sich vor ein paar Jahren, als er wieder einmal mit der Mutter am Brätzele war. Gesagt, getan, getüftelt - heute produziert Charly Baeriswyl 250 bis 300 Brätzeli in einer Stunde. Dabei rotieren auf seiner Maschine 17 Brätzele-Eisen, angefertigt von Jakob Lemmenmeier aus Giffers.

Jakob Lemmenmeier hat ursprünglich Möbelschreiner gelernt, Charly Baeriswil war Käser.
Heute sind beide Tüftler und Allrounder.

Jakob Lemmenmeier ist eigentlich gelernter Möbelschreiner. Heute arbeitet er häufiger mit Metall: Seit rund acht Jahren stellt er Brätzele-Eisen her. Die beste Methode dafür zu finden, dauerte allerdings eine Weile. "Die alte Technik beherrschten früher die Schmiede", erklärt sein Arbeitskollege Charly Baeriswyl. Das Metall treiben, ein Raster machen - das gehe schon ins Kunstschmieden über. "Das ist ähnlich, wie wenn man ein Holzbrett schnitzt - aber einfach auf dem heissen Eisen. Wir sagten uns, das schaffen wir nie!"

Personalisierte Brätzele

Die beiden hörten sich bei Leuten um, die früher Brätzele-Eisen herstellten. "Dann haben wir einfach gepröbelt", erzählt Jakob Lemmenmeier. Schliesslich entschieden sie sich fürs Fräsen. Dafür wurde eine computergesteuerte Maschine angeschafft. Diese wird mit zugeschnittenem Eisen gefüttert. Eine eingescannte Strich-Zeichnung muss in eine Fräs-Datei umgewandelt werden, sodass sie der Computer lesen kann. Danach bearbeitet die Maschine das Metall. Je nach Motiv braucht sie dafür mehrere Stunden. "Bei einem Senslerbueb dauert es etwa acht Stunden", sagt Lemmenmeier. Insgesamt arbeitet er an einem neuen Eisen rund zwei Tage.

Wir mochten Brätzele schon immer. Als wir dann anfingen, sie selbst herzustellen, sahen wir sie mit ganz anderen Augen.

Die Anfertigung der Eisen ist also noch immer aufwändig. Dafür kann der Giffersner einen gefragten Service anbieten: Brätzele-Eisen mit personalisiertem Motiv. Besonders beliebt seien Familienwappen, schildert Jakob Lemmenmeier. "Man soll möglichst viele Details auf den Brätzele erkennen", sagt er. "Das ist mein Bestreben." Die Nachfrage nach Brätzele-Eisen steigt, die Tradition ist wieder im Kommen: "Die Leute erzählen mir, dass ihre Familien in der ganzen Schweiz verteilt sind. Aber zum Brätzele kommen alle an einem Tag zusammen, vier bis fünf Generationen", so Lemmenmeier.

Brätzele am Fliessband

Etwas weniger traditionell geht es bei Charly Baeriswyl zu und her. Seine Brätzele-Maschine macht den Familien-Effort überflüssig. Die Maschine selbst importierte er aus Deutschland. "Sie kostete so viel wie ein schönes Auto", verrät er. Um sie fürs Brätzele-Backen zu verwenden, war einiges an Gebastel nötig. Dafür durfte Baeriswyl die Schlosserei-Werkstatt eines Kollegen benutzen. Er schweisste Sachen zusammen, probierte herum. Zunächst mit zwei, drei Eisen. Am Ende kam er auf eine Kette mit 17 Eisen, damit möglichst wenig von der Wärme des Gasbrenners verloren geht. "Das sieht ein bisschen so aus wie eine Bagger-Raupe", beschreibt Charly Baeriswil seine Konstruktion.

Damit kann er rund um das Jahr hunderte Brätzele die Stunde herstellen. "Wir sind dran, dass wir noch schneller werden", verrät er. Aber die wichtigste Frage ist dabei doch: Schmecken die Brätzele aus der Maschine gleich wie die handgemachten? "Ja", ist Baeriswyl überzeugt. "Ausser vielleicht, wenn man sie über Kohlen macht. Das können wir mit der Maschine nicht."

RadioFr. - Anna Binz / Iris Wippich
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