Ein Sensler in Diensten der ZSC Lions

Stefan "Guzzi" Julmy ist seit dieser Saison Materialwart in Zürich. Wir haben ihn beim Spiel gegen Gottéron den ganzen Tag begleitet.

Stefan Julmy kann das Spiel weniger geniessen. Er achtet sich beispielsweise darauf, ob ein Stock bricht. © Frapp
Stefan Julmy kann das Spiel weniger geniessen. Er achtet sich beispielsweise darauf, ob ein Stock bricht. © Frapp
Stefan Julmy kann das Spiel weniger geniessen. Er achtet sich beispielsweise darauf, ob ein Stock bricht. © Frapp
Stefan Julmy kann das Spiel weniger geniessen. Er achtet sich beispielsweise darauf, ob ein Stock bricht. © Frapp
Stefan Julmy kann das Spiel weniger geniessen. Er achtet sich beispielsweise darauf, ob ein Stock bricht. © Frapp
Stefan Julmy kann das Spiel weniger geniessen. Er achtet sich beispielsweise darauf, ob ein Stock bricht. © Frapp
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15 Minuten vor dem Spiel gegen Gottéron beendet ein ZSC-Akteur nach dem anderen das Aufwärmen in der Swiss Life Arena. Auf dem Weg in die Garderobe geben die meisten ihre Hockey-Handschuhe dem Materialwart ab. Und der Materialwart der Zürcher spricht Senslerdeutsch. Stefan "Guzzi" Julmy stammt aus Zumholz und hängt um 19:30 Uhr die nassen Handschuhe auf die Föhn-Vorrichtung (siehe Video). "Es sind noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen", sagt der 29-Jährige. Die grösste Arbeit hat "Guzzi" nämlich zu diesem Zeitpunkt bereits hinter sich.

Sein Arbeitstag beginnt beim Gameday bereits am Vormittag. Nach dem Warm-up der Spieler am Morgen macht "Guzzi" die Garderobe für das Spiel am Abend bereit, schleift die Kufen der Spieler und schaut, dass alle genügend Stocktape und Klebeband haben. 

Einen Materialwart sieht das breite Publikum nur während dem Spiel. Er reicht den Spielern neue Stöcke, wenn diese auf dem Eis einem Slapshot nicht standgehalten haben und gebrochen sind. Oder wenn ein Spieler eine Kufe verliert, dann ist der Materialwart zur Stelle und setzt eine neue ein. Was aber niemand sieht: ohne den Materialwart, bei den ZSC Lions eben der Sensler Oberländer Stefan "Guzzi" Julmy, könnten die Spieler gar kein Spiel bestreiten. 

Die Schlittschuhe, das wichtigste Equipment des Eishockeyspielers neben dem Stock. Diese müssen immer perfekt geschliffen sein. "Guzzi" liebt diesen Teil seines Jobs. 

Da kann ich mich verwirklichen und meine Handschrift zeigen.

Jeden Tag steht der 29-jährige aus Zumholz an der Schleifmaschine und bringt die Eisen der Spieler auf Vordermann. So auch heute Nachmittag, bevor die ZSC Lions am Abend gegen Freiburg-Gottéron spielen werden. Der französische Stürmer Alexandre Texier will seine Kufen nach jedem Training, besonders vor dem Spiel, neu geschliffen haben. Also, ab an die Maschine:

Aber nicht nur viel schleifen steht auf dem Tagesprogramm von "Guzzi". Viel Material bereitstellen muss auch gemacht werden. Die Wäsche der Spieler hat er bereits am Morgen nach dem Warm-up gewaschen, diese wird in der Garderobe wieder aufgehängt, damit die Spieler ihre Kompressions-Kleider unter der Ausrüstung wieder griffbereit haben.

Aber auch das Verbrauchsmaterial in der Kabine muss bereitgestellt werden. Isolierband für den Stock. Dick und dünn, schwarz und weiss, nach jedem Gusto der Spieler. "Wir brauchen rund 50 Rollen pro Saison - nur von einer Sorte". 200 Rollen Tape für die Stöcke pro Saison! Hinzu kommen noch das Klebeband für die Schoner und die Schuhbändel, die "Guzzi" ebenfalls in rauen Mengen bereitstellt. 

Boxenstopp während dem Spiel

Zurück in der Swiss Life Arena, die letzten Akteure überlassen Stefan Julmy die Handschuhe. ZSC-Stürmer Willy Riedi hat dabei ein ganz spezielles Ritual. Wie ein Quarterback beim Football passt er die Handschuhe zu "Guzzi". Der Sensler fängt problemlos. "Das ist ein gutes Omen", erzählt er.

Wenige Minuten später beginnt die Partie gegen Gottéron. "Ich kann ein Eishockeyspiel nur etwa zu einem Viertel geniessen. Sonst schaue ich eher, ob ein Stock bricht", erklärt Julmy. Plötzlich kommt Stürmer Phil Baltisberger auf die Bank und braucht neue Kufen. "Man kann es vergleichen wie in der Formel 1 bei einem Boxenstopp." Wichtig sei, dass keiner den nächsten Shift verpasst. Der Kufenwechsel ist aber nach 40 Sekunden abgeschlossen.

Um 21:55 Uhr ertönt die Sirene, Gottéron schlägt auswärts die Zürcher knapp 2:1. "Ich hasse es zu verlieren. Ob ich Freiburger bin oder nicht, ist egal. Ich leide mit den Jungs - mit denen ich tagtäglich arbeite - mit." Und auch eine halbe Stunde nach der Partie ist der Arbeitstag von "Guzzi" noch nicht zu Ende. Am nächsten Tag steht das Auswärtsspiel in Ambri an. "Wir waschen jetzt noch Kombis und schleifen einige Kufen, die nicht mehr scharf genug sind". Und erst dann kann sich Stefan Julmy für eine kurze Nacht ins Bett legen.

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Frapp / RadioFr. - Fabian Aebischer / Fabian Waeber
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