Gewollt facettenreicher und gewohnt unversöhnlich

Cloks Tik zeigen auf dem Album „Clik“ ihr bisher betörendstes Spiel und haben auch gleich ein neues Mitglied angeheuert.

Neu kommt Stefan Shishkanov zu Bernhard Skupin und Pascal Sontag hinzu. © Cloks Tik

Im Prozess des stetigen Ineinander- und wieder Auffaltens sonischer Ideen haben sich Cloks Tik zum Trio weiterentwickelt. Zur Stimme und Gitarre von Bernhard Skupin und der Perkussion von Pascal Sontag gesellt sich Stefan Shishkanov, der das Klangkonstrukt der tickenden Uhren mit Bass, Synthies, Stimme und Bassklarinette verstärkt. Primär war das Duo auf der Suche nach einer bassspielenden Person. Da Shishkanov in der Vergangenheit als Input-Geber bereits schon reichlich Senf zur Musik der beiden dazugegeben hat, war der Multiinstrumentalist die logische Wahl für Skupin und Sontag.

Aber was reizte den erfahrenen Musiker überhaupt an der Cloks-Tik-Sache, um aktiv mitzuwirken? „Ich war nebst der Stilistik immer sehr angetan von den Kompositionen. Zudem hat mich immer fasziniert, dass die beiden zu zweit einen grösseren und tieferen Sound hinkriegen, als manche Fünfer-Combos“, so Shishkanov. Facettenreicher Sound, kompositorisch spannende Wendungen und eine fein ausgewählte Couleur – zentrale Elemente des klanglichen Ganzen von Cloks Tik, was durch die Zutat Shishkanovs noch verflochtener und satter klingt. „Zudem funktioniert die Arbeit zu dritt ziemlich fliessend“, wie Pascal Sontag ergänzt. Dienlicher und wichtiger Nebenaspekt: Die bis anhin vom Perkussionisten via Pedal gespielte Basslinie wird nun von einem versiert gespielten E-Bass übernommen, was die dröhnende Sinuswelle durch einen lebendigeren Sound ersetzt. Trotzdem ist ja technisches Können oftmals nur die halbe Miete. Passt der dritte Kopf zur Idee und das dritte Herz zum gesuchten Gefühl von Cloks Tik? „Wir hatten zwei Optionen: Entweder suchen wir eine Person, die das einfach spielt, oder wir suchen ein Bandmitglied. Bei letzterem sind wir gelandet“, wie Sontag erläutert.

Stochern wir nochmals im Mood-Farbtopf der Combo. Wo liegt die emotionale Schnittmenge? „Im Sound ist eine gewisse Verworrenheit in der Melancholie spürbar, die mich fasziniert hat. Andererseits flackern immer wieder stilistische Lichtblicke auf, die zeigen, dass sich die beiden nicht nur im eigenen Saft mariniert haben, sondern stilistisch gibt es immer wieder Hoffnungsschimmer in dieser sad bastard music“, wie Shishkanov meint. So wirkt es auch auf dem Album Clik, wenn sich beispielsweise bei den Tracks "Objects" und "Radiant Apples" Stimme und Gitarre um hybrid-pochende Herzschläge winden oder über dem dunkelblauen Dickicht von "Sleepwalking" und "Soaked Bliss" fast heiteres Wetter herrscht. Kein von schweren Klängen gespeister Vortex mit dem Ziel, alles Licht aus der Gegend zu vertreiben, sondern eher ein durch Groove und ausgeklügelte Spielart fast bittersüsses Tänzeln.

Das hier vielleicht evozierte Träumerische wird jedoch bereits mit dem Auftakt zum Album in der Herbe der Realität verankert. „Fuck you, I know it’s juvenile“, hören wir Skupin zu Beginn des Albums zetern und bei "Sleepwalking" über „pretentious fucks“ herziehen oder wissen nach "Trap Shut", dass der Protagonist genannte fucks auch gerne mal provoziert. Nebst den vielen sehr touchierenden und wunderbar geflochtenen Textstellen, lebt das Album auch besonders von diesem verbalen Geradeheraus, dem ewig Unversöhnlichen, womit geschönte Fassaden abgerissen und Etiketten verbrannt werden wollen.

Inwiefern sind die Lyriks auf Clik eher kritische Blicke und Hiebe nach aussen, anstatt introspektiver Seelenfrass früherer Veröffentlichungen? „Ja, manche Textstellen wirken recht hässig, was aber manchmal auch nur Momentaufnahmen sind. Ich habe aber auch bemerkt, dass ich in diesem Prozess das Bedürfnis hatte, gewisse Dinge beim Namen zu nennen“, erklärt Skupin, „aber es kann genauso gut wieder in die andere Richtung gehen“.

Clik ist keine in sich geschlossene Geschichte, sondern eher schwingende Augenblicke gelebten Lebens in bald verworrenen, bald lichten Innen- und Aussenwelten, die sich mit der Zeit auf- und einfalten. Tick-tack…

RadioFr. - Valentin Brügger
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