Häusliche Gewalt kennt kein Alter
Das Freiburger Gleichstellungsbüro hat eine Schulung organisiert, die sich mit Gewalt bei älteren Ehepaaren befasst.
Es ist ein Tabu, über das kaum geredet wird: häusliche Gewalt unter älteren Menschen. Das Gleichstellungsbüro des Kantons Freiburg hat eine Reihe von Diskussionen und Konferenzen zum Thema häusliche Gewalt bei älteren Paaren veranstaltet und damit auf die Problematik aufmerksam gemacht.
Géraldine Morel ist Koordinatorin für die Bekämpfung von Gewalt in der Ehe für den Kanton Freiburg. Sie weist auf mehrere problematische Aspekte beim Thema häuslicher Gewalt unter älteren Menschen hin: "Die Kinder wollen es nicht unbedingt wahrhaben, dass ihre Eltern Probleme haben." Auch der Hausarzt sei oft der Arzt beider Ehepartner, was das Opfer davon abhalten könne, darüber zu sprechen.
Ausmass schwierig abzuschätzen
Es sei schwierig, das Ausmass der Gewalt abzuschätzen, da es keine Statistiken über das Alter von 70 Jahren hinaus gibt. Im Jahr 2021 waren nur fünf Prozent der Frauen, die eine Opferberatungsstelle aufsuchten, älter als 64 Jahre. "Sehr wenige ältere Opfer kommen wegen einer Körperverletzung in die Notaufnahme", sagt Géraldine Morel. Dabei machen Seniorinnen und Senioren zwanzig Prozent der Schweizer Bevölkerung aus. Studien zeigen, dass jede fünfte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer oder sexueller Gewalt werde. "Um diese Opfer muss man sich kümmern, das hört nicht einfach so auf. Sie brauchen Hilfe", so Morel.
Die Schulung am Dienstag richtete sich an Fachkräfte wie Krankenpfleger, Sozialarbeiterinnen oder Organisationen wie das Rote Kreuz.