Drei Freiburger in Rom

Pascal Mancini, Vincent Gendre und Charles Devantay sind an der Leichtathletik-Europameisterschaft in der italienischen Hauptstadt im Einsatz.

Pascal Mancini ist einer der drei Freiburger im Einsatz an der Leichtathletik-Europameisterschaft in Rom. © Keystone

Drei Freiburger Athleten sind nach Rom gereist. Dies sind Pascal Mancini, der intern um einen Platz in der Schweizer 4x100-Meter-Staffel kämpfen wird, sowie Vincent Gendre und Charles Devantay, die versuchen werden, sich ihren Platz in der 4x400-Meter-Staffel zu erkämpfen. Mit Laurent Meuwly ist ein weiterer Freiburger dabei.

Laurent Meuwly trainiert seit fünf Jahren das niederländische Team. Unter anderem betreut der 49-jährige Freiburger die niederländischen Sprinterinnen. Zu seinen Schützlingen gehört auch Femke Bol, die Weltmeisterin über 400 Meter Hürden, sowie weitere Top-Athleten und Athletinnen. Die Schützlinge von Laurent Meuwly werden bereits am Freitagabend in der 4x100-Meter-Staffel auf Medaillenjagd gehen.

Ein Schweizer Quintett auf Medaillenkurs

Am Samstagabend bahnt sich an der Leichtathletik-EM in Rom ein historischer Tag an. Innert einer Stunde könnte die Schweizer Delegation fünf Medaillen gewinnen. Die Faustregel, wonach an einem Grossanlass einer von drei Trümpfen sticht, der mit Medaillenchancen am Start steht, müsste gebrochen werden.

Beim Quintett mit Ditaji Kambundji und Jason Joseph im Hürdensprint, Simon Ehammer als Weitspringer, Annik Kälin als Siebenkämpferin und Dominic Lobalu über 5000 Meter sind nach dieser Formel zwei Medaillen Pflicht. Andererseits steigen die Beteiligten in derart aussichtsreicher Position ins Rennen, dass der Wunsch nach drei oder sogar mehr Medaillen nicht völlig aus der Luft gegriffen ist.

Die fünf Trümpfe

In der Pole-Position steht Ditaji Kambundji. Die Hürdensprinterin ist Europas Nummer 1 in dieser Saison. Sie hat auf dem Niveau begonnen, auf dem sie im vergangenen Herbst aufgehört hatte. Die Bernerin läuft technisch stabiler als früher. Eine Medaille ist für die EM-Dritte von München 2022 fast schon Pflicht. Auch Jason Joseph, der sich wegen muskulärer Probleme in den letzten Wochen geschont hat, dürfte am Samstagabend über 110 Meter Hürden aus den Blöcken schiessen. Sein Potenzial ist unbestritten, gemessen an der persönlichen Bestleistung tritt er als Nummer 2 an. Top und Flop liegen beim Basler allerdings nahe beieinander. Es kann in alle Richtungen gehen.

Dominic Lobalu geht erstmals für die Schweiz auf Medaillenjagd, nachdem die Freigabe von World Athletics doch noch eingetroffen ist. Dies wirkt befreiend und verleiht womöglich einen zusätzlichen Schub. Aber das 5000-Meter-Rennen wird zur umkämpften Angelegenheit. Allein Norwegen stellt mit Jakob Ingebrigtsen und Narve Gilje Nordas zwei Ausnahmeathleten.

Multi-Talent Simon Ehammer gewann als Weitspringer 2022 in Eugene bereits an Weltmeisterschaften eine Medaille. Dann liegt dies auch an Europameisterschaften drin. Aber es braucht auch Glück. An der WM in Budapest 2023 hatte er dieses nicht, er übertrat einen tollen Sprung um bloss sieben Millimeter. An der WM 2022 hingegen gab ein Zentimeter gegenüber dem Viertklassierten den Ausschlag zu Gunsten des Appenzellers. Nicht weniger als zwölf von Ehammers Konkurrenten haben heuer ebenfalls schon acht Meter und mehr erreicht. Mit dem Griechen Miltiadis Tentoglou nimmt auch der Olympiasieger, Weltmeister und Titelverteidiger Anlauf.

Annik Kälin hat mit Platz 2 im Siebenkampf in Götzis die Zweifel betreffend Formstand beseitigt. Zum zweiten Mal in ihrer Karriere hat die 24-Jährige die Marke von 6500 Punkten übertroffen. Diese Leistung kann allemal für eine Medaille reichen, wie schon an der EM 2022 in München. Die Stärke der Bündnerin liegt in der Konstanz in allen Disziplinen, sie ist somit das Gegenteil von Zehnkämpfer Ehammer.

Ab drei Medaillen historisch

Der "Super Saturday" kann sowohl als historischer Erfolg als auch als Enttäuschung in die Geschichte von Swiss Athletics eingehen. Die Grenze bildet die Zahl von zwei Medaillen. Dies wäre einerseits nicht enttäuschend, weil der Schweizer Verband somit im Soll für die angestrebten sechs oder mehr Podestplätze läge. Andererseits stehen zwei Medaillen auch nicht als historischer Erfolg da. Das hat es schon 2022 an der EM in München gegeben.

In Rom wird kaum Zeit zum Feiern bleiben. Die Abendsession dauert bis 23.00 Uhr, die letzten Transport-Cars für den Leichtathletik-Tross werden erst spät nach Mitternacht im Hotel-Komplex vorfahren.

Gleichwohl wird Swiss Athletics, so versichert Leistungssport-Chef Philipp Bandi, auch aus Respekt vor den Leistungen nicht mit der Tradition brechen, die Gewinnerinnen und Gewinner von Medaillen noch zu empfangen. An einem historischen Abend bleibt man gerne auch länger wach.

SDA / RadioFr. - Martin Zbinden
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