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Freiburgerin setzt sich in Uganda ein

Ein Jahr lang das Leben in der Schweiz gegen ein Leben in Afrika eintauschen: Anna Schwaller erzählt.

Anna Schwaller setzt sich in Uganda für die Rechte von Frauen und Kindern ein © zvg

Warum für ein Jahr nach Ostafrika gehen und sich dort für die Rechte der Frauen einsetzen?

Nach einer Weiterbildung am Graduate Institute (IHEID) in Genf und in Ghana wollte ich auch praktische Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit sammeln. Nach einigem Suchen und Bewerben bin ich auf Eirene Suisse gestossen, die für die Uganda Association of Women Lawyers (FIDA-Uganda) eine Juristin suchten, die sie bei Recherchearbeiten und beim Ausbau ihrer Weiterbildungen unterstützt. Zwei Aufgabenfelder, die ich mir mit der Arbeitserfahrung am Gericht und meinen Ausbildungen zutraue – und die es mir gleichzeitig erlauben, den eigenen Rucksack mit mehr beruflicher Erfahrung zu füllen.

Als es geklappt hat, bin ich doch etwas erschrocken: Ein ganzes Jahr auf einem anderen Kontinent – weit weg von Freunden und Familie? Jetzt bin ich schon vier Monate hier und es war definitiv die richtige Entscheidung.

Anna Schwaller

Für Frauen und Kinder

FIDA-Uganda setzt sich seit 50 Jahren erfolgreich für die Rechte von Frauen und Kindern ein. In 20 verschiedenen Niederlassungen kann sich die Bevölkerung in sogenannten "Legal Clinics" unentgeltlich rechtlich beraten lassen, bis hin zur Vertretung vor Gericht. Diese rechtliche Hilfe geht Hand in Hand mit verschiedenen anderen Projekten. So werden beispielsweise ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz geschult, Motorradtaxifahrer (sogenannte Boda Boda) zum Thema sexuelle Belästigung sensibilisiert, Stellungnahmen in den verschiedenen Gesetzgebungsprozessen abgegeben oder Gespräche über diskriminierungsfreie Rechtsprechung mit Justizbehörden geführt. Durch ihre langjährige Präsenz im ganzen Land und auf allen Ebenen, von der Dorfbevölkerung bis zur Regierung, ist die feministische Organisation gut etabliert und bekannt in Uganda.

Ich arbeite am Hauptsitz in Kampala unter der Leadership Academy. Diese wurde von FIDA-Uganda im Jahr 2022 ins Leben gerufen und dient als Netzwerk für Juristinnen, als Denkfabrik für die Organisation und bietet staatlich anerkannte Weiterbildungen an. Eine davon zum Thema Arbeitsmigration, mit besonderem Augenmerk auf Gewalt gegen Frauen. Dieses Thema bietet gleichzeitig einen guten Einblick in die wirtschaftliche Situation des Landes.

Kampala, die Hauptstadt von Uganda
Kampala, die Hauptstadt von Uganda

Hohe Arbeitslosigkeit

Uganda ist ein sehr junges Land. Gemäss den an der Weiterbildung genannten Zahlen sind 75 Prozent der Bevölkerung jünger als 35 Jahre alt. 700'000 Leute treten jedes Jahr neu in den Arbeitsmarkt ein, während die Wirtschaft nur 75'000 neue Stellen anbietet. Aufgrund der daraus resultierenden hohen Arbeitslosigkeit verlassen jährlich rund eine Million UganderInnen das Land in Richtung Golfstaaten. Ihr Ziel ist es, dort als Haushaltskraft oder Sicherheitsangestellte genug zu verdienen, um sich eine finanzielle Zukunft im Heimatland aufzubauen.

Dieser, von der Regierung unterstützte, Export von Arbeitskräften ist für die jungen Leute oft mit Problemen verbunden, unter anderem auch aufgrund des Kafala-Systems. An der Weiterbildung wurden mögliche Lösungsansätze aufgezeigt und diskutiert (Mindestlöhne, Sozialsystem, Anlaufstellen und Informationsveranstaltungen für Arbeitsmigrantinnen und -migranten im In- und Ausland sowie unentgeltliche Rechtsberatung).

Das Jahr in der Leadership Academy verspricht noch viele spannende Aufgaben. Zurzeit arbeiten wir an der Website von FIDA-Uganda, schreiben an einem Trainingshandbuch über die Dokumentierung von konfliktbezogener sexueller Gewalt und an einer internen Richtlinie zum Thema Umwelt.

Es gibt aber auch sonst viel zu berichten aus diesem Land, zur Wirtschaft, zum Klima und auch zum Essen. Für heute und zum Schluss vielleicht dieser Einblick: Wenn man auf dem Markt frische Eier kauft, werden einem diese nicht in einem Karton, sondern in einem dünnen Plastiksack gereicht. Wenn man dann zu Hause vom Boda Boda steigt, sind die Omeletten manchmal schon angerührt.

RadioFr. - Redaktion / Gastbeitrag
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