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So sollten sich Wassersportler auf dem See verhalten

Immer wieder dringen Kajak-, Kanufahrer, Stand-up-Paddlerinnen und andere Wassersportler in Vogelschutzzonen ein. Wildhüter Pascal Balmer erklärt, wieso das für die Tiere schlimm sein kann.

Wildhüter Pascal Balmer spricht auf dem Murtensee mit Stand-up-Paddlern. © Mara Reidy

Auf der Sandbank bei der Mündung der Broye tummeln sich zahlreiche Wasservögel: Schwäne, Haubentaucher, Blässhühner, Enten, Wasserschwalben, Kormorane und viele mehr haben sich die kleine, dem Schilf vorgelagerte Insel im Murtensee zu eigen gemacht. Am Vormittag ist es noch still auf dem See – die Rufe der Vögel sind laut zu hören. 

Doch plötzlich werden sie von Menschenstimmen übertönt. Zwei Stand-up-Paddler gleiten zwischen den grossen gelben Bojen hindurch, die die Schutzzone markieren. Sofort startet Wildhüter Pascal Balmer sein Motorboot und fährt in Schritttempo auf die Paddler zu. "Guten Morgen!", ruft er ihnen zu. "Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass Sie hier in den gelben Bojen drin sind – das ist ein geschlossener Perimeter, hier gilt Navigationsverbot."

Innerhalb der gelben Bojen gilt Navigationsverbot.

Pascal Balmer, Wildhüter

"Aha, dann müssen wir also aussen herumfahren? Entschuldigung!", meint die angesprochene Paddlerin. Da die beiden am Rande des Perimeter unterwegs waren, bleibt es bei einem solchen Hinweis, erklärt Balmer. Die meisten Verstösse geschehen in seinen Augen aus Unwissen. "Stand-up-Paddler müssen keine Prüfung machen – die kaufen sich das, gehen auf den See und haben keine Ahnung von den Regeln. Das ist das Problem."

Auch die Seepolizei und die Fischereiaufsicht, die regelmässig auf dem Murtensee patrouillieren, würden Betroffene darauf aufmerksam machen, dass sie gegen das Gesetz über die Binnenschifffahrt verstossen. "Eine Ordnungsbusse von 50 Franken gibt es dann, wenn die Leute klar in den Schutzzonen sind", so Balmer. Es käme beispielsweise auch vor, dass Paddler gar die Sandbank betreten würden.

Auf der Sandbank bei der Mündung zur Broye tummeln sich die Wasservögel. ©Carine Meier

Für die Wasservögel sind diese Eindringlinge aber nicht nur störend, sondern manchmal sogar tödlich. "Die Tiere werden aufgeschreckt und landen so in den Fängen von Raubtieren", erklärt Balmer. "Die Wasservögel mausern im Sommer, das heisst, sie wechseln ihre Federn. Im Vergleich zu anderen Vögeln können sie in dieser Zeit nicht fliegen." Daher würden die Vögel in dieser Zeit Schutz im Schilf suchen – ein Grund, wieso man mit Booten und anderen Wassergeräten nicht ins Schilf fahren sollte.

Während der Brutzeit ist es noch schlimmer, wenn die Tiere wegen solchen Störungen ihre Nester verlassen müssen. "Die Eier werden kalt, wodurch die Jungen sterben können", erklärt Balmer. Ein weiteres Problem sind durch Boote verursachten Wellen. Laut Gesetz gilt daher bis zu 300 Meter vom Ufer entfernt die Höchstgeschwindigkeit von 10 Kilometern pro Stunde. Erst ausserhalb dieser Zone dürfen Boote beschleunigen.

Die Tiere sehen plötzlich diesen riesigen Schatten und erschrecken. Das gibt eine Massenflucht..

