Erstes Deutschfreiburger Autismus-Spektrum Treffen

Marie-Lise Equey-Binz ist Mutter eines Autisten und veranstaltet den ersten Deutschfreiburger Autismus-Spektrum Treffpunkt.

Marie-Lise Equey-Binz ist Mutter eines Autisten und veranstaltet den ersten Deutschfreiburger Autismus-Spektrum Treffpunkt. © RadioFr.

Marie-Lise Equey-Binz ist Mutter eines Autisten und weiss, wie komplex der Umgang mit dieser tiefgreifenden Entwicklungsdiversität ist. "Es ist eine grosse Herausforderung. Betroffene sind von Geburt an und bis ins hohe Alter mit Autismus unterwegs", erklärt sie.

Vielfältige Entwicklungsdiversität

Autismus ist eine angeborene und lebenslange Entwicklungsdiversität. Betroffene Personen haben oft Schwierigkeiten, mit anderen Personen zu kommunizieren, Beziehungen aufzubauen und haben eine andere Wahrnehmung der Welt. Der Alltag ist für sie oft sehr anstrengend und frustrierend. In der Schweiz gibt es keine Statistiken zu Autismus-Diagnosen, es wird von 1 Prozent Betroffenen ausgegangen.

Autismus hat verschiedene Facetten. Bekannt ist vor allem das sogenannte Asperger-Syndrom, eine schwache Form von Autismus. Betroffene sind intelligent, erlangen Zugang zu Sprache, haben aber Probleme, sich in andere hineinzuversetzen und sich zu integrieren. Oft haben sie ausgeprägte Interessen und ein grosses Wissen in ihren Spezialgebieten.

Symptome und Alltag

Als Unterschiede zu neurotypischen Menschen nennt Equey-Binz einerseits die Kommunikation. "Einige können nicht sprechen, andere sprechen ohne Unterbruch über ein Thema, teils sogar hochnäsig", erzählt sie. Daher sei es für diese Personen schwierig, Beziehungen aufzubauen. Andererseits sei es für Betroffene im Alltag eine Herausforderung, sich auf Neues sich einzulassen. Sie brauchen Regeln, Rituale und Abläufe. "Diese wollen sie unbedingt einhalten, egal in welcher Situation", beschreibt Equey-Binz. Sonst könne es zu Angstzuständen kommen.

Ich bin nicht benachteiligt. Die Gesellschaft macht mich benachteiligt

Rahmenbedingungen sehr wichtig

Wenn Equey-Binz mit ihrem Sohn über die Einschränkungen im Alltag spricht, sagt er: "Ich bin nicht benachteiligt. Die Gesellschaft macht mich benachteiligt." Ohne Betreuung, ohne Begleitmöglichkeit und ohne Coaching komme es in unserer Gesellschaft einfach zu einer Benachteiligung.

Langer Weg zur Diagnose

Im Kanton Freiburg sei es ein sehr langer Weg zur Diagnose. "Ab dreijährig kann es problemlos diagnostiziert werden. Eine frühe Diagnose wäre wichtig, um Fördermassnahmen schnell aufzugleisen und Eltern zu unterstützen", erklärt Equey-Binz. Ihr Kind wurde erst mit 15 diagnostiziert. Oftmals komme ADHS oder Hochbegabung dazu. Dafür braucht es Fachleute, die sich mit Autismus-Spektrum-Störungen befassen.

Tipps im Umgang mit autistischen Personen

"Im Kontakt mit autistischen Personen kann es hilfreich sein, diese zu fragen, ob eine Situation gut für sie ist oder sie etwas brauchen. Klare Strukturen helfen ebenfalls: Was machen wir und wie lange? Wenn immer etwas Neues dazukommt, kann dies zu Angstzuständen kommen", erklärt Equey-Binz.

Am Donnerstag, 29. September 2022 findet der erste Deutschfreiburger Autismus-Spektrum Treffpunkt in der OS Tafers statt. Aufgebaut wurde das Treffen mit verschiedenen Fachpersonen; mit Austauschmöglichkeit, zur Wissenserweiterung und um den Bedarf zu ermitteln in Deutschfreiburg.

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RadioFr. - Vanja Di Nicola / nschn
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