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Ein verantwortungsvoller Job mit der Kelle

Sollen nur noch Erwachsene auf dem Schulweg den Verkehr lenken? In Freiburg hat man Verständnis für diese Forderung - wenigstens zum Teil.

Schweizweit stehen knapp 5000 Patrouilleure im Einsatz, Erwachsene und Kinder. © Keystone

Jedes Jahr verunfallen in der Schweiz 950 Kinder bis 14 Jahre, wenn sie zu Fuss, mit dem Trottinett oder auf dem Velo im Strassenverkehr unterwegs sind, wie die Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU mitteilt. 40 Prozent der Unfälle ereignen sich auf dem Schulweg. Insgesamt werden bei diesen Unfällen jedes Jahr 190 Kinder schwer verletzt, sieben verlieren ihr Leben.

Denn Kinder könne diese verantwortungsvolle Aufgabe überfordern, obwohl sie speziell ausgebildet würden. Der Sicherheitsgewinn durch den Patrouillendienst sei unbestritten, schreibt die BFU. Allerdings würden von den 4800 Patrouilleurinnen und Patrouilleuren in der Schweiz über 2700 selbst noch zur Schule gehen.

Sowohl aufgrund ihres kognitiven Entwicklungsstandes als auch wegen der fehlenden Routine gelinge es ihnen nicht immer, Gefahren verlässlich einzuschätzen. Hinzu komme, dass Verkehrsdichte und -komplexität ständig zunähmen. Der Patrouillendienst sollte deshalb nach Einschätzung der BFU in Zukunft ausschliesslich mit Erwachsenen organisiert werden.

„Die Kinder sind stolz, wenn sie mit der Kelle ein Auto aufhalten dürfen“

Um den Schulweg sicherer zu machen, wurde in der Schweiz erstmals 1952 ein Patrouillendienst eingesetzt. Im Kanton Freiburg sind laut Kantonspolizei zurzeit rund 1000 Schülerinnen und Schüler als Patrouilleure im Einsatz. Die Erfahrungen seien gut. Es stimme zwar, dass das Verkehrsaufkommen seither stark zugenommen hat, bestätigt Bernard Vonlanthen, Sprecher der Polizei. Er betont aber, dass der Einsatz nicht nur dazu diene, die Jüngeren sicher durch den Schulweg zu begleiten. Es sei auch ein wichtiger Bestandteil der Verkehrserziehung. Zudem lernen die Kinder, Verantwortung zu übernehmen. „Die Kinder sind stolz, wenn sie mit der Kelle ein Auto aufhalten dürfen. Das ist sonst nur der Polizei und der Feuerwehr vorbehalten.“

Der Entscheid, ob Kinder auch künftig den Verkehr auf Fussgängerstreifen regeln, liegt aber weder bei der BFU noch bei der Polizei. Für die Sicherheit von Schulwegen sind vor allem Eltern und die Gemeinden zuständig. Die BFU und die Polizei haben lediglich beratende beziehungsweise ausbildende Funktion.

Nachtrag

Die Kantonspolizei Freiburg betont gegenüber RadioFr. und Frapp, dass sie die Analyse des BFU im Grundsatz teilt. Die Schülerpatrouillen hätten im Kanton Freiburg eine lange Tradition. Die Freiburger Polizei bilde die Kinder seit den 50er-Jahren für ihre Einsätze aus. Heute stünden im Kanton vermehrt auch Erwachsene im Einsatz, und zwar dort, wo der Verkehr potenziell gefährlich ist und/oder massiv zugenommen hat. Es gebe durchaus noch Passagen, die sehr wohl noch von Schülerinnen und Schülern gesichert werden dürfen. Die Polizei analysiere die Risikofaktoren an den einzelnen Standorten permanent. Im Kanton Freiburg sind laut Polizei zurzeit 971 Kinder und 523 Erwachsene als Verkehrspatrouilleure im Einsatz.

RadioFr. - Patrick Hirschi / rb
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