Ein Weckruf an Gottéron

Morgen geht es im 7. Spiel des Playoff-Viertelfinales für Freiburg-Gottéron um alles oder nichts! Warum ist es überhaupt so weit gekommen?

Den Freiburgern fehlte es in den letzten Spielen an Durchsetzungsvermögen. © Keystone

In den letzten drei Wochen haben wir Gottéron nur gelobt. Eine strahlende Bilanz der Qualifikationsrunde, eine Prognose auf das Viertelfinale, in der alle Zeichen für Gottéron gesprochen haben und ein Rückblick auf die ersten beiden Playoff-Spiele, die Gottéron kompromisslos gewonnen hatte.

Aber im Verlauf der letzten Woche hat der Wind gedreht, jetzt müssen wir Tacheles reden. Freiburg-Gottéron hat den 2:0 Vorsprung in der Serie gegen Lugano verspielt, nun steht es 3:3. In den letzten vier Spielen hat Gottéron nicht mehr überzeugt.

Wo hat es gehapert? 

Lugano fing an zu sticheln, die Freiburger liessen sich provozieren und dann sind die Emotionen übergekocht. Man hat aus Freiburger Sicht zu viele Strafen geholt, im Powerplay konnten sich die Luganesi häufig durchsetzen. Und an Niklas Schlegel, der aus seiner langen Verletzungspause zurückgekehrt ist, hat sich Gottéron die Zähne ausgebissen. 

Gestern hätten sie den Sack zumachen können, ja sollen! Aber wieder hat es viele Strafen gegen Gottéron gegeben, die erste schon nach fünf Minuten gegen Benoit Jecker, der dann auch direkt unter die Dusche geschickt wurde. Lugano holt sich in den fünf Minuten in Überzahl das berühmt-berüchtigte erste Tor. Bis jetzt hatte immer jenes Team gewonnen, das den ersten Treffer erzielt hat.

Auch sonst lässt Lugano keines seiner Powerplays ungenutzt und schiesst die Töpfe. Gottéron hat hingegen mehr Mühe. Im 5-gegen-5-Spiel sind sie eigentlich klar die bessere Mannschaft. Aber sie bezwingen Schlegel nur zwei Mal und hinken immer einen Schritt hinterher. Es kommt zu wenig Gegenwind gegen die Tessiner auf, die auf gar keinen Fall schon in die Ferien wollen.

Jetzt aber, hü!

Reto Berra macht Big Saves, Marcus Sörensen tanzt über das Eis, die Linie um Samuel Walser leistet gute Arbeit: auf dem Papier ist Gottéron immer noch die bessere Mannschaft. Und doch schaffen sie es nicht, in den entscheidenden Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren.

Dass sie es zu einem 7. Spiel haben kommen lassen, ist meiner Meinung nach fatal. Mit solchen grossen Drucksituationen kann Gottéron ja bekanntlich nicht gut umgehen... Nach einer sagenhaften Qualifikation, mit einer sehr gut aufgestellten Mannschaft und mit dem Feuer der immer voll gefüllten BCF-Arena im Rücken wäre es nichts als eine riesengrosse Enttäuschung, wenn Gottéron nicht einmal den Sprung ins Halbfinale schafft.

Deshalb gilt es jetzt, einen kühlen Kopf zu bewahren: nicht provozieren lassen, keine unnötigen Strafen holen, vorne hart spielen und Schlegel bezwingen. Und, entschuldigt den Ausdruck, aber: den Finger aus dem Arsch ziehen und den Willen aufbringen, in dieser Saison noch ganz weit zu kommen!

Ich glaube noch ganz fest daran. Freiburg-Gottéron holt sich morgen den alles entscheidenden Sieg.

RadioFr. - Patrizia Nägelin
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