"Ein muslimischer Verein gehört auch an ein Quartierfest"

Eine Studie der Universität Freiburg kommt zum Schluss: Konflikte und brisante Themen, wie zum Beispiel das Kopftuch, sind wertvoll. Auf verschiedenen Ebenen.

Musliminnen in der Moschee in Bern beim Gebet. © Keystone

Das Tragen des Kopftuches als religiöses Symbol, die Rolle eines Imans oder der Bau von einer Moschee: Diese Themen führen immer wieder zu brisanten Diskussionen und Konflikten. Zum Glück! Das sagt jetzt eine Studie des Schweizerischen Zentrums für Islam und Gesellschaft an der Universität Freiburg, welches vom Bund ins Leben gerufen wurde. Auf welchen Ebenen liegen die Gründe dafür?

Konflikte fördern Nähe

Als gutes Beispiel dafür nennt der Studienleiter, Prof. Dr. Hansjörg Schmid, der Bau einer Moschee in Wil im Kanton Sankt-Gallen. Dabei sei es zu vielen Diskussionen gekommen. Dank einer proaktiven Kommunikation hat der Moschee eine gewisse Sichtbarkeit generiert und Nähe geschaffen. "Der Konflikt hat also dazu beigetragen, Akteure sichtbar zu machen, welche vorher nicht sichtbar waren", so Hansjörg Schmid weiter. Konflikte würden oft als Bedrohung wahrgenommen, doch sie seien eigentlich ein normaler Bestandteil der gesellschaftlichen Dynamik. Umso wichtiger sei es, die Probleme nicht zu ignorieren und selbstkritisch zu sein.

Populistische Strömungen gefährden den Prozess

Populistische Diskurse, welche Ängste und Vorurteile, in diesem Falle gegen den Islam, fördern, gefährden den erwähnten demokratischen Prozess. Deshalb bleibe das Thema heikel, weil es viele Verallgemeinerungen gibt. Diese werden in den Konflikt herein projiziert und fördert Ängste vor Gewalt oder Radikalisierung, so Hansjörg Schmid. Eine Konsequenz daraus:

Manche muslimische Akteure ziehen sich resigniert [vom Konfliktprozess] zurück, weil sie es nicht mehr aushalten.

Dies sei problematisch, denn die Gesellschaft habe auch eine Verpflichtung dazu, Neugier zu zeigen und kritisch zu sein: Gewisse Vorurteile seien zwar vielleicht interessant, um ein politisches Ziel zu verfolgen, sie würden aber der Gesellschaft schaden. Normalität wäre für Hansjörg Schmid, wenn ein muslimischer Verein an einem Quartierfest neben dem Sportclub und dem Kirchenverein Platz hätte. Wie lange dies noch auf sich warten lässt, steht in den Sternen. Klar ist laut der Studie indes aber: Brisante Themen bezüglich Islam fördern in einer Diskussion nicht nur der demokratische Prozess, sondern auch die Annäherung der Gesellschaft als Ganzes und in ihrer Diversität, welche unbestritten ist. 

RadioFr. - Renato Forni
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