Pascal Balmer, Wildhüter

Entgegen der Intuition ist ein leises Stand-up-Paddler (SUP) aber nicht unbedingt eine kleinere Störung als ein lautes Motorboot. "Die Tiere merken schon von weitem 'Achtung, da kommt eine Gefahr auf uns zu' und können frühzeitig reagieren. Ein Gummiboot, SUP oder Kajak macht keinen Mucks. Im letzten Moment sehen die Tiere plötzlich diesen riesigen Schatten, erschrecken, und das gibt eine Massenflucht", erklärt Balmer. Besonders schlimm seien auch Kitesurfer. "Da kommt der Lärm vom Brett auf dem Wasser, und der grosse Schatten von oben. Für den Vogel ist das wie ein Angriff von allen Seiten."

Eine Möwe sitzt auf einer der gelben Bojen, die das Schutzgebiet markieren. ©Mara Reidy

"Der Murtensee ist ein natürlicher See, es hat viel Schilf, und das Ufer ist nicht überall vom Land aus zugänglich", so Balmer. "Das sind sehr gute Bedingungen für Wasservögel." Ende Sommer, im Herbst machen zudem viele Zugvögel halt am Murtensee – darunter auch seltenere Arten, die dann Hobby-Ornithologen an den See locken. Balmer fügt hinzu: "Bei den gelb markierten Schutzzonen geht es auch darum, dass sich diese Vögel hier ungestört aufhalten und ausruhen können." Würden sie dabei gestört, kann das auch schwerwiegende Auswirkungen haben – etwa dass die Tiere nicht mehr genug Energie haben, um ihre Reise fortzusetzen.

Damit Vorfälle wie der zu Beginn dieses Artikels beschriebene in Zukunft auf allen Schweizer Seen seltener vorkommen, hat der Verein Natur & Freizeit die Kampagne "Aufs Wasser mit Rücksicht" lanciert (siehe unten). Dieses Jahr wird diese nun erstmals auch auf dem Murtensee durchgeführt. "Wir wollen den Erholungssuchenden aufzeigen, wie sie sich auf dem Wasser naturfreundlich bewegen können", sagt Reto Solèr, Leiter der Kampagne. "Mittlerweile führen wir die Kampagne an zehn Schweizer Seen durch und arbeiten dafür eng mit den Kantonen zusammen – der Murtensee kommt dieses Jahr neu hinzu." Im Rahmen dieser Aktion will der Verein auch die Beschilderung verbessern und Wassersportler besser auf die Regeln auf dem See aufmerksam machen.

Wildhüter Pascal Balmer auf seinem Boot auf dem Murtensee. ©Carine Meier

Zu beachten auf dem Wasser

Geschlossene Gewässer wie der Murtensee bieten Lebensräume für Vögel, Fische und diverse andere Organismen. Umso wichtiger ist es, dass der Mensch diese Lebensräume schützt und respektiert. Durch die Kampagne "Aufs Wasser mit Rücksicht" macht der Verein Natur & Freizeit auf das richtige Verhalten auf Gewässern aufmerksam.

Folgende Regeln sollten Sie bei Ihrem nächsten Freizeitausflug neben oder auf einem See beachten:

  • Gebiete, die durch gelbe Bojen gekennzeichnet sind, sollten vermieden werden. Sie markieren Gebiete, wo Vögel geschützt sind.
  • Auch Zonen und Gebiete, die mit Hinweisen und Tafeln markiert sind, darf man nicht betreten.
  • Halten Sie mindestens 100 Meter Abstand zum Schilf. Vögel brüten und verstecken sich im Schilf.
  • Vermeiden Sie Sandbänke und Kiesinseln. Diese dienen den Vögeln als Rast- und Brutstätten.
  • Halten Sie eine grosse Distanz zu Vogelansammlungen. Störungen der Vögel sind schon bei einer Distanz von einem Kilometer möglich.

Zusätzlich schreibt das Gesetz folgende Regeln für den Umgang auf dem Gewässer vor:

  • Eine Schwimmhilfe ist ab einem Abstand zum Ufer von 300 Metern obligatorisch.
  • Ihre Kontaktdaten wie Name, Vorname und Adresse müssen auf dem SUP ersichtlich sein.
  • Nachts muss ein weisses Rundumlicht mitgeführt werden.
Freiburger Nachrichten - Redaktion / Carine Meier
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