Freiburg greift am häufigsten zu Antibiotika

Eine nationale Auswertung zeigt, dass in Freiburg viel Antibiotika konsumiert wird. Der Kanton liegt auf Platz drei des Rankings.

Antibiotika sollte nie ohne ärztliche Anordnung eingenommen werden. © Pexels

Freiburgerinnen und Freiburger konsumieren täglich 40 Prozent mehr Antibiotika, als der Rest der Schweizer Bevölkerung. Das zeigen Daten von Schweizer Spitälern und Versicherern, die vom Gesundheitsobservatorium ausgewertet wurden. Mit 9,2 Pillen pro 1000 Einwohnende platziert sich der Kanton Freiburg auf Rang drei, direkt hinter dem Wallis und Genf. 

Hausärzte-Mangel als Ursache?

Aus der Statistik lässt sich ebenfalls herauslesen, dass alle lateinischen Kantone klar über dem nationalen Durchschnitt von 6,5 Pillen auf 1000 Einwohnende liegen. Die deutschsprachigen Kantone hingegen konsumieren alle weniger Antibiotika, als der Durchschnitt. "Es gibt einen kulturellen Einfluss, der anders ist. Man weiss, dass es in unserer Region üblich ist, mehr Antibiotika einzunehmen", sagt Pierre-Yves Rodondi, Leiter des Instituts für Familienmedizin an der Universität Freiburg. 

Lateinische Kantone konsumieren mehr Antibiotika, als deutschsprachige. - Quelle: Pexels

Rodondi erinnert daran, dass der Kanton Freiburg eine der höchsten Raten an Notfall-Behandlungen verzeichnet. "Wenn man in die Notaufnahme geht, hat der Arzt weniger Zeit und sieht den Patienten vermutlich nicht noch ein zweites Mal. Ein Antibiotikum könnte also schneller verschrieben werden", sagt der Instituts-Leiter. 

Der Mangel an Hausärzten könnte also seinen Teil zu den hohen Antibiotika-Verschreibungen beitragen. "Wenn ein Patient oder eine Patientin den Arzt nach Antibiotika fragt und sie ein volles Wartezimmer haben, dann kann es sein, dass Antibiotika eher einmal verschrieben wird, anstatt den Patienten richtig darüber aufzuklären", sagt Rodondi. 

Verbrauch seit 2015 rückläufig

Wird Antibiotika zu häufig eingenommen, kann dies verheerende Konsequenzen haben, angefangen bei der Resistenz gegen gewisse Bakterien. Laut den Zahlen des Bundes sterben jährlich 300 Menschen in der Schweiz, weil sie Antibiotikaresistenzen entwickelt haben. 

Der Antibiotikaverbrauch in Freiburg ist seit Jahren rückläufig. - Quelle: Pexels

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Laut den Zahlen des Gesundheitsobservatoriums ist der Antibiotikaverbrauch in Freiburg rückläufig. Seit 2015 ist er im Kanton um fast ein Viertel zurückgegangen. Und im europäischen Vergleich gehört die Schweiz zu jenen Ländern, die am wenigsten Antibiotika gebrauchen. Der Verbrauch hierzulande ist nur halb so gross, wie im EU-Durchschnitt. 

RadioFr. - Mehdi Piccand / asc
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